Duisburg. Ein Bericht der Deutschen Umwelthilfe offenbart: Jährlich sterben Hunderte Duisburger an Folgen der Luftverschmutzung. Was man dazu aber wissen muss.

Die Autobahnen, die Stahl-Giganten, der Hafen: Duisburg ist ein riesiger Industrie- und Logistikstandort. Die Folgen der damit verbundenen Luftverschmutzung für Bürgerinnen und Bürger hat jetzt die Deutsche Umwelthilfe (DUH) ermittelt. Demnach sterben in Duisburg jährlich rund 400 Menschen durch Stickstoffdioxid NO2, das die Umwelthilfe als Dieselabgasgift bezeichnet.

Die Umwelthilfe (DUH) hat für alle deutschen Landkreise und kreisfreien Städte Daten der Europäischen Umweltagentur (EEA) ausgewertet. So kann sie nun die Todesfälle aufgrund der hohen Schadstoffbelastung durch Feinstaub (PM2,5) und das Dieselabgasgift Stickstoffdioxid (NO2) beziffern.

Laut Umwelthilfe sterben demnach jährlich über 3500 Menschen in Berlin wegen der hohen Feinstaubbelastung, weitere 1414 aufgrund von Stickstoffdioxid. Die Bundeshauptstadt sei damit trauriger Spitzenreiter bei der absoluten Anzahl an Todesfällen durch Luftschadstoffe in Deutschland. Vergleicht man die Statistik je 100.000 Einwohner, liegt beim Thema Feinstaub unter anderem Bottrop vorne mit je 150 Todesfällen. „Bei dem Dieselabgasgift NO2 führt die Stadt Duisburg die Liste mit 80 Todesfällen je 100.000 Einwohnende an“, berichtet die DUH.

Schadstoffe in der Luft: Deutsche Umwelthilfe fordert schnelle Umsetzung von Grenzwerten

Die Umwelthilfe fordert von der künftigen Bundesregierung eine schnellstmögliche Umsetzung der EU-Grenzwerte für Luftschadstoffe, spätestens bis 2028. Die EU selbst peilt das Jahr 2030 an. In einem zweiten Schritt müssten auch die deutlich strengeren Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation bis 2035 verbindlich eingehalten werden, nur so könne der Gesundheitsnotstand bekämpft werden, formuliert es der gemeinnützige Verein.

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„Es gibt keinen einzigen Landkreis in Deutschland, in dem die dramatische Luftverschmutzung nicht zu Erkrankungen und Todesfällen führt. Jede weitere Verschleppung effektiver Maßnahmen für die saubere Luft kostet Tag für Tag Menschenleben - und zwar überall in Deutschland“, sagt Jürgen Resch, DUH-Bundesgeschäftsführer. Er verlangt: „Keinen Tag länger dürfen die Finanzinteressen der Automobilkonzerne die Luftreinhaltepolitik unserer Bundesregierung bestimmen.“ Die Auswertung der DUH belege, dass die Belastung mit Luftschadstoffen nicht nur in Großstädten ein enormes Gesundheitsrisiko darstellt, auch der Kreis Wesel oder die Vulkaneifel seien betroffen.

Wichtig ist: Bei den DUH-Zahlen handelt es sich um Berechnungen auf Basis bestimmter Annahmen, über die sich laut Experten streiten lässt, und nicht um reale Todesfälle. Zudem entsteht Stickstoffdioxid ganz allgemein bei Verbrennungsprozessen, sowohl in Motoren mit Diesel und Benzin, aber etwa auch bei Waldbränden.

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Zigtausend Tote durch Luftverschmutzung in Deutschland

Insgesamt gab es laut EEA im Jahr 2022 in Deutschland 69.865 Todesfälle durch Luftverschmutzung aufgrund von Feinstaub und 28.464 aufgrund von NO2. Zum Vergleich: Durch Verkehrsunfälle starben bundesweit im gleichen Zeitraum rund 2800 Menschen.

Die Landesregierung hat gerade erst die aktuelle Luftqualität in NRW gelobt. Vor 40 Jahren musste die höchste Smog-Warnstufe ausgerufen werden, es gab Fahrverbote, Schulen wurden geschlossen. Heute würden die Grenzwerte in NRW heute überall deutlich unterschritten, sagte Umweltminister Oliver Krischer.

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Die Datengrundlage für die Analyse der DUH finden sich öffentlich zugänglich im „ETC HE Report 2024/6“.