Duisburg. Mehrfach sollen Kinder einer Grundschule von Fremden gelockt worden sein. Eltern sind besorgt, wollen mehr Sicherheit – und stoßen auf Gegenwind.

Es sei kein Einzelfall mehr, umso besorgter sind die Eltern der Heinrich-Bongers-Schule in Meiderich. Erneut soll ein Fremder auf dem Gelände der Grundschule zwei Mädchen angesprochen haben, um sie anzulocken. Die Duisburger Polizei ist daraufhin gerufen worden und ausgerückt. So steht es im Einsatzbericht vom 23. Januar, wie Polizeisprecherin Ronja Baerecke auf Nachfrage mitteilt. Die umgehende Fahndung nach dem Mann in dunkler Kleidung blieb allerdings erfolglos.

Alle Eltern sind alarmiert, denn es ist bereits der zweite polizeibekannte Vorfall seit dem 16. Dezember. „Wir wissen nicht mehr weiter“, sagt die verzweifelte Mutter einer Bongers-Schülerin. Ihre Tochter fühle sich nicht mehr sicher und traue sich kaum noch, zum Unterricht zu gehen. „Die Sicherheit muss gewährleistet werden“, fordert sie und spricht damit offenbar vielen aus der Seele.

Das bestätigt im Gespräch mit unserer Redaktion eine Elternvertreterin, die sich in einer Klassenpflegschaft engagiert. Viele Väter und Mütter sprechen sie an und melden sich regelmäßig, sagt sie, und alle forderten ein entschlossenes Handeln. Die Grundschule dürfe nach den Vorfällen nicht untätig bleiben.

Eindringlinge auf dem Schulhof: „Wir haben reagiert, und der Prozess ist noch nicht abgeschlossen“

Das sei sie keineswegs, betont Schulleiter Oliver Skukies auf Anfrage. „Wir haben reagiert, und der Prozess ist noch nicht abgeschlossen.“ Details möchte der Rektor nicht nennen. Er hat sich aber das Ziel gesetzt, „die Gefahr“, die von fremden Männern ausgeht, die Kinder auf dem Schulgelände oder dem Schulweg locken, „so gering wie möglich“ zu halten. Darüber stehe die Schulleitung mit den Eltern und der Elternpflegschaft im Austausch. Zudem herrsche weiterhin ein enger Kontakt zur Polizei.

Wie soll man Schülerinnen und Schüler vor Eindringlingen schützen? Mit städtischer Security wie hier 2023 noch an der Marxloher Gesamtschule? Eltern, Schulleitung und Polizei sind sich uneins.
Wie soll man Schülerinnen und Schüler vor Eindringlingen schützen? Mit städtischer Security wie hier 2023 noch an der Marxloher Gesamtschule? Eltern, Schulleitung und Polizei sind sich uneins. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Offenkundig ist das nicht jedem genug. „Wir haben viel vorgeschlagen“, sagt die Elternvertreterin. Eine Videobeobachtung. Die Schule habe dagegen Datenschutzbedenken angeführt. Eine ständige Toilettenaufsicht. Diese Idee sei auch nicht auf Gegenliebe gestoßen. Eine Elternwache. Väter und Mütter wollten außerhalb des Geländes patrouillieren, den Schulhof und die Außentoiletten im Blick behalten. Denn die beiden Mädchen sollen unterwegs zu den Toiletten gewesen sein, als der Fremde sie abpasste.

Für diese Elternwache wollen sich Freiwillige nun in Schichten ablösen. Genau so, wie sie sich bereits als Schulwegbegleiter absprechen. Doch sei der Widerstand der Schulleitung gegen solch eine Maßnahme besonders stark. Das Argument: Eine Patrouille verängstige die Mädchen und Jungen.

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Dabei berichten einige Familien, dass die Grundschüler und Grundschülerinnen verängstigt seien und sich nach Sicherheit sehnten. Nicht nur die Kinder schliefen schlecht, auch deren Eltern. „Wir alle haben ein mulmiges Gefühl“, sagt die Elternvertreterin, „Wir brauchen dringend eine Lösung“, aber bisher sei gemeinsam mit der Heinrich-Bongers-Schule noch keine gefunden worden.

Duisburger Kriminalhauptkommissarin macht auch Schulbesuche für mehr Sicherheit und Aufklärung

„Wir verstehen sehr gut, dass solche Vorfälle Angst machen“, sagt Polizeisprecherin Ronja Baerecke. Dass Eltern am Schulhof patrouillieren oder sich als ehrenamtlich Security anbieten, sei jedoch keine Lösung. Grundsätzlich rät sie außerdem entschieden von Selbstjustiz ab. Besorgte Eltern, Lehrerinnen und Lehrer verweist sie an die Kriminalprävention und den Opferschutz der Duisburger Kripo.

Dort ist Kriminalhauptkommissarin Susanne Thelen die Expertin für Gewalt gegen Frauen und Kinder und macht auch Schulbesuche, um zu sensibilisieren oder über mögliche Sicherheitsmaßnahmen zu informieren. Zuletzt wurde sie häufig in Duisburg angefragt.

Kriminalhauptkommissarin Susanne Thelen (links) ist Expertin für Gewalt gegen Frauen und Kinder. (Archivfoto)
Kriminalhauptkommissarin Susanne Thelen (links) ist Expertin für Gewalt gegen Frauen und Kinder. (Archivfoto) © FUNKE FotoServices | Norbert Prümen (nop)

Denn es hat in Duisburg seit Herbst 2024 einige Vorfälle mit Schulkindern gegeben:

So wurde am 12. November eine Neunjährige in Aldenrade kurz vor Schulschluss an den Toiletten von einem Teenager brutal angegriffen. Das Mädchen musste schwerverletzt ins Krankenhaus.

Keine Woche später wurde ein Grundschulkind in Duissern von einem Fremden angesprochen, und am selben Tag flüchtete ein Mädchen vor einem maskierten Fremden, der es auf ihrem Schulweg in Röttgersbach verfolgt hatte.

Ebenfalls in Röttgersbach sollen zwei Kinder am 9. Dezember von einem Fremden angesprochen worden sein. Die beiden waren nach dem Unterricht auf dem Weg von ihrer Grundschule nach Hause.

Umso mehr hoffen die Eltern der Heinrich-Bongers-Schule, dass sich ihre Töchter und Söhne wieder sicher fühlen. Dafür wollen sie mit der Schulleitung und der Polizei gesprächsbereit bleiben.

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