Duisburg. Wer bei der „Solidarischen Landwirtschaft“ mitmacht, bekommt Salat, Kartoffeln und Co. – und unterstützt eine nachhaltige Idee. So funktioniert‘s.

Der Verein „Solidarische Landwirtschaft Mülheim e.V.“ (Solawi) will künftig auch Duisburger und Oberhausener mit frischem, lokal angebauten Gemüse versorgen. Ein Team, bestehend aus fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, erntet momentan für die Solawi Zucchini, Gurken und andere saisonale Sorten und versorgt so bereits 200 Haushalte in Mülheim und Umgebung. Bald sollen auch Kunden in den Nachbarstädten profitieren.

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Angebaut wird das Gemüse auf mehreren Hektar Feld in Mintard und Dümpten. Dabei ist „Solawi“ weit mehr als ein neues Geschäftsmodell für Bauern. Die Kundinnen und Kunden zahlen monatlich einen Beitrag. Mit dem Geld wird alles finanziert: das Saatgut, die fairen Löhne für das landwirtschaftliche Team, aber auch die Infrastruktur. Dafür bekommen die Teilnehmer dann regelmäßig Gemüse. „So wird Landwirtschaft wieder in die Hände der Verbraucherinnen und Verbraucher gelegt“, erklärt Johannes Dabringhausen.

Mülheimer wollen bald auch Duisburg versorgen

Jede Woche wird angeschlagen, was sich die Teilnehmer einpacken dürfen. Johannes und Sara wiegen zum Beispiel Möhren und Salat ab.
Jede Woche wird angeschlagen, was sich die Teilnehmer einpacken dürfen. Johannes und Sara wiegen zum Beispiel Möhren und Salat ab. © FUNKE Foto Services | Daniel Attia

Er ist einer von fünf landwirtschaftlichen Mitarbeitern im Mülheim. Bereits als Kind hat er seinem Opa im Garten geholfen. Später studierte er dann Soziologie, aber das war ihm auf Dauer zu theoretisch. Also entschied er sich für ein Landwirtschaftsstudium, weil man da konkret etwas bewegen kann. Beim Anbau achte das Team nicht nur auf Nachhaltigkeit, sondern verzichte auch auf jeglichen tierischen Dünger. „Wir stehen mit den Teilnehmenden im Austausch, bieten beispielsweise auch Führungen durch die Felder an“, beschreibt Sara Blümer vom „Solawi“-Verein.

Einmal pro Woche können sich die Teilnehmer auf dem Mülheimer Eumannshof ihr Gemüse abholen. Finden sich in Duisburg oder Oberhausen genügend Interessierte, könnte die Ernte aber auch zu einem zentralen Abholpunkt in der jeweiligen Stadt geliefert werden.

Auf Tafeln ist angeschlagen, was es gibt: diesmal zum Beispiel Spitzkohl, Kürbis, 480 Gramm Feldsalat, Porree, Möhren und Sellerie. In einer Kiste warten zudem Spinat und Mangold. Wenn von einem Gemüse nicht genügend vorrätig ist, wird abgewechselt, sodass jeder einmal jede Sorte bekommt. Künftig soll man auch Dinge, die man partout nicht mag, ausschließen können.  

Teilnehmer vom „knackigen Gemüse“ begeistert

Laura und Alex haben früher selbst ein Feld bewirtschaftet. Nun fehlt die Zeit und sie nutzen die Solawi. 
Laura und Alex haben früher selbst ein Feld bewirtschaftet. Nun fehlt die Zeit und sie nutzen die Solawi.  © FFS | F.P.

 „Wir kochen gerne und legen Wert auf frisches, lokal angebautes Gemüse“, erklärt Laura Jansen. Sie und ihr Freund Alex Heß ernähren sich vegan. „Früher hatten wir ein Selbst-Erntefeld. Aber jetzt bin ich mit dem Studium fertig und habe nicht mehr so viel Zeit.“ Die Solawi biete ihnen die Möglichkeit, nachhaltig produzierte Lebensmittel zu bekommen und eine gute Idee zu unterstützen. „Der Salat ist gar kein Vergleich zum Supermarkt. Er ist auch nach Wochen noch knackig. Man schmeckt echt einen Unterschied“, beschreibt Laura Jansen.

Außerdem ein schöner Nebeneffekt: Die beiden probieren Gemüse aus, das sie noch nicht kennen. Aktuell haben sie „Zuckerhut“ mitgenommen. Das ist ein winterharter Salat, den man auch wie Endivien unter Kartoffeln mischen kann und der ein bisschen bitter schmeckt. Zum Glück gibt’s in einer Solawi-Signal-Gruppe auch (Rezepte-)Tipps.

Kein einheitlicher Preis: Jeder gibt, was er kann

Damit auch im Winter Salat gedeiht, hat das Ernte-Team Folientunnel gebaut. Die Beiträge der Teilnehmer werden auch genutzt, um die Infrastruktur aufzubauen. 
Damit auch im Winter Salat gedeiht, hat das Ernte-Team Folientunnel gebaut. Die Beiträge der Teilnehmer werden auch genutzt, um die Infrastruktur aufzubauen.  © FFS | F.P.

 „Natürlich ist die Ernte im Sommer oder Herbst reichhaltiger als im Winter“, weiß Dabringhausen. Über das Jahr kommen rund 50 verschiedene Gemüsesorten zusammen. Jüngst wurde etwa ein Folientunnel errichtet, in dem in der kälteren Jahreszeit Salat gedeiht. Zusätzlich haben die Mitarbeiter einen Graben ausgehoben, die sogenannte Erdmiete. Hier lagern aktuell Rote Beete, Knollenserie und dicke Kohlrabi.

Ein einheitlicher Preis wurde für die Ernte-Anteile nicht festgelegt. Solidarisch bedeutet in dem Fall auch, dass jeder so viel zahlt, wie er kann. „Wir sprechen von einem Richtwert, zum Beispiel 130 Euro pro Monat“, erklärt Johannes Dabringhausen. Bei den so genannten Beitragsrunden, die demnächst in Duisburg und Oberhausen stattfinden, wird vorgestellt, wie viel Geld zusammenkommen muss, damit sich die Ausweitung lohnt. Anschließend kann jeder anonym erklären, wie viel er zahlen möchte. Kommt nicht genügend zusammen, gibt es eine zweite Abfrage. Damit sich eine Lieferung des Gemüses nach Duisburg lohnt, sind etwa zehn bis zwölf Teilnehmer nötig.

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Johannes Dabringhausen ist zuversichtlich: „Ich glaube, dass wir diese Zahl schnell erreichen.“ Die Solawi leiste schließlich auch Bildungsarbeit, die den Zusammenhang zwischen gutem Leben, Umwelt und guter Ernährung erlebbar mache.

>> Info-Veranstaltungen

Am Donnerstag, 16. Januar, gibt es im soziokulturellen Zentrum „Stapeltor“ (Stapeltor 6) eine Info-Veranstaltung. Der Verein stellt das Konzept vor. Die Beitragsrunde, in der dann jeder angibt, wie viel ihm eine Gemüsekiste Wert ist, findet am 25. Januar um 11 Uhr im Umwelt-Lokal Ruhrort (Weinhagenstraße 23) statt. Dies und das Stapeltor könnten dann später auch Ausgabe-Punkte für die Ernte werden.

Der zweite Info-Abend ist digital und findet am Sonntag, 19. Januar um 18 Uhr statt – zugänglich über www.solawi-mh.de/zoom 

Für Oberhausen ist die Beitragsrunde am 2. Februar um 15 Uhr beim Ruhrpott e.V. (Hauerweg 16a) geplant.