Duisburg-Baerl/Moers. Baerler CDU stellt zur geplanten Deponie klar, dass die Gefahr von der Kiesgrube unter der Halde ausgeht. Illegaler Müll vermutet.

Ist die auf der Halde Lohmannsheide geplante Deponie gefährlich für das Grundwasser oder nicht? An dieser Frage arbeiten sich zurzeit die unterschiedlichsten Beteiligten ab. Dabei ziehen die großen politischen Parteien anders als in der ebenfalls betroffenen Nachbarstadt Moers in Duisburg nicht an einem Strang.

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Obwohl SPD/Grüne und CDU im Bezirk Homberg aktuell beide mit großem Einsatz gegen die in Baerl geplante Mülldeponie kämpfen, arbeiten sie mehr gegen- als miteinander. Laut Aussage der CDU hat die SPD das Angebot zur Zusammenarbeit nicht annehmen wollen. Von der SPD gibt es hierzu keine eindeutige Stellungnahme.

SPD-Abgeordnete aus Duisburg und Moers fragten die NRW-Regierung an

Diese Nebeneinander hat zur Folge, dass die einen die Aktivitäten der anderen nicht am runden Tisch besprechen und mit ihrem Wissen ergänzen, sondern sich öffentlich dazu positionieren. So meldet sich nun die Baerler CDU zum Ergebnis der Landtagsanfrage der SPD-Abgeordneten Rainer Bischoff (Duisburg) und Ibrahim Yetim (Moers). Diese hatten im Dezember bei der Landesregierung detailliert zum Thema Gefahrstoffe auf der Bergehalde nachgehakt. Sie fragten unter anderem nach einer Auflistung der auf der Halde abgelagerten Stoffe, die nicht aus dem Bergbau stammen und wollten wissen, welche Gefahren von diesen Stoffen für das Grundwasser ausgehen. Sie fragten auch nach Proben aus der Bergehalde und und forderten: "Die Landesregierung ist und Antworten schuldig."

Die Antwort der NRW-Regierung kam Mitte Januar: Von der geplanten Deponie gehe keine Gefahr für die angrenzenden Wohngebiete aus. Es sei auch keine Veränderung für das Grundwasser zu erwarten. Aussagen, die den Puls des Baerler CDU-Vorsitzenden Gregor Weinand unangenehm beschleunigen. "Die Fragestellung des Antrags war viel zu allgemein", meint der pensionierte Bergbauingenieur. Die Antwort der Landesregierung beziehe sich auf das abgelagerte Material in der Bergehalde und das Material, das auf einer Deponie der niedrigsten Schadstoffklasse DK1 zu erwarten ist. "Aber darum geht es doch gar nicht, wenn wir hier von Gefahren für das Grundwasser sprechen", stellt Weinand klar. "Wir reden weder von der Halde, noch vom Material der Deponie. Wir reden vom Untergrund, auf dem das ganze lastet."

CDU Baerl: Es geht um das Baggerloch unter der Halde

Die Befürchtungen von Weinand und seinen CDU-Mitstreitern beziehen sich auf das beim Kiesabbau entstandene Baggerloch, das unter der Halde liegt und vor deren Aufschüttung verfüllt wurde. Offiziell lagern hier im Untergrund in der einstigen Kiesgrube Hochofenschlacken, Bauschutt, Schienenschotter und unschädliche Abfälle der Eisen- und Stahlindustrie, die später dann als Halde mit dem Bergematerial der Schachtanlage Rheinpreußen aufgeschüttet wurden. Aber, so Weinand, es gebe Zeitzeugen, die bestätigen könnten, dass hier damals illegaler Gewerbemüll im großen Stil entsorgt wurde.

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Unter anderem habe ihm jüngst ein Hubschrauberpilot berichtet, dass er damals aus der Luft gesehen hat, wie große Mengen von Fässern in der Grube entsorgt wurden. Außerdem gebe es besorgniserregende Hinweise, dass die giftigen Überreste der im Krieg zerbombten gigantischen Kraftstoffgewinnungsanlage aus Moers-Meerbeck in der Kiesgrube entsorgt wurden. "Niemand weiß, wo diese Anlage gelandet ist. Es ist naheliegend, dass sie auf dem bequemsten Weg, quasi auf der anderen Straßenseite entsorgt wurde", vermutet Weinand.

Duisburger Politiker: "Hüttenschlacke darf nicht mit Grundwasser in Verbindung kommen"

Der Baerler Politiker ärgert sich über die ungenaue Anfrage der SPD-Landtagsabgeordneten und die viel zu allgemeine Antwort der Landesregierung, die sich unter anderem auf Probebohrungen stütze, bei denen kein belastetes Material gefunden wurde. "Auch diese Bohrungen beziehen sich nur auf die Halde. Bis in den Untergrund des Baggerlochs, um den es eigentlich geht, ist niemand vorgedrungen."

Im Untergrund der Halde sei schon allein das, was offiziell in der Kiesgrube entsorgt wurde, alles andere als unbedenklich. "Hüttenschlacke darf nicht mit dem Grundwasser in Verbindung kommen." Und Probleme mit dem Grundwasser (erhöhte krebserregende PAK-Werte) gebe es schon ohne den befürchteten Druck, den 3,5 Millionen weitere Kubikmeter Schutt einer Deponie auf den ungewissen Untergrund ausüben werden.

Deponie Lohmannsheide: Vieles hätte nicht genehmigt werden dürfen

Gregor Weinand wird weiter recherchieren und sich durch Akten wühlen. Viele Stunden hat er schon im Landesarchiv verbracht. Nächste Station ist Arnsberg. Er möchte sich ein Bild vom Abschlussbetriebsplan der Bergehalde machen und hofft auf Informationen über die Kiesgrube. Seine Vermutung: "Ich denke, die Halde hätte auf diesem ungewissen Untergrund gar nicht genehmigt werden dürfen."