Duisburg. Mit der App „Between the Lines“ will die Stadt Duisburg neue Wege gehen. Was psychisch belastete Kinder und Jugendliche erwarten können.

Mobbing und Essstörungen, Familienprobleme oder Depressionen: Viele Kinder und Jugendliche sind großen Belastungen ausgesetzt. In Duisburg soll ihnen ab September eine neue App dabei helfen, sich zu sortieren und passende Hilfe zu finden. Eine Art digitale Jugendhilfe.

„Between the Lines“ heißt die App, die in Solingen nach einer Anregung des Jugend-Stadtrats zunächst lokal entwickelt wurde und inzwischen auf andere Städte ausgeweitet wird.

Junge Menschen haben Anspruch auf niederschwellige Beratung

Kinder und Jugendliche haben nach dem Sozialgesetzbuch Anspruch auf Beratung ohne Kenntnis der Eltern oder Sorgeberechtigten. Das Jugendamt Duisburg hofft, dass die App niederschwellig Zugänge zu Unterstützungs- und Beratungsangeboten vermittelt.

Bei einer Präsentation im Jugendhilfeausschuss wurde betont: „Kinder und Jugendliche mit psychischen Krankheiten werden systematisch alleine gelassen.“ Von 20 Prozent der jungen Menschen, die an einer psychischen Störung erkranken, werde nur ein Viertel professionell behandelt. Hier ist also Handlungsbedarf. Für die Sach- und Personalkosten werden der Stadt laut App-Betreiber jährlich rund 28.000 Euro in Rechnung gestellt

Das bietet die App „Between the lines“

Wenn man die App heruntergeladen hat, hilft ein Chatbot, mit Fragen die Probleme einzugrenzen. In einem zweiten Schritt können die Jugendlichen fachliche Informationen bekommen und schließlich werden Anlaufpunkte in der Nähe vermittelt, um auch persönlich beraten zu werden. Ein Vorteil ist, dass die Infos unabhängig von Öffnungszeiten abrufbar sind.

Die App bietet Informationen zu Konflikten, die die Jugendlichen mit sich oder anderen haben, zu belastenden Ereignissen sowie zu 20 verschiedenen Krankheitsbildern. Ob es also um Selbstverletzung oder Panikattacken, Computersucht und Liebeskummer, toxische Freundschaften oder ADHS geht: Die App weiß Rat. Mit einer einfachen Navigation kann man Tipps zur Prävention bekommen, Ratschläge zur Selbsthilfe nachlesen oder sich zu professionellen Hilfsangeboten lotsen lassen. Videos befassen sich zudem mit Themen wie Rassismuserfahrung, Verhütung, Geschlechtsidentität oder Schmerzen beim Sex.

Mitgründer Oliver Kröger betont, der Nutzer finde alle relevanten Informationen in der App und er „muss nicht sprechen, das ist das Fantastische“. Für viele junge Leute sei es eine große Hürde, auf Menschen zuzugehen.

Stadt will Werbung für die App machen

Um die App nach dem Launch bekannt zu machen, soll es Infoveranstaltungen für Multiplikatoren geben, geplant werden Workshops und Werbung über Social-Media-Kanäle. Auf Instagram und TikTok etwa gibt es viele zielgruppengerechte Clips zu Mental Health, Umfragen unter Jugendlichen oder motivierende Videos bei Prüfungsangst. Weil es eine gleichnamige Fernsehserie gibt, muss man bewusst nach der „betweenthelinesapp“ suchen.

Damit die Aktualiät gewährleistet ist, soll es alle sechs Monate eine Überprüfung der Organisationen geben, die in der App vermittelt werden. Zuvor wird ohnehin die Seriosität der Organisation und die Qualität der Angaben überprüft, versprechen Jugendamt und Hersteller.

In Düsseldorf jedenfalls, wo die App bereits eingeführt wurde, hält Stadtdirektor Burkhard Hintzsche die App für einen „effektiven Weg“, Jugendliche und Kinder zu erreichen.

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>> DIE APP BETWEEN THE LINES

  • Die App kann man kostenlos in jedem App-Store herunterladen.
  • Die Datensicherheit soll gewährleistet sein, die App arbeitet nach Angaben der Stadt ohne Cookies, die Server sind in Deutschland.
  • Die Macher arbeiten zum Teil ehrenamtlich und hoffen, dass die App deutschlandweit zum Einsatz kommt.
  • Der Solinger Jugend-Stadtrat lieferte die Initialzündung für die Entwicklung der App, die 2017 zunächst lokal herauskam. Inzwischen wird sie in Düsseldorf, Berlin, Köln und einigen anderen Städten angeboten.
  • Weitere Infos: https://app.between-the-lines.info/

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