Essen-Kupferdreh. Legale Graffiti sollen illegale Sprayer im Kupferdreher Bahnhof fernhalten – bislang erfolgreich. Doch es gibt neue Schmierereien im Stadtteil.
Unermüdlich kämpfen Bürger, Bahnhofspaten und Vertreter der Bürgerschaft in Kupferdreh gegen Vandalismus, der den Stadtteil regelmäßig und besonders heftig trifft. Riesige Schriftzüge und großflächige Schmierereien tauchen immer wieder auf Denkmälern, Spielplätzen, der neuen Kampmannbrücke und auch am neuen Bahnhof auf. Dort soll nun eine Kunstaktion Abhilfe schaffen.
Graffitikünstler Jan Schoch und sein Team haben den Bahnhofsbereich sowie den nördlichen Teil der Bahnaufständerung gestaltet. Acht Pfeiler tragen nun Fantasiefiguren, Radler oder Stand-up-Paddler in leuchtendem Grün als Motive – und Graffitischutz, um sie vor illegalen Sprayern zu schützen. Dank dieser Schicht sollen sich Schmierereien wieder entfernen lassen. Bislang aber blieben die Bilder verschont.
Bereits 2019 wurde die „Aktionsgemeinschaft gegen Vandalismus“ gegründet
Damit könnte die Idee der Bürgerschaft Kupferdreh aufgehen. Vorstandsmitglieder der Bürgerschaft haben dazu mit vielen Mitgliedern anderer Kupferdreher Vereine bereits 2019 die „Aktionsgemeinschaft gegen Vandalismus (AgV)“ gegründet, um gegen den immer weiter um sich greifenden Vandalismus und die Verunstaltung des öffentlichen Bildes von Kupferdreh vorzugehen.
Denn seitdem der neue aufgeständerte Bahnhof Kupferdreh im August 2012 in Betrieb genommen worden war, waren auch die Pfeiler der Bahnaufständerung und der Bahnhof selbst immer wieder Opfer von Vandalismus und wilden Graffiti-Schmierereien. Die „AgV“ handelte und rief so manches Projekt ins Leben.
Konkrete Hinweise sollen bei der Polizei eingegangen sein
Zudem stünden sie weiterhin mit der Polizei in Kontakt, berichtet Rainer Busch von der Bürgerschaft. Weil es auch darum geht, die Täter zu erwischen, sind alle gefragt, die Augen offen zu halten und die Polizei zu rufen, wenn sie illegale Sprüher sehen. Hinweise habe es durchaus gegeben, Ergebnisse stünden noch aus, sagt Busch und ärgert sich bereits über weitere Schmierereien: hoch oben an den Lärmschutzwänden der A 44, die über dem Bahnhof verläuft. Zudem bleiben dreckige Bereiche wie rund um die Mülleimer und beschmierte Sitzbänke ein Problem.
Vor den farbenfrohen Pfeilern berichtet Jan Schoch von den positiven Reaktionen auf sein Werk: Ob Jugendliche oder die Seniorinnen mit dem Rollator, viele seien stehengeblieben, während er die Wände gestaltete. Bevor das allerdings so weit gewesen ist, musste so einiges im Rathaus organisiert, beantragt und genehmigt werden, erinnert Jürgen Gentzmer, Vorsitzender der Bürgerschaft an die Anfänge.
Die beschmierten Säulen auf dem Parkplatz sollen ebenfalls neu gestaltet werden
Weitere Pfeiler sollen gestaltet werden
Wenn der Deilbach offen gelegt und die Baustelle abgebaut sein wird, sollen weitere Pfeiler am Bahnhof-Kupferdreh farblich gestaltet werden.
Dann könnte sich die Bürgerschaft Kupferdreh vorstellen, Mädchen und Jungen aus Kindertagesstätten oder von Grundschulen mit einzubinden.
Das Projekt ist nun aber mitnichten abgeschlossen: Die im südlichen Bereich stehenden Pfeiler befinden sich noch im Baustellenbereich. Sobald die Offenlegung des Deilbachs abgeschlossen sein wird, sollen diese ebenfalls Farbe erhalten. Das hoffen die Beteiligten auch für die Säulen auf dem Parkplatz gegenüber, das allerdings liege in der Verantwortung der Stadt.
Mitverantwortlich für die Neugestaltung im Bahnhofsbereich selbst ist Bahnhofspate Ralph Leurs. Für den Kupferdreher Bahnhof, der zur „DB Service & Station AG“ gehört, ist er seit dem Frühjahr als Ehrenamtlicher im Einsatz und gründete zudem mit weiteren Kupferdreher Bürgern die „IG Kupferdreher Bahnhof“. Die Mitstreiter haben seitdem mit finanzieller Unterstützung der Bezirksvertretung Ruhrhalbinsel mehrmals kurzfristig Graffiti-Schmierereien am Aufgang beseitigt. Da dieser Erfolg stets nur von kurzer Dauer gewesen ist, ist auch dieser Bahnhofsbereich künstlerisch gestaltet worden.
Essen-Kupferdreh soll touristisch nach vorn gebracht werden
Das Konzept hat Ralph Leurs mit Vertretern der Deutschen Bahn und Jan Schoch entwickelt und abgestimmt. Finanziert wurde es mit Hilfe der Bezirksvertreter sowie aus Spenden. Wer nun zum Bahnsteig hinaufgeht oder die Treppe hinunterkommt, blickt auf die frühere Eisenbahnbrücke, die Hespertalbahn und den alten Bahnhof – aufgetragen auf die Wände.
„Wir möchten Kupferdreh damit touristisch nach vorn bringen“, sagt Ralph Leurs zu den Motiven. Immerhin hätte der Stadtteil auch mit dem Mineralienmuseum, dem Deilbachhammer und dem Anleger der Weißen Flotte einiges zu bieten und gelte als Osttor zum Baldeneysee. Am Bahnhof gibt es nun ebenfalls einen Willkommensgruß an Bürger und Touristen: „Herzlich Willkommen in Kupferdreh. Das Tor zum See“, steht an einer Wand geschrieben. Eine Idee, die vom bereits verstorbenen engagierten Kupferdreher Bürger Diethelm Schuster stammt, an den der Bahnhofspate an diesem Tag erinnert.
Mit Blick aufs Gesamtkonzept sind sich die Verantwortlichen sicher: „Damit nimmt der aufgeständerte Bahnhof Kupferdreh sicherlich eine Sonderstellung, nicht nur unter den Essener Bahnhöfen, ein.“