Mülheim-Dümpten. . Der Eumannshof bietet noch eine Idylle mit Feld und Weide, Hühnern und Pferden. Herzblut ist für die Landwirtsfamilie ein wichtiges Wort. Das letzte Feld wird noch bestellt.
Die Spuren des Eumannshofes an der Boverstraße Nr. 119 lassen sich zurückverfolgen bis 1797. Erstmals verzeichnet auf einer alten Karte unter dem Hofnamen „Donk“ im Dorf Mellinghofen gehört er heute zu Dümpten/Grenze Winkhausen. Heute ist er der letzte Bauernhof weit und breit, umringt von Häusern der Lerchenstraße, der Boverstraße und des Denkmannsfelds mit den Schrebergärten. Hügeliges Weideland mit ‚echten‘ Bauernzäunen und drei Pferden, die am Hof ihr Gnadenbrot fressen. Unten fließt der Horbach, die uralte Backsteinmauer umfriedet Haus und Ställe.
Der alte Hof am Horbachtal mit dem letzten noch verbliebenen Feld, die Viehweide gleich daneben, ist eine bäuerliche Oase. Tatsächlich, dieses Wort benutzen nacheinander beide, der Altbauer Wilhelm Eumann (83) und seine Nachfolgerin, Nichte Edda Hennenberg, die den Hof mit ihrem Mann 1980 übernommen hat. „Ja, das Feld am Hof, diese eine Oase ist uns noch geblieben“, sagt sie.
Auf dem Hof groß geworden
„Die Mädchen meiner Schwester haben von Kindheit an hier mitgeholfen. Wir haben keine Kinder“, erzählt Wilhelm Eumann. Eins der Mädchen, Edda Hennenberg, heute 56, bestätigt: „Ich bin praktisch auf dem Hof groß geworden. Zuerst wohnten wir hier, dann haben meine Eltern nebenan ein Häuschen gebaut. Wir Kinder waren immer hier. Mein Mann kommt auch aus der Landwirtschaft.“ Das junge Ehepaar zog auf den Hof und führte die Landwirtschaft „im Kleinen“ weiter, als Nebenerwerb. Denn hauptberuflich war ihr Mann als Landmaschinenmechaniker tätig.
Das Wohnhaus mit der verzierten Holztür mit Guckfenster und schmiedeeisernem Ziergitter vor der Scheibe wurde 1898 erbaut. In der behaglichen „Stube“ mit Duft nach Kaminholz und Kaffee aus Zwiebelmustertassen und mit Blick in die Landhausküche erzählt der Landwirt von früher: „Immer mehr Land haben wir in den 1950er Jahren auf Drängen der Stadtplaner verkauft, das meiste für die Gesamtschule Nordstraße und für die Schrebergärten.“ Nur noch als Zierde steht auf der kleinen Wiese an der Einfahrt der alte Pflug der Vorfahren. Hoferbe Wilhelm Eumann weiß viele Geschichten vom bäuerlichen Leben an der Boverstraße zu erzählen. „Ich habe als Landwirt alle Arbeiten auf dem Hof gemacht, 25 Jahre im Kuhstall melken, mit Pferden pflügen. Wir hatten alle Tiere hier; die Enten, Gänse und Hühner liefen frei auf dem Hof herum.“
Wohnhaus wurde 1898 erbaut
Im Flur mit dem uralten, bunten Steinfliesenboden hängt ein Holzschildchen ‚Bin im Garten‘. Da ist sie täglich zu finden. „Ich halte den Hof und die Rasenflächen in Ordnung, miste den Pferdestall täglich aus, versorge die 200 Hühner, Eier einsammeln und füttern. Und die ganze Gartenarbeit natürlich. Ein kleines Blumenbeet habe ich da noch“, schildert Edda Hennenberg. Das alles zählt sie so leichthin auf, als wäre das nichts Besonderes. Nebenher hat sie zwei Kinder großgezogen. An drei Tagen in der Woche steht die gelernte Fremdsprachenkorrespondentin in ihrem Bauernladen. Immer noch wird das kleine Feld direkt am Hof beackert.
Im Bauernhaus hat Familie Hennenberg die obere Etage ausgebaut, Onkel und Tante wohnen unten. Aber Küche und Esszimmer nutzt die bäuerliche Großfamilie seit eh und je gemeinsam, auch wenn es jetzt still geworden ist auf dem Hof. Hier saßen schon Eddas Eltern und Großeltern. „Wir haben die Großfamilie weitergeführt, denn meine Schwester hat mit ihren drei Kindern auch lange hier gewohnt.
Edda Hennenberg wünscht sich sehr, dass das Leben weitergeht auf dem idyllischen Bauernhof mitten in der Stadt – und der Altbauer nickt dazu.
Kleinen Bauernladen vor 20 Jahren aufgebaut
Edda Hennenberg hat ihren liebevoll geschmückten Bauernladen mit viel Idealismus vor etwa 20 Jahren aufgebaut. Eigene Rote Beete, die Eier aus dem Stall, Blumen vom Beet, Gemüse, Kartoffeln, Obst, Wurst, Käse, Wein, Marmelade und vieles mehr bietet sie ihren Kunden an.
„Anfangs haben meine Großeltern an der Haustür Eier und Kartoffeln verkauft. Da wurden die Eier noch einzeln in Zeitungspapier eingewickelt. Ich habe das übernommen. Erst im Flur alles aufgebaut, später trennten wir ein Stück vom Kuhstall für den Laden ab. Aber es ist im Laufe der Jahre immer schwerer geworden. Ich mache das nur noch im kleinen Stil. Früher hatte ich die großen Blumenfelder zum Selbstschneiden. Aber die Ehrlichkeit der Leute ließ immer mehr nach. Wenn man mit dem roten Stift drangehen würde, dürfte ich den Laden nicht mehr machen. Aber es steckt eben viel Herzblut drin.“
Öffnungszeiten: Do. Fr. und Sa. von 9.30 bis 13 Uhr, Do. und Fr. auch von 15 bis 18 Uhr. Tel. 76 16 77
Bauer klagt
„Es wird auf den Feldern zu viel zertrampelt“, sagt Bauer Eumann. „Das hat immer mehr zugenommen. Viele Leute wissen ja nicht mal Gras von Getreide zu unterscheiden.“ Edda Hennenberg ergänzt: „Vielen Hundebesitzern fehlt das Verständnis, wenn so ein Feld frisch eingesät ist. Man sollte doch das Land respektieren, das beackert wird und die Hunde nicht frei darüber laufen lassen. Bei der Heuernte hatten wir wieder viele große Buddellöcher drin. Da muss man aufpassen, dass man die Maschinen nicht kaputt macht.“