Duisburg/Wuppertal/Moers. Eine besondere Bahn von 1912 ist zurück: Hier gibt es viele Bilder vom aufwändigen Verladen bis zum Happyend in Duisburg. Was mit der Tram geplant ist.

Die vier Hebeböcke sind präzise platziert. Jetzt kann die Bahn ganz langsam in die Höhe bewegt werden. Es ist nicht irgendein Fahrzeug, sondern eine absolute Rarität, ein historischer Schatz von 1912, der an diesem Freitagvormittag in einer Halle in Wuppertal-Barmen zum Abtransport fertig gemacht wird, um wieder nach Duisburg zurückzukehren. Es handelt sich um den Triebwagen 23 der ehemaligen Hamborner Straßenbahn (wir berichteten).

Der Heimatverein Hamborn hat die Bahn vom Wuppertaler Verein „Bergische Museumsbahnen“ für einen symbolischen Euro ergattert. Dieser muss die Halle, in der die geschichtsträchtige und nach der Übernahme von der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) teilweise zerlegte Tram seit 2006 steht, aus Kostengründen räumen und hatte deshalb nach einem neuen Zuhause gesucht.

Besondere Bahn von 1912 zurück in Duisburg: Auch aus Brasilien gab es Interesse

Es gab mehrere Interessenten, unter anderem aus dem brasilianischen Santos (wir berichteten). Dort fahren historische Straßenbahnen als Tourismus-Attraktion auf zwei Ringlinien. Den Zuschlag haben am Ende aber die Hamborner bekommen – passenderweise. So kehrt das Fahrzeug in die alte Heimat zurück.

Los geht‘s: Eingepackt ging es für die historische Straßenbahn auf dem Tieflader von Wuppertal nach Duisburg.
Los geht‘s: Eingepackt ging es für die historische Straßenbahn auf dem Tieflader von Wuppertal nach Duisburg. © Pütz

Dazu muss es allerdings erst einmal auf einen 19,5 Meter langen und 2,50 Meter breiten Tieflader der Firma Kahl Schwerlast GmbH aus Moers bugsiert werden. Holger Pütz vom Heimatverein ist extra nach Wuppertal bekommen, um sich das spektakuläre, aber auch stundenlange Prozedere anzuschauen. Erst am Nachmittag geht die „eingepackte“ Bahn von 1912 auf die Reise nach Duisburg. Sie kommt dort wohlbehalten an, ist vorerst in einer Halle auf dem ehemaligen Zeus-Gelände in Meiderich untergebracht.

Mit vier Hebeböcken wurde die historische Straßenbahn angehoben.
Mit vier Hebeböcken wurde die historische Straßenbahn angehoben. © Wiberny

„Wir wollen den Triebwagen in den nächsten zwei bis drei Jahren, vielleicht auch schneller, restaurieren lassen“, erklärt Pütz. „Dafür haben wir mit Uli Feldhaus vom Duisburger Atelier ,Die Schmiede‘ einen absoluten Experten gewinnen können. Später soll die Bahn an einem prominenten Platz in Duisburg, am liebsten in Hamborn oder im Duisburger Norden, für die Öffentlichkeit ausgestellt werden. Fahren wird sie wohl nicht mehr.“

Holger Pütz (l.) vom Heimatverein Hamborn und Wolfgang Sandrock vom Verein „Bergische Museumsbahnen“ stehen in der Halle in Wuppertal-Barmen vor dem Triebwagen 23, der jetzt nach Duisburg zurückgekehrt ist.
Holger Pütz (l.) vom Heimatverein Hamborn und Wolfgang Sandrock vom Verein „Bergische Museumsbahnen“ stehen in der Halle in Wuppertal-Barmen vor dem Triebwagen 23, der jetzt nach Duisburg zurückgekehrt ist. © Wiberny

Hergestellt von der Waggonfabrik („WaFa“) Uerdingen, wurde die Bahn 1912 an die meterspurige Hamborner Straßenbahn geliefert – einer Vorgängergesellschaft der am 1. Januar 1940 gegründeten DVG, berichtet der große Straßenbahnkenner Winfried Roth. Nach der Übernahme durch die DVG 1940 wurde die Tram laut Roth 1957 zum regelspurigen Kurvenschmierwagen umgebaut und überlebte in dieser Funktion bis etwa Mitte der 1960er Jahre.

Als Museumswagen im Einsatz

1980 sei das Fahrzeug als Museumswagen „zu den Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum der Straßenbahn in Duisburg wie Phönix aus der Asche auferstanden“, sagt der Experte. Damals sei es auf einem Rundkurs Mercatorstraße – Königstraße – Friedrich-Wilhelm-Straße – Mercatorstraße gezeigt worden und bis Mitte der 1990er Jahre zu verschiedenen Anlässen im Schienennetz. Ebenso konnte die Tram für Sonderfahrten von der DVG gemietet werden.

Mehrere Mitarbeiter der Firma Kahl Schwerlast GmbH aus Moers waren an der Rückkehr der Bahn von 1912 nach Duisburg beteiligt.
Mehrere Mitarbeiter der Firma Kahl Schwerlast GmbH aus Moers waren an der Rückkehr der Bahn von 1912 nach Duisburg beteiligt. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Warum sie so besonders ist, hat Guido Korff vom Verein „Bergische Museumsbahnen“ gegenüber der Redaktion erklärt. „Das hat einmal mit der Größe des Triebwagens zu tun.“ Er ist mit einer Länge von 8,55 Metern und einer Breite von 2,1 Metern verhältnismäßig klein und verfügte über 46 Plätze, davon 18 Sitz- und 28 Stehplätze. „Außerdem hat er keine Türen“, so Korff. „Die Ein- und Ausstiege waren dadurch früher komplett offen und wurden nur hilfsweise durch halbhohe Bretter oder Gitter verriegelt.“

Nun ist der historische Schatz wieder zurück in Duisburg – endlich, werden viele Straßenbahn-Fans sagen.

So sieht es im Inneren der Bahn aus.
So sieht es im Inneren der Bahn aus. © Wiberny
Ein weiterer Blick ins Innere der historischen Tram.
Ein weiterer Blick ins Innere der historischen Tram. © Wiberny
Zwei von insgesamt vier Hebeböcken sind hier zu sehen, mit denen die Bahn zum Verladen in die Höhe gehoben wurde.
Zwei von insgesamt vier Hebeböcken sind hier zu sehen, mit denen die Bahn zum Verladen in die Höhe gehoben wurde. © Wiberny
Der Triebwagen 23 der ehemaligen Hamborner Straßenbahn.
Der Triebwagen 23 der ehemaligen Hamborner Straßenbahn. © Wiberny
Auf Nichtraucher wurde schon früher Rücksicht genommen ...
Auf Nichtraucher wurde schon früher Rücksicht genommen ... © Wiberny
Als würde die historische Bahn schweben ...
Als würde die historische Bahn schweben ... © Wiberny
So sieht es unter der alten Bahn aus.
So sieht es unter der alten Bahn aus. © Wiberny
In dieser Halle in Wuppertal-Barmen hat die historische Tram seit 2006 gestanden.
In dieser Halle in Wuppertal-Barmen hat die historische Tram seit 2006 gestanden. © Wiberny
Geschafft: Die Bahn ist auf dem Tieflader, muss zu diesem Zeitpunkt aber noch eingepackt werden.
Geschafft: Die Bahn ist auf dem Tieflader, muss zu diesem Zeitpunkt aber noch eingepackt werden. © Pütz