Duisburg. Das Franz-Haniel-Gymnasium Duisburg-Homberg bekommt einen neuen Schulleiter. Norbert Thummes über Abschiedsschmerz, Stolz und künftige Aufgaben.
Der Nachfolger ist schon gekürt, ihm wird er die großen Pflanzen im Eingang hinterlassen, die das Franz-Haniel-Gymnasium in Duisburg fast wohnlich machen. Deren Pflege ist Chefsache, findet Norbert Thummes. Nach 40 Jahren als Pädagoge, davon 30 Jahre in Homberg und zwölf Jahre als Leiter, geht er Ende Juli in den Ruhestand.
Am letzten Schultag wird sich der 66-Jährige abends ein Bruce-Springsteen-Konzert gönnen. Aber danach hat er noch gut zu tun. Im Büro ist kein einziger Karton gepackt. Und der Terminplan für den neuen Schulleiter ist auch schon bis Juli 2025 voll.
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Franz-Haniel-Gymnasium in Duisburg „kommt in gute Hände“
Ein halbes Jahr hat der 66-Jährige bereits verlängert, „ich mache es aus vollem Herzen“, betont er strahlend. Den Schülern gab er schon ein Eis aus, zum offiziellen Ausstand haben sich auch ehemalige Schüler angekündigt. Unter den 77 Abiturienten war in diesem Jahr sogar der Nachwuchs einer früheren Schülerin. So schließen sich Kreise.
„Die Schule kommt in gute Hände, das beruhigt mich“, sagt Thummes, Details darf er allerdings nicht verraten. Und den Start des neuen Schuljahres will er vorsichtshalber außerhalb von Duisburg im Urlaub verbringen. Nach vier Jahrzehnten im Schulbetrieb sorgt er sich ein bisschen um seine Reflexe. Der Pädagoge studierte Geografie und evangelische Religion, unterrichtete in den vergangenen Jahren aber nur wenige Kurse, vor allem in den achten Klassen. Sie gelten wegen der pubertären Schüler als nicht so beliebt, für ihn sei es aber immer eine Freude gewesen.
„Ich verlasse die Schule mit zwei weinenden Augen“, betont er. Den Beruf habe er immer gern ausgeübt, weil er so viele Gestaltungsmöglichkeiten bietet. Als Leiter habe er zudem über den Tellerrand gucken, sich mit anderen Schulleitern austauschen können. Sein Ziel sei immer eine „angstfreie Schule“ gewesen, eine in der gut gelaunte Lehrer unterrichten, die ihren Schülern Wertschätzung entgegenbringen.
Neben dem Bundespräsidenten in den Nachrichten
Das FHG ist aber auch eine Schule geworden, die offensichtlich stolz ist auf ihre Schülerschaft. Vitrinen stehen voll mit Preisen und Ehrungen, die Wände sind dicht behängt mit Urkunden.
„Guter Unterricht ist das eine, aber aktiv an solchen Wettbewerben teilnehmen, das ist die Kür“, findet Thummes. „Da geben die Schüler ihr Bestes.“ Die Schule hinterlasse viele Spuren im Leben, Sprüche von Lehrern werden zur Legende. Wirklich einzigartig sei es, neben Bundespräsident Gauck in den Tagesthemen aufzutauchen. Als NRW-Schule den Bundessieg von Jugend forscht nach Hause zu holen, sei „ein besonderer Erfolg“.
Veränderter Schülerschaft neue Unterrichtsformen anbieten
Die Halbtagsschule setzt auf viele AG‘s von Zumba bis Robotik, sogar eigenen Honig machen sie. Der Schulgarten, die Aula, viele Hauswände zeugen von den kreativen Spuren der Schüler und Teilnahmen an Bundeskunstwettbewerben. Selbst der Sanitätsdienst wurde zum Landesmeister gekürt.
Auffällig findet Thummes, dass sich in den letzten Jahren die Aufmerksamkeitsspanne der Schüler stark verändert hat. Durch den Konsum sozialer Medien könnten viele nicht mehr lange konzentriert arbeiten. Dem müsse Schule Rechnung tragen, durch andere Unterrichtsformen, kooperatives Lernen, auch durch digitale Möglichkeiten.
Dass mehr Kinder mit Wurzeln aus anderen Ländern an seiner Schule sind, sei bereichernd. Das Kollegium sei aktiv bemüht, Fremdheitsgefühle abzubauen und alle in das Schulleben einzubeziehen.
Künftig auch Containerklassen?
Sein Nachfolger werde sich mit einigen baulichen Herausforderungen herumschlagen müssen. Durch den Wechsel von G8 auf G9 wird 2026 ein zusätzlicher Jahrgang Platz brauchen. Vermutlich werden Containerklassen auf dem Bürgermeister-Wendel-Platz aufgestellt, bis andere Möglichkeiten geschaffen werden.
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Der Abriss des Pavillons und ein zweigeschossiger Neubau könnten eine Lösung sein, glaubt Thummes. Da in den vergangenen Jahren viele Klassenzimmer modernisiert wurden, seien außerdem die Lehrer dran. Auch sie hätten einen modernen Arbeitsplatz verdient.
Beim Rundgang durch die Schule wird deutlich, wie vielseitig er seine Leitungsfunktion wahrnahm. Thummes hat zwar über 900 Abitur-Zeugnisse unterschrieben. Er hat aber auch Lösungsmittel im Internet bestellt, damit der Hausmeister Graffiti von der Wand kriegt. Oder LED-Lampen, die in die historischen Kronleuchter der Aula passen.
Mehr Zeit für Konzerte und weniger Müdigkeit
Privat will sich Thummes künftig stärker bei der Stiftung der deutschen Wirtschaft engagieren. Ehrenamtlich hilft er schon länger bei der Auswahl der Stipendiaten, lernt so viele Menschen kennen und bekommt Einblicke in die spannende Welt der Start-ups, „da lerne ich viel Neues kennen, das möchte ich intensivieren“.
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Er freut sich aber auch, abends nicht mehr so müde zu sein und wieder mehr in Konzerte zu gehen, geschmacklich ist zwischen den Kölner Philharmonikern und Coldplay viel Platz. Der Schule wird er aber weiter verbunden sein, und sei es durch die Schüler, die auf seiner Straße wohnen und morgens an seinem Haus vorbeilaufen.
>>DAS FRANZ-HANIEL-GYMNASIUM
- Das Franz-Haniel-Gymnasium in Homberg ist fünfzügig. Knapp 1000 Schüler besuchen die Schule inmitten eines Wohngebiets.
- Das Lehrerkollegium umfasst rund 80 Kräfte. Zwei Drittel hat Thummes selbst eingestellt, es sei „ein tolles Team“. Vor allem sind es genug, und das empfindet er als „große Ungerechtigkeit“ gegenüber anderen Schulen.
- Die Schule ist als mintfreundliche und als digitale Schule zertifiziert. Spanisch ist als weitere Fremdsprache ab Klasse 7 eingeführt.
- Der Schulsozialindex liegt bei 4. „Vom Millionärskind bis zum Bürgergeldempfänger haben wir alles im System, aber jeder soll gleichberechtigt teilhaben können“, sagt der Schulleiter.