Essen-Kupferdreh. Legale Graffiti: Jugendliche haben in Essen-Kupferdreh das Stadion an der Hafenstraße gesprüht. Eine Aktion gegen Vandalismus, nicht die letzte.
Mit fünf Jahren hat sein Vater ihn schon mit ins Stadion zu Rot-Weiss Essen genommen, heute hat Ralph Leurs (49) ein besonderes Projekt in Angriff genommen: Dabei haben Jugendliche das Stadion an der Hafenstraße am Kupferdreher Bahnhof an die Wand gesprüht – ganz legal. Es ist ein Baustein im Kampf gegen den Vandalismus im Stadtteil.
Auf der Rückseite der Garagen sind am Parkplatz am Kupferdreher Bahnhof nun das Stadion des Essener Fußballvereins und auch jubelnde Fans zu erkennen. Fährt hier der Bus vorbei, heben Busfahrer den Daumen. Andere machen Fotos und bleiben stehen. „Alle reagieren positiv auf das neue Bild“, ist die Erfahrung, die Ralph Leurs gemacht hat. Er wollte den Jugendlichen damit auch eine Plattform geben. Der 49-Jährige engagiert sich nicht nur als Bahnhofspate, sondern ist auch Mitglied der Kupferdreher Bürgerschaft.
Jüngst sind die Säulen am Busbahnhof mit leuchtender Farbe gestaltet worden
Und das Vorhaben der Mitglieder scheint aufzugehen: Die Bürgerschaft lässt den Bahnhof in Kupferdreh nach und nach in neuen Farben erstrahlen. Jüngst sind die Säulen am Busbahnhof mit leuchtender Farbe gestaltet worden. Die Mitglieder hoffen, so auch weiteren Vandalismus und illegale Graffiti zu vermeiden. Bislang mit Erfolg, denn noch ist keine der neu gestalteten Flächen beschmiert worden. Dabei ist genau das ein großes Problem im Stadtteil.
Seit Jahren schlagen die Täter zu und machen dabei weder Halt vor Hauswänden, noch vor Spielplätzen, der neuen Kampmannbrücke oder Denkmälern. Im Kampf gegen die illegalen Sprayer und ihre Taten hat die Bürgerschaft mit zahlreichen Kupferdreher Vereinen sogar eine Aktionsgemeinschaft gegen Vandalismus gegründet.
Weitere Säulen am Bahnhof im Bereich des Deilbachs sollen noch verschönert werden
Es gibt zwar Erfolge, bei denen Täter sogar geschnappt werden. Das ist allerdings eher die Ausnahme. daher freut sich die Bürgerschaft nun vor allem auch darüber, dass die neu gestalteten Flächen gut angenommen und verschont werden. Dabei soll es nicht bleiben, weitere Säulen am Bahnhof im Bereich des Deilbachs sollen noch verschönert werden.
Heimat-Preis der Stadt Essen 2021
Bei der Aktion „Heimat-Preis der Stadt Essen 2021“ landete die Bürgerschaft Kupferdreh mit dem Projekt Urban Art auf dem dritten Platz.
Dabei geht es um die künstlerische Gestaltung der Säulen am neuen Zentralen Busbahnhof in Kupferdreh. Einen Teil der Säulen schmücken bereits grüne Farbe und Fantasie-Figuren. Nach dem Umbau im Bereich des Deilbachs soll es mit dem Projekt an den Säulen dort weitergehen.
„Nach und nach werden auch die Strom- und Verteilerkästen an der Reihe sein“, kündigt Ulrich Matener, erster Vorsitzender der Bürgerschaft, an. Dann hoffen nicht nur deren Mitglieder darauf, dass auch die Stadt die runden, beschmierten Säulen am Parkplatz in Angriff nimmt. So lange wollte Ralph Leurs nicht warten. Der Fußballfan steht nicht nur vor jedem Spiel seines Vereins am Bahnhof Kupferdreh, um ins Stadion zu fahren, er hat auch seine Kontakte zu anderen Fans genutzt. Darunter Markus Biersa.
Die Hespertalbahn und die Eisenbahnbrücke am Baldeneysee gibt es als Wandbilder
Der 41-Jährige gehört zu den Freaks Ultras und rückte mit Jugendlichen in Kupferdreh an, um das selbst entworfene Stadionbild hier an die Rückwand der Garagen zu bringen. Diese wiederum gehören der Sparkasse, deren Filialleiter Jörg Pantel sie gar nicht erst lange von dem Projekt überzeugen mussten. „Auch diese Fläche war zuvor völlig beschmiert und wir haben jetzt die Hoffnung, dass das nicht mehr passiert“, sagt der Filialleiter mit Blick auf das Bild.
„Vielleicht ist das Stadion ja nur der Anfang für uns“, blickt Markus Biersa auf die noch beschmutzten Säulen und sieht weitere Möglichkeiten für legale Sprühflächen. Das Stadion ist übrigens nicht das erste Werk, das Ralph Leurs federführend auf den Weg gebracht hat.
Wer die Treppe zum Bahnsteig geht oder diese herunterkommt, blickt bereits auf die Hespertalbahn und die frühere Eisenbahnbrücke am Baldeneysee. An diesen Wänden heißt Kupferdreh die Reisenden als Osttor zum See willkommen. Und an der Garagenwand haben nicht nur Jugendliche die Gelegenheit erhalten, legal sprühen zu können: „Wir haben jetzt auch ein Tor zur Hafenstraße und das Stadion nach Kupferdreh geholt.“