Essen. Alle 21.000 Kita-Kinder in Essen absolvieren ab sofort zweimal wöchentlich einen Lolli-Test. Warum das die meisten Eltern gut finden.
Alle 21.000 Kita-Kinder in Essen werden jetzt zweimal wöchentlich mit so genannten „Lolli-Tests“ auf das Coronavirus überprüft. Am Donnerstag erfolgte der Start in rund 180 von insgesamt 300 Betreuungseinrichtungen im Stadtgebiet. Die anderen sollen den Test-Betrieb noch in diesem Monat aufnehmen.
Die PCR-„Lolli-Tests“, die auch seit Mai in den Essener Grundschulen zum Einsatz kommen, werden gruppenweise als so genannte „Pool-Tests“ in Großlaboren ausgewertet. Ist ein positiver Fall in einer Gruppe, bleiben die Kinder der betroffenen Gruppe am nächsten Tag zu Hause, und die Eltern geben einen zweiten Test in der Kita ab, um die infizierten Kinder genau zu ermitteln.
Umsetzung ging ausgesprochen schnell
Ende November hatte die Stadt beschlossen, zu überprüfen, ob die Lolli-Tests an Essener Kitas flächendeckend eingeführt werden können. Bis zum Startschuss am Donnerstag sind gerade mal sechs Wochen vergangen - obwohl noch Weihnachten dazwischenlag. So gesehen, ist die Umsetzung tatsächlich ausgesprochen schnell über die Bühne gegangen. „Ohne den engen Schulterschluss mit allen Trägerinnen und Trägern, Kitas und Eltern wäre der schnell Start nicht möglich gewesen“, lobt Muchtar Al Ghusain, der Jugenddezernent der Stadt Essen.
Noch im Dezember hatte NRW-Familienminister Joachim Stamp erklärt, dass ein flächendeckender Einsatz von PCR-„Lolli“-Tests nicht möglich sei, weil es nicht genügend Labore gibt. Trotzdem prüfte die Stadt Essen, wie es um die Kapazitäten bestellt ist – und fand in Köln ein Großlabor, das ab sofort die Tests der Essener Kitas analysiert.
Stadt: Die meisten Eltern finden die Lolli-Tests gut
Bislang waren Kita-Kinder in der Regel dreimal wöchentlich zu Hause von Eltern getestet worden – mit den so genannten Schnelltests, die es überall zu kaufen gibt, jedoch als unsicher gelten. „Die meisten Eltern begrüßen die Einführung von Lolli-Tests“, sagt Carsten Bluhm, der Leiter des Essener Jugendamts. Eine Mutter bestätigt: „Die PCR-Tests bringen natürlich viel mehr Sicherheit, und wir sind sehr froh über diese Lösung“, sagt Christiane Kramer, die Vorsitzende des Elternbeirats der städtischen Kita an der Heßlerstraße (Altenessen). Auch dort begann am Donnerstagmorgen die Testung in allen vier Gruppen. „Das ist für uns logistisch durchaus machbar, und die Lolli-Tests werden wie das obligatorische Händewaschen am Morgen in die Abläufe unseres Kita-Alltags eingebaut“, sagt Petra Büscher, die Leiterin der Kita.
Für die Kinder stellt der Lolli-Test keine große Anforderung: „Die machen das völlig selbstständig, und nur ein Einjähriger in unserer altersgemischten Gruppe erhält Hilfe seiner Eltern“, berichtet Petra Büscher. Wie auch in den Grundschulen, bringt die Test-Logistik einige Arbeit für die Pädagogen vor Ort: Röhrchen müssen beschriftet oder mit Code-Aufklebern versehen werden; die Tests gehen unmittelbar am Morgen per Kurier ans Labor, die Ergebnisse kommen per E-Mail an die Leitungen der Einrichtung und müssen ausgewertet werden.
Noch keine „Rückstelltests“ in den Kitas: Was im Falle eines Positiv-Tests passiert
In den Grundschulen ist das Lolli-Testverfahren in dieser Woche ein wenig geändert worden. Der zweite Test, der im Fall einer Positiv-Meldung zum Einsatz kommt, wird nicht mehr zu Hause durchgeführt und von den Eltern in die Schule gebracht. Stattdessen geben die Kinder am Test-Tag direkt einen zweiten Test ab, einen so genannten „Rückstelltest.“ Der wird dann analysiert, wenn es in der Gruppe einen positiven Fall gibt. So wird bei den Kitas noch nicht verfahren, denn dafür mangele es an Laborkapazitäten, aber „die Stadt Essen arbeitet intensiv daran, ähnlich wie in den Schulen perspektivisch direkt Rückstellproben in den Kitas zu ermöglichen“, sagt Stefanie Kutschker, die Sprecherin des Essener Jugendamts.
Info-Angebot der Stadt zum Thema „Pool-Tests an Kitas“
Weil viele Väter und Mütter immer noch zahlreiche Fragen, hat die Stadt eine Extra-E-Mail-Adresse eingerichtet, an die man Fragen zum Thema „Lolli-Test an Kitas“ schicken kann. Sie lautet pooltestung@jugendamt.essen.de; auch der Familienpunkt in der Innenstadt beantwortet Fragen: 0201/ 88 51 777
Darüber hinaus hat das Jugendamt einen Katalog mit häufigen Fragen und entsprechenden Antworten (FAQ) erstellt – zu lesen im Internet unter www.essen.de/coronavirus_kitas.
Zahl der Corona-Infektionen unter Kindergartenkindern nimmt zu
Die Anzahl registrierter Infektionsfälle unter Kleinkindern nimmt unterdessen rapide zu. 84 Fälle meldet das Robert-Koch-Institut (RKI) am Donnerstag unter den Null- bis Vierjährigen. Bei den Fünf- bis Neunjährigen – genauer sind die Alterskohorten nicht aufgeschlüsselt – sind es aktuell stadtweit 281 Fälle. Das ist angesichts grundsätzlich stark ansteigender Infektionszahlen nicht verwunderlich.