Duisburg. Eine Institution für Veganer in Duisburg und Umgebung verabschiedet sich: Das Lokal schließt wahrscheinlich für immer. Das sind die Gründe.

Die Krümelküche war ein Kleinod in Hochfeld. Ursprünglich gegründet von Dennis und Sarah Strillinger, bestand das Café seit zehn Jahren und hat sogar Corona überstanden. Gäste kamen teilweise aus Köln oder Belgien, um an der Johanniterstraße vegane Kuchen oder Burger zu essen. Das Lokal, eingerichtet mit alten Sesseln und Tischen, hatte Wohnzimmer-Charakter. Kaffee wurde auf Goldrand-Untertassen serviert. Trotz seiner etwas versteckten Lage war es ein beliebter Treffpunkt. Nun ist wohl Schluss.

Wirt Martin Reekers ist unendlich traurig, dass sich kein Nachfolger findet.
Wirt Martin Reekers ist unendlich traurig, dass sich kein Nachfolger findet. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

2018 hat Martin Reekers die Krümelküche als Gastro-Quereinsteiger übernommen. „Das hat alles sehr viel Spaß gemacht, aber die Zeit als Solo-Selbstständiger hat Spuren hinterlassen“, sagte er im vergangenen Jahr, als er zum ersten Mal nach einem Nachfolger Ausschau hielt. „Wir machen alles selbst, was nicht in Limo-Flaschen verkauft wird“, beschrieb der Gastronom das Konzept und gab zu:  „Das ist ein großer Arbeitsaufwand, der sich finanziell nicht in dem Maße auszahlt.“ Deshalb wollte er das Café in gute Hände abgeben, unter der Voraussetzung, dass alles vegan bleibe. Offenbar hat sich allerdings niemand gefunden.

Stammgäste unterstützt das Duisburger Café auch in Corona-Zeiten

In der Vergangenheit gab es immer wieder Veranstaltungen in der Krümelküche, zum Beispiel ein Konzert von Liedermacher Tom Liwa.
In der Vergangenheit gab es immer wieder Veranstaltungen in der Krümelküche, zum Beispiel ein Konzert von Liedermacher Tom Liwa. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

„Ich hatte rund 20 Anfragen, einige sehr konkrete. Doch viele hatten keine Gastro-Erfahrung. Die hatte ich anfangs auch nicht, aber einen Arsch voll Motivation“, erklärt Reeker. Doch die meisten, die sich vorstellten, die Krümelküche weiter zu führen, wollten ihren Vollzeit-Job behalten und das Café nebenbei führen. „Das funktioniert nicht. Man muss eigentlich doppelt so viel arbeiten.“

Trotz einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne und der großen Unterstützung seiner Gäste hätte Martin Reekers die Krümelküche eigentlich schon vor zwei Jahren schließen müssen. „Aber ich hänge so an ihr.“ Nach Corona gingen die meisten rund 20 Prozent weniger auswärts essen, weiß er. Genau diese 20 Prozent machten aber den Unterschied aus, ob sich das Café trage und sogar noch ein kleiner Gewinn übrig bleibe.

Hinzu kommt: Seit der Inflation musste er die Preise erhöhen. Bei seinen Gästen, die weiterhin kamen, ist er damit auf Verständnis gestoßen. „Doch die Studenten können sich eben nicht mal eben solche Preise leisten, die ich eigentlich aufrufen müsste.“ Sein Vater hat ihm finanziell immer wieder mal ausgeholfen.

Kaum Personal, viel Stress als Selbstständiger

Hinzu kommen der Stress als Selbstständiger. Zuletzt habe er kaum noch Werbung gemacht, damit er in Stoßzeiten seine Gäste gut bewirten konnte. Auch Caterings, die früher erfolgreich liefen, nahm er nicht mehr an. Nur noch Kuchen lieferte er aus, das war auch außerhalb der Öffnungszeiten möglich. „Ich habe Burnout-Symptome. Allerdings besitze ich keine Rücklagen, um mir eine Pause zu gönnen, zumal ich nicht weiß, wie lange ich pausieren muss, um wieder fit zu werden. Ein zweites Mal möchte ich deshalb nicht crowdfunden“, erklärt Reekers, der bis zum 22. Dezember noch eine kleine, eingeschränkte Karte anbieten wird.

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Immer wieder klingelt bei ihm nun das Telefon für Reservierungen. Der eine oder andere Gast kündigt zudem im Netz noch an, sich auf jeden Fall verabschieden zu wollen. Die Bestürzung in den sozialen Netzwerken ist groß „Das ist so schade, es war so gemütlich und lecker bei euch“, findet ein regelmäßiger Besucher. „Zu jedem Besuch in Duisburg gehörte ein Besuch bei euch. Das ist alles sehr, sehr bedauerlich“, stimmt ein anderer Gast zu. „Die Gesundheit geht vor“, zeigen andere allerdings auch Verständnis.

Letzter Tag ist am 22. Dezember

Martin Reekers gibt den Dank zurück: „Danke, danke, danke für alle Besuche, die tollen Erfahrungen und die gute Zeit. Ich hoffe immer noch,es findet sich jemand, der/die in Zukunft für die Räumlichkeiten verantwortlich sein möchte.“ So ganz mag er die Hoffnung nicht aufgeben. Falls es nicht klappt, muss er die Krümelküche zum Jahresende besenrein übergeben.

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