Duisburg. Duisburg kann doch Party: Das beweist das Format „Nachtstrolche“ – und wie. Die Macher geben der Party-Szene in Duisburg ein Versprechen.

„Ich würde mich freuen, wenn die Duisburger heute Abend durch die Stadt laufen und sich fragen: Was ist denn hier los“, sagt Tim Wilke. Er hat die Nachtstrolche nach fünf Jahren Pause zurückgebracht und das mit einem klaren Ziel: Wilke möchte wieder Leben in die Duisburger Nachtszene bringen.

Ob das gelingt, das kann man am Anfang der langen Nacht nur vermuten. Der Verkauf der Karten spricht für das große Interesse der Duisburger daran, eine ganze Nacht lang von Bar zu Bar und von Club zu Club zu strolchen. Die Veranstaltung ist ausverkauft, an der Abendkasse gibt es noch wenige Restkarten. An sechs Orten kann gefeiert werden. Getanzt sogar an sieben – der Kiosk44 verspricht die kleinste Tanzfläche Duisburgs.

„Ein bisschen wie in Berlin“: endlich mal Partyleben in Duisburg

Der Kiosk ist der erste Stopp der Nacht. Schon von weitem ist Musik zu hören, vor der Tür haben sich die ersten Grüppchen versammelt. Es wird geredet und gelacht, die Stimmung ist gut. Drinnen ist auf einer Kühltruhe ein Mischpult aufgebaut, das Pattak DJ Team legt auf. Vor der Tür wartet Maike Holtschneider auf ihr Bier. „Ich fühle mich so ein bisschen wie in Berlin, an nem Späti.“ Die 31-jährige Lehrerin ist mit Freunden unterwegs, darunter auch einige, die sie lange nicht mehr gesehen hat. „Es ist toll, dass endlich mal was los ist“, sagt Holtschneider. Dieser Satz ist an diesem Abend häufig zu hören.

Party trifft Kunst in der Cubus Kunsthalle bei den „Nachtstrolchen“.
Party trifft Kunst in der Cubus Kunsthalle bei den „Nachtstrolchen“. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Fast direkt nebenan wird in der Cubus Kunsthalle schon getanzt. Bei bunten Discolichtern werden Cocktails geschlürft und Kunstwerke bestaunt. Vor einem der Bilder steht Victor Kosel mit seinen Unifreunden. Alle sind zum Studium nach Duisburg gezogen und bisher nicht sehr begeistert von der Nachtkultur vor Ort. Umso besser finden sie, dass mit den Nachtstrolchen mal etwas in der Stadt los ist. „Ich war in Dortmund schon mal bei ‚Bäumchen wechsel dich‘, die haben das gleiche Konzept und das hat mir gut gefallen“, erzählt der 24-Jährige.

Format „Nachtstrolche“ lockt Studenten und Ü50 zur Party

Aber nicht nur die jungen Duisburger sind heute unterwegs, man sieht auch immer wieder Menschen jenseits der fünfzig durch die Nacht strolchen. Helene Weller steht mit einem Weinglas in der Hand im Pollok. „Ich gehe stramm auf die vierzig zu, wenn ich feiere, möchte ich kurze Wege und die bestmögliche Experience“, sagt sie und lacht. Später möchten sie und ihre beiden Begleiter noch ins Viersieben.

Gegen 23 Uhr füllt sich der Keller des Viersieben. Auf der Tanzfläche ist kaum noch Platz, der DJ spielt „Schüttel deinen Speck“ von Peter Fox. Als die ersten Töne von ABBAs „Dancing Queen“ über die Boxen erklingen, gibt es kein Halten mehr.

Diese beiden Partygänger hatten noch Platz zum Tanzen – später gab es im Viersieben kaum noch welchen.
Diese beiden Partygänger hatten noch Platz zum Tanzen – später gab es im Viersieben kaum noch welchen. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Paula Müller (26) war schon 2019 bei der letzten Ausgabe der Nachtstrolche dabei. „Ich finde es gut, dass es inzwischen Leute gibt, die sich dafür einsetzen, dass sich was in der Nachtszene ändert“, sagt sie. Die 26-Jährige studiert Kommunikationsdesign in Krefeld. Wenn sie sonst feiern geht, dann meistens woanders im Ruhrgebiet. Damit ist sie nicht allein.

Kritik am Duisburger Nachtleben: „Als wären wir in ‘nem Kaff“

Lilli ist DJ bei bitchesxwitches, einem Kollektiv aus weiblichen DJs, die heute Nacht im Stapeltor auflegen. Die 21-Jährige kann nicht verstehen, warum die Stadt nicht mehr in die Kulturszene investiert. Als DJ legt sie seit fast vier Jahren Techno auf. „Das ist alles sehr frustrierend – mir kommt es manchmal so vor, als wären wir in ‘nem Kaff“, sagt die Duisburgerin. Dann müsse man sich nicht wundern, wenn junge Leute weggingen. Dass die „Nachtstrolche“ die Nacht beleben, gefällt ihr. „Und es ist cool, dass mal Leute dabei sind, die sonst nichts mit Techno am Hut haben.“

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Um vier Uhr morgens zieht Organisator Tim Wilke ein Fazit: „Eine ganz tolle Nacht geht zu Ende.“ Er habe unheimlich viele dankbare Leute getroffen und überragendes Feedback erhalten. In einigen Locations gab es zwischenzeitlich Einlassstopps. „Die absoluten Gewinner sind die kleinen Läden“, sagt Wilke.

Besonders schön findet er, dass es eine Nacht war, in der sich viele Leute wiedergetroffen haben. „Es geht viel weniger um Zahlen als um das Gefühl, was wir heute Abend geschaffen haben“, sagt er. Für ihn war die Nacht erst ein Anfang – das nächste Nachtstrolche-Event soll im Frühjahr 2025 stattfinden.