Duisburg. Von wegen Berlin: Die Currywurst wurde in einem Kult-Imbiss Duisburg-Marxloh erfunden. Nun schaltet sich auch der Denkmalschutz ein. Die Hintergründe.
Currywurst schlemmen wie vor über 60 Jahren? Das geht in Duisburg nur in Peter Pomm‘s Pusztetten-Stube. In der Filiale des Kult-Imbisses aß schon Götz George zu Mittag. Noch immer gibt es hier Ruhrpott-Ambiente wie in den 1960er-Jahren. Damit das so bleibt, soll die Stube nun unter Denkmalschutz gestellt werden.
Das schlägt jedenfalls die Bezirksvertretung Hamborn vor, die den entsprechenden Antrag der SPD einstimmig beschloss. „Peter Pomm‘s ist eine traditionelle Pommesbude, die heute noch genauso aussieht wie in den 50er Jahren“, sagt SPD-Bezirksvertreter und Initiator Claus Lindner. Mit dem Antrag, erläutert er, „weisen wir die Verwaltung darauf hin, dass es sich hier um ein besonderes Gebäude handelt.“ Im nächsten Schritt untersucht nun die Denkmalbehörde, ob der Imbiss unter Schutz gestellt werden kann.
Duisburger Kult-Imbiss: Woanders kaum noch zu finden
Lindner weiß selbst: „Das Gebäude hat keinen besonderen Schmuck.“ Optisch und bautechnisch sei die Pommesbude keine Besonderheit, auch die genaue Historie des Gebäudes sei unbekannt. „Diesbezüglich dürfte es wenig Interesse bei der Behörde wecken“, ahnt er. Doch darum ginge es auch gar nicht: „Was die Besonderheit ausmacht, ist aus unserer Sicht das Gesamtbild.“ Ein Imbissbetrieb wie die Pusztetten-Stube sei in Duisburg kaum noch zu finden, viele alte Imbisse verschwanden oder wurden umgebaut. „Hier ist es vollkommen anders. Dieses Kleinod ist im Originalzustand erhalten geblieben.“
Und dann wäre ja noch die Geschichte um die Currywurst. Peter Pomm‘s Gründervater, Peter Johann Hildebrandt, hatte nachweislich schon in den 1930er-Jahren in Duisburg das Kultgericht im Angebot. Von seinen einst zwölf Filialen ist nur die Bude in Marxloh übrig geblieben. „Sie ist das einzige Gebäude in Duisburg, welches direkten Bezug zur Erfindung der Currywurst in unserer Stadt hat“, hebt Lindner die Bedeutung des Imbisses hervor. Es sei wichtig, „dass dieses für den Duisburger Norden besondere Gebäude, so wie es jetzt ist, auch für die nächste Generation erhalten bleibt.“
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Denkmalschutz hätte Vor- und Nachteile für Imbissbesitzer
Die Pusztetten-Stube, benannt nach den überaus beliebten Hackfleischbällchen in Tomatensauce, ist nach Jahrzehnten noch immer in Familienbesitz um Willem Tauber, Schwiegersohn von Hildebrandt und Mitgründer des Imbisses. „Der Inhaber wurde im Vorfeld von mir über den Prüfantrag aufgeklärt“, sagt Lindner. Einfluss auf den laufenden Denkmalschutz-Prozess könne dieser aber nicht nehmen. „Es geht in so einem Verfahren um den Erhalt für die Gesellschaft.“
Lindner möchte aber auch den Inhaber „ins Boot“ holen, denn: „Eine Unterschutzstellung hat viele Vorteile, aber natürlich auch Nachteile.“ Umbaumaßnahmen wären unter Denkmalschutz etwa nur eingeschränkt und in Kommunikation mit der Behörde möglich. Doch ist ein Umbau überhaupt angedacht? „Die Menschen besuchen diese Lokalität ja gerade wegen ihres besonderen Charmes“, ist Lindner überzeugt. Und auf der anderen Seite würde der Denkmalschutz realisierbare Umbauten finanziell unterstützen, zudem winken Steuererleichterungen.
Prüfung des Antrags läuft: Stadt hält sich bedeckt
Doch bis es überhaupt so konkret wird, kann viel Zeit vergehen. Zunächst prüft die Stadtverwaltung den Antrag, erst dann landet das Thema auf dem Tisch der Denkmalbehörde. Lindner will keine allzu großen Hoffnungen wecken: „Wir wissen nicht, was die Fachleute sagen.“ Erst, wenn eine Bewertung feststeht, ist die Bezirksvertretung wieder am Zuge. Die entscheidet nämlich am Ende, ob der Imbiss dann wirklich ein Denkmal wird. Ein langer Prozess also: „Bis zur Entscheidung wird sicher noch viel Zeit vergehen, eventuell sogar weit mehr als ein Jahr.“
„Bis vor ein paar Wochen hätte ich auch nicht gedacht, dass Menschen vor der Pommesbude Selfies machen und teils 100 Kilometer anreisen, nur um genau dort die Currywurst nach Originalrezept zu probieren.“
Auf Nachfrage zum Stand der Prüfung hält sich die Stadt daher erwartungsgemäß bedeckt. Die Denkmalbehörde führe die fachliche Prüfung durch, bewerte die Bedeutung des Objekts und gebe eine Empfehlung ab, so Sprecher Malte Werning. „Ob die Voraussetzungen vorliegen, dass der Imbissbetrieb von Peter Pomm unter Schutz gestellt werden kann, können wir noch nicht sagen.“ Auszuschließen sei das allerdings nicht: „Grundsätzlich kann jedes Gebäude ein Baudenkmal sein.“ Etwa steht in Duisburg-Ruhrort bereits eine Trinkhalle an der Amtsgerichtsstraße unter Denkmalschutz.
Dass es überhaupt einmal so weit kommt, einen Imbiss unter Denkmalschutz stellen zu wollen, überrascht letztendlich sogar den Initiator von der SPD: „Bis vor ein paar Wochen hätte ich auch nicht gedacht, dass Menschen vor der Pommesbude Selfies machen und teils 100 Kilometer anreisen, nur um genau dort die Currywurst nach Originalrezept zu probieren.“ Doch Lindner freut sich über das große Interesse: „Daran ist erkennbar, wie vielfältig die Gesellschaft ist und wie verschieden die Bewunderung für etwas sein kann.“
Willem Tauber, Inhaber der Pusztetten-Stube, war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.