Duisburg. Der Großhandel Selgros schließt seine Filiale in Duisburg. Der Markt ist Jahrzehnte im Stadtteil verankert. 80 Mitarbeiter fürchten um ihren Job.

Duisburg verliert plötzlich einen Großmarkt mit jahrzehntelanger Tradition im Stadtwesten: Die Filiale der Großhandelskette Selgros in Bergheim schließt bereits Ende des Jahres. Das bestätigt Transgourmet Deutschland, zu der die Marke Selgros gehört, gegenüber dieser Redaktion. Zu den Gründen hält sich das Unternehmen bedeckt.

Die Geschäftsführung habe alle Optionen sorgfältig geprüft und dann beschlossen, den Standort zu schließen. „Dieser Entschluss ist uns nicht leichtgefallen, wurde jedoch aufgrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen unvermeidlich“, teilt Sprecherin Sandra Greis mit.

Großhandel Selgros in Duisburg schließt: 80 Jobs sind wohl bedroht

Wie viele Mitarbeiter zurzeit im Markt an der Schauenstraße arbeiten und wie es um ihre Zukunft im Unternehmen steht, lässt sie offen. Aus dem Umfeld der Filiale ist jedoch zu hören, dass 80 Menschen in Rheinhausen beschäftigt sind. Es sei für sie nicht möglich, in eine andere der 37 Selgros-Märkte in Deutschland zu wechseln. Den 80 Angestellten drohe demnach der Jobverlust.

In der Stellungnahme des Unternehmens liest sich dies etwas anders. Es wolle „bestmögliche Lösungen für alle Beteiligten“ finden. Die Mitarbeiter in Duisburg seien über die Schließung informiert worden. „Zur Ausarbeitung eines fairen Sozialplans führen wir derzeit Gespräche.“

Der Großhandel Selgros in Duisburg-Bergheim schließt. Das Unternehmen will „bestmögliche Lösungen für alle Beteiligten“ finden.
Der Großhandel Selgros in Duisburg-Bergheim schließt. Das Unternehmen will „bestmögliche Lösungen für alle Beteiligten“ finden. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Räumungsverkauf: Viele Rabatte bei Selgros in Duisburg

Kunden sehen der Großhandel-Filiale die bevorstehende Schließung schon an. Plakate locken mit einem Räumungsverkauf bis Ende November – 30 Prozent Rabatt auf Lebensmittel und „Non-Food“-Artikel, 50 Prozent auf Textilien. Ein Aushang verkündet die letzte Leergutannahme am Freitag, 29. November.

21 deckenhohe, blaue Regale durchziehen den Markt. Von manchen Produkten ist noch ein Restbestand übrig: Elektrogeräte, Tiefgekühltes, Frittierfett im Zehn-Liter-Eimer, 9,7-Kilo-Konserven mit Gewürzgurken und Schokopuddingpulver für 327 Portionen pro Packung. Doch viele Regale sind leergefegt oder werden gerade ausgeräumt.

Offiziell will sich niemand in Rheinhausen zum Aus des Markts äußern. Auch Betriebsleiter Jörg Pfeuti verweist auf die Unternehmenskommunikation. Die Stimmung unter den Angestellten ist aber spürbar bedrückt. Kein Wunder, manche sind seit vielen Jahren im Betrieb und fürchten nun um ihren Job. Was mit dem Markt passiert, weiß niemand. Ein Nachmieter stehe noch nicht fest.

Großmarkt entstand schon 1948 im Duisburger Westen

Der Großhandel ist im Bezirk fest verankert. Seine Geschichte geht auf 1948 zurück, als der Vorgänger unter dem Namen Agros öffnete – damals noch im alten Bunker am Friemersheimer Markt. 1974 zogen die Betreiber um, und zwar zum heutigen Standort an der Schauenstraße, mit einer Verkaufsfläche von 9500 Quadratmetern.

Nach der Übernahme durch die Fegro-Kette in den 80ern wurde auch die Duisburger Filiale in Fegro umbenannt. Seit zehn Jahren heißen alle Märkte der Kette Selgros, eine Kombination aus den Wörtern Selbstbedienung und Großhandel.

Selgros Duisburg zählte einst rund 22.000 Kunden

Als das Rheinhauser Geschäft im April 2004 sein 30. Jubiläum feierte, waren dort 120 Mitarbeiter angestellt. Das Sortiment umfasste über 40.000 Artikeln, davon 18.000 im Lebensmittelbereich. Damals waren rund 22.000 Gastronomen, Kioskbetreiber, Handwerker, Vereine und Unternehmer aus Duisburg und Moers einkaufsberechtigt. Aktuelle Zahlen zum Standort verrät die Pressestelle auf Anfrage nicht.

„Unsere Kundinnen und Kunden können sich darauf verlassen, dass sie auch weiterhin auf unser umfangreiches Sortiment und unseren bewährten Service an den nahegelegenen Standorten zählen können“, sagt Sprecherin Sandra Greis. Die nächsten Selgros-Märkte gibt es in Hilden, Köln und Frechen.

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Abholgroßmärkte: Wer bei Selgros und Co. einkaufen darf

  • Die Filialen der Marke Selgros sind sogenannte „Cash-and-Carry“-Geschäfte oder auch Abholgroßmärkte. Das heißt, Gewerbetreibende wählen Ware selbst aus und nehmen sie direkt mit, statt auf die Lieferung zu warten.
  • Um die Märkte betreten oder dort bezahlen zu können, brauchen Kunden in der Regel eine spezielle Kundenkarte. Um diese zu bekommen, müssen sie meist ihre geschäftliche Tätigkeit nachweisen.
  • Der bekannteste und europaweit größte Betreiber von „Cash-and-Carry“-Märkten ist die Metro AG. Nach Angaben des Statistik-Portals Statista ist die Transgourmet-Gruppe, zu der Selgros gehört, der wichtigste Konkurrent der Metro in Deutschland.