Duisburg. Sechs Mitarbeiter der Alloheim-Seniorenresidenz in Duisburg kündigen plötzlich, weitere üben Kritik. Welche Zustände eine Überprüfung festgestellt hat.

Wie steht es wirklich um die Personallage in der neuen Seniorenresidenz „Am Diergardtpark“ vom Träger Alloheim in Duisburg, nachdem sechs Fachkräfte die Einrichtung verlassen haben? Jetzt äußert sich die Stadt Duisburg zu den Zuständen im Seniorenzentrum an der Bergheimer Straße 170 in Hochemmerich.

Bei der Stadtverwaltung ist die WTG-Behörde angesiedelt, die früher Heimaufsicht genannt wurde. Die Behörde überprüft, ob die Einrichtungen im Stadtgebiet die Vorschriften aus dem Wohn- und Teilhabegesetz (WTG) erfüllen – ob ältere, pflegebedürftige oder behinderte Menschen dort so versorgt werden, wie sie es sollten.

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Was die Zahl an Angestellten in der Residenz angeht, erklärt die WTG-Behörde: „Von Beginn an stand der Einrichtung mehr Personal zur Verfügung als benötigt wurde, auch um den Start mit sukzessiver Belegung gut zu bewältigen“, sagt Stadtsprecher Falko Firlus dieser Redaktion.

Mitarbeitende der Residenz „Am Diergardtpark“ machen dem Träger Alloheim Vorwürfe, doch der private Pflegeanbieter wehrt sich. (Archivbild)
Mitarbeitende der Residenz „Am Diergardtpark“ machen dem Träger Alloheim Vorwürfe, doch der private Pflegeanbieter wehrt sich. (Archivbild) © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Zu berücksichtigen sei, dass kurz nach der Eröffnung weniger Menschen in der Residenz wohnten als heute. Naturgemäß verändere sich die Bewohnerzahl in den ersten Monaten regelmäßig. Auch Personalwechsel seien „nicht unüblich“. Dadurch könne für Bewohner einer neuen Einrichtung der Eindruck entstehen, es gebe nicht genug Mitarbeitende, erklärt Firlus.

WTG-Behörde: Aktuell sei genug Personal im Heim angestellt

Doch auch heute – mit mehr Bewohnern als am Anfang – könne die WTG-Behörde keine Unterbesetzung feststellen. In der Einrichtung werde der sogenannte Personalbemessungsschlüssel angewandt. Damit legt das Wohn- und Teilhabegesetz fest, wie viele Fach- und Hilfskräfte nötig sind, um eine bestimmte Anzahl an Heimbewohnern zu versorgen. Der Schlüssel berücksichtigt auch, wie intensiv die Bewohner betreut und gepflegt werden müssen.

Die Einschätzung der Stadt: „Entsprechend des genannten Schlüssels wird auch aktuell ausreichend Personal in der Einrichtung vorgehalten.“ Damit dies auch nach den sechs Abgängen gilt, habe die Seniorenresidenz seit Ende Dezember keine neuen Bewohner aufgenommen.

Die Aufsicht müsse die Personalsituation prüfen, erst dann dürften wieder neue Bewohner einziehen. Laut dem Träger Alloheim leben derzeit 66 Menschen in der Einrichtung. 26 Angestellte würden dort arbeiten und 24,3 Vollzeitstellen ausfüllen.

Residenz „Am Diergardtpark“: Zwei Beschwerden gingen bei der WTG-Behörde ein

Zwei Beschwerden über die Residenz „Am Diergardtpark“ seien im Dezember und Januar bei der Heimaufsicht eingegangen. Sie hätten sich dabei um die Zustände gedreht, die auch mehrere Mitarbeitende dieser Redaktion schildern.

Sie sprechen von unterbesetzten Diensten, fehlenden Fachkräften und von einem hohen Arbeitsdruck, der letztlich in viele Überstunden münden soll. Die Personaldecke habe Folgen für die Versorgung der Bewohner. Aus Angst vor Konsequenzen wollen die Mitarbeiter anonym bleiben. Auch im Dezember hieß es aus Kreisen des Heims, das Personal sei am Limit, die Stimmung auf einem Tiefpunkt.

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Die Behörde habe das Seniorenheim besucht, zusammen mit dem medizinischen Dienst. Weder die Schilderungen über zu wenig Personal noch die Vorwürfe über fehlende soziale Betreuung hätten sich bei der Prüfung bestätigt. „Zum Zeitpunkt der Kontrolle wurde ausreichend qualifiziertes Personal im Früh-, Spät- und Nachtdienst eingesetzt“, sagt Stadtsprecher Firlus.

Unterlagen zur Personalbesetzung seien geprüft worden und „waren nicht zu beanstanden“. Zum Betriebsklima könne die Behörde keine Angaben machen. Die Prüfungen der Behörde würden grundsätzlich ohne Ankündigung stattfinden.

Residenz-Träger Alloheim wehrt sich gegen Vorwürfe

Mitarbeiter der Heimaufsicht hätten die Einrichtung am Donnerstag, 30. Januar, erneut unangekündigt besucht. Auch dabei hätten sich die Kritikpunkte nicht bestätigt. Sie seien aber gegenüber der Einrichtungsleitung thematisiert worden. Falko Firlus sagt: „Vor dem Hintergrund der vorgebrachten Beschwerden wird die WTG-Behörde auch weiter im Austausch mit der Einrichtung bleiben.“

Der Träger der Einrichtung hatte sich vehement gegen die detaillierten Schilderungen von Mitarbeitern gewehrt. Die Dienstplanung entspreche den gesetzlichen Vorgaben, argumentiert der Betreiber. „Unsere Wohnbereiche sind entsprechend nach wie vor durch mindestens eine oder zwei examinierte Pflegekräfte besetzt – plus Pflegefachassistenz- und Pflegehilfskräfte sowie Qualitätsbeauftragte und Praxisanleiter“, erklärt ein Sprecher von Alloheim.

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>> Neben Hochemmerich: Alloheim betreibt weitere Einrichtungen in der Umgebung

  • Die Seniorenresidenz „Am Diergardtpark“ in Duisburg hat im April 2024 eröffnet. Dort gibt es 80 Pflegeplätze in Einzelzimmern und 26 Einheiten für Betreutes Wohnen, hatte der Betreiber vor der Eröffnung erklärt.
  • Betreiber des Zentrums ist die CMS Unternehmensgruppe, die seit 2018 zur Alloheim-Gruppe gehört. Alloheim betreibt weitere Einrichtungen in der Umgebung, unter anderem in Moers, Mülheim und Bottrop.
  • Die Alloheim Senioren-Residenzen SE zählt 263 Pflegeheime und etwa 25.500 Pflegeplätze in Deutschland. Damit ist es nach Unternehmensangaben der größte private Pflegeheimbetreiber des Landes.