Duisburg. Auf den Schulhöfen in Duisburg wird es immer enger. Um Platz zu schaffen, bis saniert oder neu gebaut ist, entstehen teure Containerdörfer.
An den Duisburger Schulen wird es immer enger. Zum nächsten Schuljahr werden 193 Container als zusätzliche Klassenräume genutzt, am Anfang des Schuljahres waren es noch 166.
Vom Schulhof der Karl-Lehr-Realschule ist nicht mehr viel übrig. Die 490 Kinder des Standorts an der Wacholderstraße in Wanheimerort müssen sich künftig mit deutlich weniger Platz zufriedengeben. Ende Mai haben Laster und ein Kran etliche Container abgestellt. Sie sollen zu vier Klassenzimmern arrangiert werden und einen Bau ersetzen, der einst – Achtung – aus Containern erbaut wurde. Kein Scherz.
Der alte Modulbau hat einen Holzuntergrund, der abgesackt ist. Ein Raum musste deshalb bereits gesperrt werden. Aber auch sonst ist es „eine Katastrophe“, sagt Schulleiter Stan Orlovic, „es regnet rein, es schimmelt“. Hier hilft nur Abriss und Neubau, aber das dauert eben.
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Container als Klassenersatz: 48 Schulstandorte sind betroffen
Marode Gebäude, fehlender Platz, viel mehr Kinder als gedacht: Die Gründe sind überall gleich. Im laufenden Schuljahr sind 40 Standorte betroffen, im nächsten Schuljahr werden es 48 sein, über ein Drittel aller Schulen sind betroffen.
Im Schnitt kostet eine Containerklasse 1600 Euro Miete pro Monat, so Stadtsprecher Peter Hilbrands. Insgesamt werden die fast 200 Klassencontainer monatlich 510.737,38 Euro kosten – über sechs Millionen Euro jährlich. In diese gewaltige Summe fließen monatliche Mietkosten wie rund 1000 Euro für einen Klassencontainer an der Sternstraße, aber auch fast 36.000 Euro für 19 Klassencontainer an der Gesamtschule Walsum. Sie ist schon länger trauriger Spitzenreiter, ein regelrechtes Containerdorf beherbergt hier hunderte Schüler.
Andere Gesamtschulen sind ebenfalls betroffen: An der Grillo-, der Leibniz- und der Heinrich-Heine-Gesamtschule stehen schon länger jeweils zehn Klassencontainer. Der Notstand an den Förderschulen wird unter anderem Am Rönsbergshof mit zehn Containern sowie mit sechs Containern an der Alfred-Adler-Schule abgefangen.
Allein die Planungskosten gehen in die Millionen
Die Wirtschaftsbetriebe Duisburg mit dem Immobilienmanagement rechnen für 2024 mit 1,6 Millionen Euro für die Planungskosten und für 2025 mit 1,45 Mio Euro.
Hilbrands erklärt, dass die mobilen Einheiten die „einzige Übergangslösung während der Umsetzung von baulichen Maßnahmen wie Umbauten, Sanierungen und Schulraumerweiterungen“ seien.
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Die Kosten für den Aufbau der Ersatzklassen hängen von den Gegebenheiten vor Ort ab. Mehrkosten entstehen etwa, wenn der Untergrund noch aufbereitet werden muss oder eine spezielle Ausstattung notwendig ist.
Parallel gebe es aber eine „Vielzahl von baulichen Maßnahmen, die entweder bereits im Rat der Stadt Duisburg beschlossen wurden oder dort demnächst eingebracht werden“: Beispielsweise die Erweiterungsbauten an den Grundschulen Astrid Lindgren und Hochfelder Markt, die bis Herbst 2024 fertiggestellt werden. Hier können dann die sieben mobilen Einheiten zurückgebaut werden. Aktuell seien zwar 193 Einheiten geplant, im Laufe des Jahres werde es jedoch stetige Veränderungen geben.
Containerklassen wirken von innen wie ganz normale Räume
Seit fast zehn Jahren versuchen Verwaltung, Politik und Immobilienmanagement, die Situation an den Schulen in den Griff zu kriegen. Die Zahl der Schüler stieg nahezu kontinuierlich, auch die Zahl der Containerklassen wuchs seither zuverlässig weiter.
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Abgesehen von den beengten Verhältnissen auf den Schulhöfen sind viele Lehrer durchaus zufrieden mit den Blechkisten. In der Regel wird eine mobile Einheit, also ein Klassenzimmer, aus vier Containern gebaut. Hinzu kommen weitere Container für Flure. Von innen wirken die Räume wohnlich, ein Unterschied zu einer „normalen“ Klasse ist kaum zu spüren. Manche Schulleiter mussten in letzter Zeit allerdings dafür kämpfen, dass auch an fließendes Wasser gedacht wird.
Ein Ende der teuren Behelfslösungen ist vorerst nicht abzusehen. Denn die neuen Gesamtschulen werden frühestens zum Schuljahr 2026/27 richtig an den Start gehen, diverse Grundschulen sind teilweise noch nicht mehr als ein Vorschlag der Schulplaner, der den Weg durch die Gremien erst antreten muss.