Duisburg. Wie geht es nach dem Tod des Inhabers des ältesten Plattenladens Deutschlands weiter? In Duisburg kursieren Gerüchte zur Zukunft der Schallplatte.
So gerade kann man noch die „70“ erkennen. Die Luft ist raus aus dem schwarzen Ballon, der im Schaufenster am Duisburger Pulverweg liegt. Vor ein paar Monaten war er noch prall und rund und feierte den 70. Geburtstag des Kult-Schallplattenladens „Die Schallplatte“, der der älteste seiner Art in Deutschland war.
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Doch Ende September, noch im Geburtstagsmonat, starb unerwartet Wolfgang Hoffmeister, Inhaber der Schallplatte und ihr Retter, als die Zeit des Fachgeschäfts 2020 auf dem Sonnenwall zu Ende ging und „Wolf“ in die Bresche sprang. Seitdem sind die Türen am Pulverweg geschlossen, also wortwörtlich, am Tor klebt noch immer ein Polizeisiegel, die Ladentür ist mittlerweile mit einem Rolltor versperrt.
Duisburger Kult-Schallplattenladen seit Monaten unangetastet
Ansonsten aber scheint es so, als könnte die Schallplatte jeden Moment wiedereröffnen. Durchs Schaufenster betrachtet liegt noch alles genau so da, wie es Wolf und sein Mitarbeiter, „Plattenpapst“ Rolf, hinterlassen haben, Platten über Platten, fein säuberlich aufgereiht in den Regalen. Zwischen 8000 und 10.000 Stück müssten es sein, schätzte Wolf bei unserem letzten Besuch Anfang September, kurz vor seinem Tod.
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Ganz vorne im Fenster liegen noch Artikel dieser Zeitung und anderer Medien, die den Geburtstag, die Expertise, den Kult der „Schallplatte“ feiern, das laminierte A4-Blatt mit den Geburtstagsangeboten hängt auch noch dort. Sprich: Seit Monaten hat sich nichts getan in diesem Kult-Plattenladen, dessen endgültiger Abschied ein riesiges Loch in die Duisburger Kulturlandschaft reißen würde, besonders jetzt, zu einer Zeit, in der das Medium Schallplatte quer durch alle Generationen ein Comeback feiert.
Gerüchte: Erben wollen die Schallplatte nicht weiterführen
Wie es nun weitergeht, möchte man da natürlich fragen. Haben wir selbstverständlich gemacht. Bloß verhallen unsere Fragen im luftleeren Raum. Die Telefonnummer, unter der kurz nach Wolfs Tod keiner abnahm, ist mittlerweile nicht mehr erreichbar, Anfragen per E-Mail brachten auch keinen Erfolg. Regelmäßige Spaziergänge zum Pulverweg, in der Hoffnung, zumindest irgendwen im Laden anzutreffen – vergebliche Liebesmüh.
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Menschen, die Wolf nahestanden, erzählen, dass die Schallplatte mit ihm gestorben ist. Dass es zwar so aussieht, als ob das Geschäft jederzeit wieder öffnen könnte, dass Wolfs Erben aber kein Interesse daran haben, den Laden weiterzubetreiben. Verifizieren können wird das – wie gesagt – nicht, es scheint sich niemand dafür zuständig zu fühlen, für den ältesten Plattenladen Deutschlands zu sprechen. Bis dem Ballon im Schaufenster endgültig die Luft ausgeht, dauert es wohl noch ein paar Wochen. Dass die Zukunft der Schallplatte dann geklärt ist, danach sieht es im Moment leider wirklich nicht aus.