Essen-Altenessen. Die Entsorgungsbetriebe Essen wollen ihren Recyclinghof an die Emscherstraße verlagern. Darum sind die Stadtteilpolitiker strikt dagegen.
- Der Recyclinghof an der Altenessener Lierfeldstraße hat nur bis Anfang 2024 eine Genehmigung. Der neue soll an der Emscherstraße entstehen.
- Stadtteilpolitiker beklagen, dass es bereits jetzt große Verkehrsprobleme in dem Bereich gibt.
- Stadt und EBE betonen, mehrere Standorte geprüft zu haben. Ein besserer sei nicht gefunden worden.
Die Essener Entsorgungsbetriebe (EBE) wollen einen neuen, moderneren Recyclinghof bauen und haben dafür ein Grundstück an der Emscherstraße im Norden von Altenessen ausgeguckt. In einer emotionalen Debatte erklärten die Stadtteilpolitiker in der Bezirksvertretung, warum ihnen das gegen den Strich geht.
Recyclinghof Essen: Lierfeldstraße hat Genehmigung nur bis 2024
Die Ausgangslage: Der Recyclinghof an der Altenessener Lierfeldstraße hat nur bis Anfang 2024 eine Genehmigung. Er gilt als nicht mehr zeitgemäß und ist mit 6500 Quadratmeter zu klein. Oft reicht die Pkw-Schlange bis weit auf die Lierfeldstraße, wo sie ein Verkehrschaos verursacht. Wer es geschafft hat aufs Gelände, muss Holz, Altmetall oder Gerümpel über Treppenstufen in hohe Container wuchten.
Ursprünglich sollte der Wertstoffhof an die Pferdebahnstraße umziehen, dort stünden 7500 Quadratmeter zur Verfügung. Mitte März erklärte die Verwaltung überraschend, dass sie das Gelände an der Emscherstraße mieten will. 14.600 Quadratmeter bietet die Fläche, die sich derzeit uneinsehbar hinter einer hohen Mauer verbirgt und nach Angaben der Stadt zum Schrotthandel Prison gehört.
Der dort gültige Bebauungsplan verbietet es nicht, dass dort ein Recyclinghof errichtet wird, also muss die Stadt sich das Okay von den politischen Gremien gar nicht einholen. „Sie haben ein Gefühl der Ohnmacht ausgelöst“, konstatierte Vanessa Gremer, SPD-Fraktionsvorsitzende in der BV in Richtung EBE und auch Mirko Sehnke (Die Partei) zeigte sich „irritiert über die mangelnde Beteiligungsmöglichkeit“. Einzige Chance für die Politiker ist die Forderung an die Stadt, den Bebauungsplan zu ändern.
Stadt und EBE streben allerdings in die andere Richtung und wollen jetzt ein Genehmigungsverfahren für den Recyclinghof bei der Bezirksregierung Düsseldorf starten. Diese wird dafür ein Naturschutz-, Lärm- und auch ein Verkehrsgutachten einfordern.
Recyclinghof in der Nähe von Wohnbebauung, Kitas und Schulen
Das Thema Verkehr führen die Ortspolitiker als Hauptgrund gegen den Standort an der Emscherstraße an. Unweit entfernt befinden sich verschiedene Schulen und Kindergärten und damit einhergehend Tempo-30-Zonen. Der Lkw-Verkehr, den die Spedition Helf verursacht, sorgt zudem schon länger für Ärger im Stadtteil. Jenseits der Bahngleise beginnt eine alte Zechenhaus-Siedlung und auch Richtung Süden befindet sich ab der nächsten Straßenecke zur Stauder- und Zollvereinstraße Wohnbebauung und Supermärkte sowie die Brauerei. Auch die Busse der Ruhrbahn verkehren in dem Bereich. „Wir haben da jetzt schon große Verkehrsprobleme“, erklärte Bezirksvertreter Friedel Frentrop (fraktionslos) in der Sitzung und betont: „Wir wollen Altenessen nach vorne bringen und nicht der Abfallstandort für die ganze Stadt sein.“
Auch Herbert Bußfeld (Die Linke), hob die verkehrliche Belastung hervor, nannte die Planungen in seinem emotionalen Statement „menschenverachtend“ und kündigte eine Bürgerversammlung an, bei der „die Post abgehen wird“. Man müsse Rücksicht nehmen auf die Menschen, die dort wohnen.
1100 Anfahrten pro Tag am Essener Recyclinghof
Die müssen, falls die Planung Realität wird, wohl mit durchschnittlich 1100 Anfahrten pro Tag leben; so viele werden an der Lierfeldstraße gezählt. Container und Wertstoffe möchte die EBE über das benachbarte Gelände der CAT Automobillogistik bis zur Stauderstraße leiten, wo die Entsorgungsbetriebe eine Annahmestelle für Bauschutt und Grünschnitt unterhalten. Diese soll als Umschlagplatz für den Weitertransport der Wertstoffe dienen. Der Vorteil: Die schweren Container-Lkw müssten gar nicht erst über die Emscherstraße fahren. Allerdings muss der Eigentümer des Nachbargrundstücks zustimmen.
Auch in der Bezirksvertretung VI war das Echo geteilt. „Was da entsteht, ist störendes Gewerbe“, erklärte Bezirksbürgermeister Michael Zühlke (SPD), nachdem die EBE die Pläne in der Sitzung vorgestellt hatte. Die Betroffenheit sinke allerdings mit der Entfernung. Wer nicht in der Nähe wohnt, erfreut sich eher an dem modernen Modulbau, der an der Emscherstraße – wenn die Genehmigung durch ist – innerhalb weniger Wochen entstehen soll. Der Verkehr wird über einen Rundkurs geführt. Über eine Rampe geht es hinauf aufs Deck, von oben lassen sich die verschiedenen Wertstoffe in die tieferstehenden Container entsorgen.
Stadt Essen hat mehrere Standorte für Recyclinghof geprüft
„Keiner bezweifelt die Abläufe auf dem Hof“, erklärte Bezirksbürgermeister Hans-Wilhelm Zwiehoff und unterstrich damit, dass die Anlage an sich nicht kritisiert werde. An dieser Stelle sei jedoch die zusätzliche Verkehrsbelastung das Problem. Er wünscht sich, ebenso wie die anderen Bezirksvertreter, dass die Stadt weitere Flächen im Stadtgebiet prüft.
Öffnungszeiten der Recyclinghöfe
Die Entsorgungsbetriebe Essen wollen das Grundstück an der Emscherstraße für mindestens 15 Jahre mieten. Der Vertrag sei unterschriftsreif und sehe auch ein Vorkaufsrecht vor.Öffnungszeiten der beiden großen Recyclinghöfe: Altenessen, Lierfeldstraße 49, Montag bis Freitag 7 bis 19 Uhr. Samstag 7 bis 15 Uhr. Schadstoffmobil: Dienstag und Donnerstag 9 bis 18.40 Uhr, Samstag 9 bis 15 Uhr.Recyclinghof Werden, Laupendahler Landstraße 150 (keine Annahme von Außenholz: also Zäune, Balken, Dachhölzer, Gartenhäuser, etc.) Montag, Dienstag, Mittwoch und Freitag 8 bis 15 Uhr, Donnerstag 9 bis 18 Uhr, jeden letzten Samstag im Monat 8 bis 14 Uhr.Eine Kamera überträgt die Warteschlange ins Internet: www.ebe-essen.de/service-info/recyclinghof
Genau das sei jedoch bereits geschehen, betont die Verwaltung. Rund zwei Dutzend weitere Flächen – darunter auch jene im Bereich Emil Emscher und eine an der Bottroper Straße – seien aber letztendlich nicht in die engere Wahl gekommen. „Wir prüfen aber noch weiter“, erklärte Sandra Jungmaier von der EBE, die in der Sitzung ordentlich in die Mangel genommen wurde. Ziel für die Bürger und Bürgerinnen sei es, wohnortnah zu entsorgen. Inwiefern das mit einem Recyclinghof im Norden der Stadt an der Grenze zu Gelsenkirchen erreicht werden soll, blieb offen.