Duisburg. Drei Arbeitersiedlungen im Ruhrgebiet werden jetzt in einer WDR-Sendung vorgestellt. Sie gibt auch tiefe Einblicke in eine Siedlung aus Duisburg.
Massiver Bürgerprotest ist in Duisburg eher selten. Eine große Ausnahme war der Kampf um den Erhalt des Hüttenwerks in Rheinhausen 1987/88 – und wenige Jahre zuvor der um den Bestand der Rheinpreußensiedlung in Homberg. Der Letztere wurde bekanntlich gewonnen.
Wie es sich heute dort und in zwei anderen früher umkämpften Arbeitersiedlungen im Ruhrgebiet lebt, ist Thema der WDR-Reportage „Ruhrgebiets Oasen - Drei Siedlungen im Revier“. Sie wird am Freitag, 19. Juli, um 20.15 Uhr im Dritten Programm ausgestrahlt.
WDR-Produktion zeigt Siedlungen in Gelsenkirchen, Oberhausen und Duisburg
Einen Sommer lang hat die Autorin Katja Lüber drei Siedlungen in Gelsenkirchen, Oberhausen und in Duisburg-Homberg besucht. Sie hat mit Zeitzeugen der damaligen Auseinandersetzungen gesprochen und mit jüngeren Bewohnerinnen und Bewohnern.
Denn mittlerweile sind die Wohnungen in diesen Siedlungen begehrt, weil sie preiswertes Wohnen in grünem Ambiente bieten, mit großzügigen Gärten, wie sie in Neubausiedlungen heute nicht mehr üblich sind.
Kampf um Siedlung: 403 Wohnungen konnten am Ende erhalten werden
Das ist auch bei der Rheinpreußensiedlung in Homberg-Hochheide so. Endgültig erhalten waren ihre Reste 1978. Mit einem 18-tägigen Hungerstreik setzten bis zu 20 Bewohner Anfang 1979 noch durch, dass die Stadt Duisburg selbst die 403 verbliebenen Wohnungen erwirbt.
Seit 1984 gehören sie einer Wohnungsgenossenschaft und wurden nach und nach in Absprache mit der Mieterschaft modernisiert.
Die Anfänge des Steinkohlebergbaus in Homberg gehen auf die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Von 1857 an ließ der Ruhrorter Kaufmann Franz Haniel (1779 bis 1868) in Homberg die Förderung von Steinkohle vorbereiten. 1876 war es soweit. Sie nahm schnell zu, so dass Arbeitskräfte aus der Umgebung bald nicht mehr genügten. Sie wurden sogar im Ausland angeworben.
Wohnungen für Bergarbeiterfamilien bilden die Rheinpreußensiedlung
Von 1889 an ließ Haniel planmäßig Wohnungen für die Bergarbeiterfamilien bauen, bis 1901 zunächst 634 Wohnungen nördlich der Moerser Straße, danach bis 1905 noch einmal 606 Wohnungen südlich von ihr. Beide bildeten die große Rheinpreußensiedlung.
Die Kohleförderung der drei Schachtanlagen in der Nachbarschaft der Siedlung lief bereits 1925 aus. Schächte auf Moerser Gebiet förderten aber noch bis 1971. 1959 verkaufte Haniel seine Anteile an dem Bergwerk.
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Für den Bergbau wurden die Wohnungen immer weniger benötigt. Außerdem entsprachen sie nicht mehr den Ansprüchen des modernen Wohnungsbaus, sie hätten modernisiert werden müssen. Die großen Gärten zur Selbstversorgung der Bergleute galten im aufkommenden Zeitalter der Supermärkte als Platzvergeudung.
Homberger Unternehmer erwirbt Häuser, Pleite bringt die Wende
Stattdessen reifte die Idee, in Hochheide eine nach damaligen Maßstäben hochmoderne Hochhaussiedlung mit 5600 Wohnungen zu errichten. 1966 erwarb der Homberger Unternehmer Josef Kun (1931 bis 2020) 447 Zechenhäuser mit 1700 Wohnungen.
1200 davon nördlich der Moerser Straße ließ er abreißen. Sechs Hochhäuser mit je 20 Stockwerken entstanden an ihrer Stelle. Sie sind als „Weiße Riesen“ bekannt und teilweise heute auch schon Geschichte. Zwei Gebäude wurden bereits gesprengt, ein drittes soll 2025 fallen.
Kuns Unternehmen machte aber 1973 Konkurs, so dass die Abbrüche ins Stocken kamen. Die letzten endeten 1976. Eine Bürgerinitiative begann für den Erhalt der Häuser zu kämpfen.
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>> Genossenschaft Rheinpreußensiedlung besteht seit 40 Jahren
- Bewohner der Rheinpreußensiedlung haben 1984 die Wohnungsgenossenschaft gegründet, die die verbliebenen 403 Wohnungen bis heute verwaltet. Sie besteht in diesem Jahr also seit 40 Jahren.
- 1985 hat die Genossenschaft die Siedlung übernommen und damit begonnen, die Häuser und Wohnungen zu modernisieren.
- Nach Angaben der Genossenschaft bestehen die Wohnungen in der Zechensiedlung meist aus vier Zimmern: zwei im Erdgeschoss und zwei in einem Obergeschoss. Hinzu kommen eine kleine Küche und ein Bad im Anbau. Die Wohnfläche beträgt rund 68 Quadratmeter.