Duisburg. Mobbing, Extremismus, Rassismus – dagegen setzen sich die „Respekt Coaches“ an Duisburger Schulen ein. Doch das Programm stößt an seine Grenzen.

Der gegenseitige Respekt geht zunehmend verloren. Diese Klage ist überall zu hören. Schon auf dem Schulhof wird es oft wild. Kinder ärgern sich und schließen andere aus – Mobbing also. Für ein besseres Miteinander gibt es mittlerweile sogar einen internationalen Tag des Respekts am 18. September.

Damit es aber auch an den anderen 364 Tagen mit mehr Höflichkeit zugeht und vor allem Kindern im gegenseitigen Umgang sensibilisiert werden, sind an einigen Duisburger Schulen die „Respekt Coaches“ aktiv. Sozialarbeiterin Arna Dedic und Soziologin Michelle Gutstein von der Awo Integrations gGmbH besuchen täglich die Klassen und arbeiten dort mit Kindern an Projekten und in Arbeitsgemeinschaften.

„Respekt Coaches“ machen Duisburger Kinder auf gesellschaftliche Themen aufmerksam

In diesem Jahr machen sie zum Beispiel mit zehn Schülerinnen und Schülern eine Exkursion zur KZ-Gedenkstätte nach Dachau. Dedic erklärt: „Die Awo finanziert diesen Ausflug, die Eltern haben keine Kosten.“ Daher könnten auch nur zehn Schülerinnen und Schüler mitfahren. „Das ist eigentlich zu wenig, denn das, was die Jugendlichen dort erleben, ist wahre Geschichte. So ein Ausflug bringt die Kinder immer dazu, nachzudenken“, sagt die 26-Jährige.

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Die „Respekt Coaches“ befassen sich mit den wichtigen Themen, die oft in der Gesellschaft nur unterschwellig eine Rolle spielen: Demokratiebildung, Stärkung der interkulturellen sowie der interreligiösen Kompetenzen. Aber auch Rollenbilder, Selbstwirksamkeit, soziale Kompetenz, Auseinandersetzung mit menschenfeindlichen Ideologien und mit Rechtsextremismus gehören dazu. So gibt es an manchen Schulen eine Anti-Rassismus-AG oder die Coaches spielen Wahlen nach, damit die Schülerinnen und Schüler lernen, was Demokratie bedeutet.

Auf Social Media kommen Schüler mit extremen Ansichten in Kontakt

„Sie können sich gar nicht vorstellen, wie viel Zeit Kinder am Handy verbringen, um dort bei TikTok zu sein“, sagt Dedic. Das sei besonders gefährlich, denn einmal geherzt und „gefällt mir“ gedrückt, landen die jungen Nutzer oft in einer Blase. Ihnen wird nur noch das eine Thema angezeigt. Ist dies dann zum Beispiel politisch rechts orientiert, werden die Jugendlichen in eine Ecke gedrängt.

Die „Respekt Coaches“ thematisieren in den Duisburger Schulen zusammen mit den Kindern unter anderem das Demokratieverständnis.
Die „Respekt Coaches“ thematisieren in den Duisburger Schulen zusammen mit den Kindern unter anderem das Demokratieverständnis. © AI-Generated with Google | AWO-Integrations gGmbH

So sei es auch bei einer gespielten Wahl unter den 15-Jährigen in einer Schule nicht verwunderlich gewesen, dass viele Jugendliche mit Migrationshintergrund die AfD gewählt hätten. „Den Spruch ‚Sei schlau, wähl blau‘ fanden viele Kinder cool. Was aber dahintersteckt, das haben sie erst in Gesprächen mit uns verstanden“, erzählt Dedic. Es sei wichtig, die Jugendlichen aufzuklären und abzuholen, sagt sie.

Eine Sache bedauert die Sozialarbeiterin aber sehr: „Wir können nur in drei Schulen in Duisburg mit den Kindern arbeiten, da wir lediglich zu zweit sind.“ Die „Respekt Coaches“ verstehen sich als Safe Spaces, als sichere Orte und Vertrauenspersonen. Das Projekt wird vom Bund gefördert, läuft aber in diesem Jahr aus. Ob es eine Verlängerung geben wird, ist noch unklar. So lange wollen Dedic und ihre Kollegin aber alles geben – damit der Respekt untereinander und miteinander weiter in der Gesellschaft wächst.

„Respekt Coaches“ arbeiteten schon mit hunderten Kindern zusammen

  • Seit 2018 haben die „Respekt Coaches“ über 500 Teilnehmende an Duisburger Schulen erreicht.
  • Sie besuchen Jahrgänge von der fünften bis in die elfte Klasse.
  • Es ist noch unklar, ob und wie das AWO-Programm im kommenden Jahr fortgesetzt werden kann.