Duisburg/Moers. Anwohner und Umweltschützer vernetzen sich im Kampf gegen die Deponie Lohmannsheide. Ein Anlieger zückt das Handy und spendet eine große Summe.
Fest entschlossen, sich zu wehren, sind Anwohner und Umweltschützer aus Duisburg und Moers. Sie kamen am Freitagabend (30.8.) im Baerler Löttershof zusammen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Grund für die Veranstaltung: Die Genehmigung der Bezirksregierung Düsseldorf, dass das Unternehmen DAH1 auf der Halde Lohmannsheide zwischen Duisburg und Moers eine Deponie errichten darf.
Die Genehmigung wurde gegen den erklärten Willen der Städte Duisburg und Moers und gegen die Einwände vieler Anwohner und des Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND) erteilt. Jetzt gilt noch eine Frist von knapp einem Monat, um Klage gegen die Entscheidung einzureichen.
Deponie-Pläne für Halde Lohmannsheide: 200 Anwohner bei Info-Veranstaltung
In den großen Raum des Hofs, den Steffi Jaeger und Klaus Mettler gepachtet haben, passten die über 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht hinein. Sie standen teilweise draußen im Pulk und hörten Kerstin Ciesla, Vorsitzende des BUND Duisburg, und ihren Kollegen vom BUND Moers, Michael Zerkübel und Ingo Reiß, aufmerksam zu. Dann wurde kenntnisreich diskutiert.
Gleich zu Beginn kam der Hinweis, wie beschwerlich es ist, sich gegen eine solche Genehmigung zu wehren. „Wir machen das alles ehrenamtlich“, betonte Kerstin Ciesla. 1800 Seiten mussten durchgekämmt werden, um die Argumente der Bezirksregierung zu kennen. „Ein Projekt in dieser Form hat es noch nie gegeben“, sagte die BUND-Vorsitzende.
Aufschlussreich sei vor allem auch, was alles nicht in der Begründung steht. Wesentliche Umweltauswirkungen seien überhaupt nicht beachtet worden. Bedenken und Einwendungen seien größtenteils abgewiesen oder als nicht zutreffend bezeichnet worden.
Halde Lohmannsheide: Was steckt im Untergrund?
Die Frage sei doch zuerst einmal, was sich überhaupt unterhalb der Halde befindet, auf die noch bis zu 5,2 Millionen Tonnen belasteter Abfall geschüttet werden sollen. Denn das wisse bisher niemand. „Es ist ein immenses Gewicht, das durch die Deponie auf die Halde drücken wird. Wenn dadurch Gifte ins Grundwasser gelangen, dann hat die Stadt Duisburg einen Umweltskandal par excellence“, erklärte Ciesla.
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Gregor Weinand, Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes Baerl und pensionierter Bergbauingenieur, wies darauf hin, dass in und nach den Wirren des Zweiten Weltkriegs jede Menge giftiger Müll auf der Halde abgeladen wurde. Der Druck, der durch eine Deponie entstehe, sei erheblich, die dadurch entstehenden Gefahren seien nicht abzuschätzen.
Kritik: Bezirksregierung habe Öffentlichkeitsbeteiligung erschwert
Kerstin Ciesla erinnerte auch noch einmal an den Umgang der Bezirksregierung mit den Skeptikern und Kritikern. Festzuhalten bleibe, dass die Beteiligung der Öffentlichkeit ein ums andere Mal erschwert worden sei.
Viele Verfahrensschritte hätten noch unter geänderten Bedingungen durchgeführt werden müssen. Denn es sei noch Corona-Zeit gewesen und nicht gerade das Bemühen festgestellt worden, trotz der Schwierigkeiten eine hohe Beteiligung der Bürger und Bürgerinnen zu ermöglichen.
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Mal seien Fristen festgesetzt worden, die in der Weihnachtszeit 2020 lagen, so dass BUND-Mitglieder das Fest mit Sichtung und Stellungnahme verbringen mussten. Dann, drei Jahre nach dem Erörterungstermin, wurde der Planfeststellungsbeschluss angekündigt.
Die Offenlegung mit befristeter Möglichkeit zur Einsichtnahme habe man ausgerechnet in die Sommerferien gelegt, also in die Hauptreisezeit. „Man kann die Vermutung haben, dass die Vorgehensweise System hat.“
Deponie Lohmannsheide: BUND kritisiert „perverse Zeitplanung“
Ein weiterer heftiger Kritikpunkt: Es wurden Mengen genehmigt, von einer beschränkten Zeit stehe in der Genehmigung aber nichts. Mit 15 Jahren sei es nicht getan. „Was für eine perverse Zeitplanung“, kommentiert die Vorsitzende des BUND Duisburg.
„ 1500 Einwendungen gegen die Deponie gibt es bereits. Wenn jeder einen Zehner gibt, kommen wir schon mal weiter. Vielleicht kann mancher ja auch das Zehnfache geben.“
Teilnehmer der Veranstaltung wiesen außerdem darauf hin, dass in der Halde mit Sicherheit auch Asche von Stahl- und Kohlewerken verfüllt worden sei und dass die Nachbarn der Halde auf jeden Fall eine große Beeinträchtigung durch stark zunehmenden Schwerlastverkehr zu erwarten haben. „Es gibt in Dorsten und Haltern die Möglichkeit, auf der grünen Wiese so eine Deponie zu errichten. Da gibt es solche Schwierigkeiten nicht. Warum zieht die Bezirksregierung nicht eine solche Lösung in Betracht?“, fragt ein Bürger.
Gutachten sind teuer: Anwohner spendet 5000 Euro noch am selben Abend
Michael Zerkübel erklärte: „Das Thema Deponie wird ein Marathon und uns mit Sicherheit noch weitere fünf Jahre beschäftigen.“ Kerstin Ciesla appellierte: „Ich erwarte von euch, dass ihr uns unterstützt.“ Ein Gutachten zu erstellen, koste sicher rund 50.000 Euro. „1500 Einwendungen gegen die Deponie gibt es bereits. Wenn jeder einen Zehner gibt, kommen wir schon mal weiter. Vielleicht kann mancher ja auch das Zehnfache geben.“
Spontan meldete sich Bernd Grings, dessen Grundstück 50 Meter von der Halde entfernt liegt. „Damit sollten wir nicht warten. Ich spende 5000 Euro und mache jetzt hier direkt eine Sofortüberweisung per Handy.“ Sprach‘s und schritt zur Tat. Dem folgten auf der Stelle auch andere. Und die Einnahmen aus der Bewirtung an dem Abend spenden Steffi Jaeger und Klaus Mettler ebenfalls.
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