Duisburg. Gemeindemitglieder sind in Duisburg nach dem Tod ihres Imams schockiert. Sie sprechen über seine Familie und äußern sich zu Spekulationen.

Es war ein Schock für die muslimische Gemeinschaft in Duisburg. Der Tod des Imams Fatih E. (44) machte am vergangenen Donnerstag, 21. November, in den sozialen Netzwerken schnell die Runde. Nicht nur in Deutschland, auch in der Türkei.

Tausende Menschen reagierten mit Trauerbekundungen. Hunderte erwiesen ihm die letzte Ehre bei einem Bestattungsgebet in der Ditib Zentralmoschee in Marxloh am Sonntag, bevor er in seiner Heimatstadt Kütahya beigesetzt wurde.

Duisburger Gemeinde gedenkt Fatih E. (44): „Ein richtiger Familienmensch”

Bei einer Pressekonferenz am Mittwoch offenbaren Gemeindemitglieder der Hochemmericher Ditib Eyüp Sultan Moschee, wie sie die Tragik der vergangenen Tage durchlebt haben. Sie kommen immer wieder auf die schönen Erinnerungen mit Fatih E. zu sprechen. Dabei war er erst seit eineinhalb Monaten als Gemeindevorsteher in der Rheinhauser Moschee tätig.

Ditib-Anwalt Fatih Yüksel sagt, Fatih E. sei nie ein „strenger und kühler Prediger“ gewesen.
Ditib-Anwalt Fatih Yüksel sagt, Fatih E. sei nie ein „strenger und kühler Prediger“ gewesen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Es war der erste Auslandsaufenthalt als Imam von Fatih E., der in der Türkei geboren wurde. Die nächsten vier Jahren sollte er die Gemeinde als religiöser Gelehrter leiten. „Viele stellen sich einen Imam als strengen und kühlen Prediger vor”, sagt Ditib-Vertreter Fatih Yüksel. Doch der 44-Jährige sei nie so jemand gewesen.

„Er war eher der Typ Nachbar”, fügt Ibrahim Demirhan hinzu, der Vorsitzende der Eyüp Sultan Moschee. Yüksel erinnert sich an ihn als einen „richtigen Familienmenschen”. So habe er bei seinem Antritt angekündigt, mehr für die Jugend machen zu wollen.

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Familie nach Duisburg gezogen – Fatih E. hinterlässt Ehefrau und zwei Kinder

Dass ihm das Soziale wichtig war, habe die Gemeinde von Tag Eins gemerkt. Bereits in der ersten Woche habe Fatih E. für die Kinder einen Spieleabend veranstaltet. „Mein kleiner Bruder hatte richtig Spaß”, erinnert sich ein junges Gemeindemitglied.

Die Ditib Eyüp Sultan Moschee an der Atroperstraße in Duisburg: Hier war Fatih E. zuletzt gesehen worden.
Die Ditib Eyüp Sultan Moschee an der Atroperstraße in Duisburg: Hier war Fatih E. zuletzt gesehen worden. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Bei seinen vorherigen Stationen als Imam sei er wegen seiner Bodenständigkeit ebenfalls positiv aufgefallen. „Es kommt nicht von ungefähr, dass Fatih so menschennah war”, erklärt Yüksel. So ist er gemeinsam mit seiner Ehefrau und seinen zwei Kindern nach Duisburg gezogen. Für den ersten Auslandsaufenthalt eines Imams sei es eher ungewöhnlich, dass die Familie einen begleitet.

Die beiden 18-jährigen Söhne hatten geplant, in Deutschland ihr Studium zu beginnen. Es sei noch nicht abschließend geklärt, wie es für die Familie nun weitergeht. Bis auf Weiteres bleiben sie in Duisburg. Doch eines steht für die Gemeindemitglieder jetzt schon fest: Sie werden die Hinterbliebenen unterstützen, wo sie können.

Ditib-Vertreter fordern: Spekulationen über Fremdverschulden müssen enden

„Wir können es immer noch nicht glauben”, sagt Adil Aydin, Vize-Vorsitzender der Moschee. Die Hoffnung und Angst während der zwei Wochen andauernden Suche habe sich in Fassungslosigkeit verwandelt. „Gerade bei einem so ruhigen und freundlichen Menschen rechnet man mit sowas nicht”, sagt Fatih Yüksel. Deshalb könne er verstehen, dass die Menschen sich danach sehnen, eine Erklärung zu bekommen.

Doch der Ditib-Vertreter bittet darum, auf Spekulationen zu verzichten. Da der Obduktionsbericht ein Fremdverschulden ausschließt, sei die Suche nach einem Sündenbock sinnlos. Man müsse akzeptieren, dass es ein Unfall oder seine eigene Entscheidung war. Er meint: „Wir können nur hoffen, dass Fatih im Jenseits seinen Frieden findet.“

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>> Todesfall: Fatih E. galt zwei Wochen als vermisst

  • Imam Fatih E. war seit dem 6. November vermisst worden. Zuletzt gesehen wurde er laut Augenzeugen an der Atroper Straße in Hochemmerich. Kontaktversuche der Moscheegemeinde scheiterten.
  • Am 8. November startete die Gemeinde erste Suchaufrufe in den sozialen Medien. Einen Tag später ging auch die Polizei Duisburg mit dem Fall an die Öffentlichkeit.
  • Seine Leiche ist am 21. November in der Waal in den Niederlanden gefunden worden. Nach Angaben der Polizei gibt es bislang „keine Hinweise auf Fremdverschulden“.
  • Die Bezirksvertretung Rheinhausen gedachte dem 44-Jährigen in der Sitzung am 21. November. Bezirksbürgermeisterin Elisabeth Liß sagte: „Unsere Gedanken sind bei der Familie und Gemeinde.“