Essen. Ein riesiges Graffiti-Kunstwerk haben 30 erfahrene Sprayer und einige Jugendliche an einer Wand in Essen-Bochold geschaffen. So sieht es aus.
Rot-Weiss Essen hat Konkurrenz bekommen: In der Nähe vom Stadion gibt es jetzt eine neue Attraktion: Knapp 30 Graffiti-Künstler aus ganz Deutschland gestalten am 9. und 10. April eine 260 Meter lange Betonwand mit farbigen Bildern. Nicht nur Nachbarn an der Bottroper Straße zieht das Graffiti-Event an. Die Verschönerungsaktion stößt auf großes Interesse.
Die Bocholder sollen sich mit ihrem Stadtteil identifizieren – und da kann ein bisschen Farbe nicht schaden, davon sind die Organisatoren des Graffiti-Events nahe der Hafenstraße überzeugt. An Tag zwei der Aktion sieht die vorher triste, bis zu sechs Meter hohe Mauer schon viel freundlicher aus. Riesige, meist abstrakte Bilder ziehen jetzt die Blicke auf sich, während noch etliche Künstler und Künstlerinnen ihre Werke vervollständigen oder gerade erst in Angriff nehmen – bei eiskaltem Wind, teils in luftiger Höhe auf der Leiter.
Für die Graffiti-Künstler und Organisatoren David Hufschmidt und Ingo Ahlborn ist die Veranstaltung eine gelungene Aktion, die nicht nur den Stadtteil auf Dauer verschönert, sondern auch Gelegenheit bietet, sich mit Kolleginnen und Kollegen aus Hamburg, Berlin, Köln oder Münster auszutauschen und ein bisschen zu feiern. Bei Kaffee, Kuchen und belegten Brötchen gibt es im nahen Heim eines Hundevereins Gelegenheit, sich aufzuwärmen.
Streetart-Künstler verwandeln Betonwand in ein KunstwerkHufschmidt und Ahlborn veranstalten seit zehn Jahren das Graffiti-Event Hafendampf und suchen dafür immer neue Orte für legale Bilder im Umfeld. Die von der Bürgerinitiative gegen den wilden Automarkt (Bigwam) in Kooperation mit dem Quartiersmanagement Bochold initiierte Aktion kam ihnen da gerade recht.
„Natürlich kommen wir auch immer wieder gern in den Stadthafen zurück, nach dem unsere jährliche Veranstaltung benannt ist, aber da gibt es halt wenig Publikum für die Kunstwerke. Wir suchen immer Wände, die wir gestalten können, arbeiten oft mit dem Jugendamt oder wie hier mit Stadtteilinitiativen zusammen“, sagt David Hufschmidt und widmet sich wieder der Asterix-Figur an der Wand. „Viele wundern sich, dass es hier so wenig figürliche Motive gibt, aber eigentlich geht es ja um die Kunst, seinen eigenen Graffiti-Namen so abstrakt wie möglich darzustellen.“
Die Graffiti-Künstler bearbeiteten eine 260 Meter lange Wand in Essen
Das riesige Wandbild aus vielen Segmenten in Stadionnähe soll über Jahre bleiben. „Vielleicht so lange, bis wir irgendwann die Möglichkeit erhalten, die Fläche neu zu gestalten“, hofft Ingo Ahlborn. Die beteiligten Künstler bekämen keine Gage, dafür aber Material und Unterkunft gestellt.
Sie alle fanden an der Bottroper Straße viel Aufmerksamkeit – auch seitens der freien Fotografen, die zahlreiche Motive fanden. Wie Ulrike Romeis (60), Fotografin aus Dortmund, die die Sprayer-Szene seit Jahren begleitet und ihre Bilder überregionalen Medien anbieten möchte: „Das ist eine so tolle, kreative Sache, die zur Verschönerung des Umfelds hier im Ruhrgebiet beiträgt. Und der Zusammenhalt untereinander ist beeindruckend.“