Duisburg-Friemersheim. Die Restauration Schumachers öffnete am Tag des Denkmals. Das Gebäude in Friemersheim hat eine bewegte Geschichte, aber eine ungewisse Zukunft.

„Der neue Pächter könnte direkt loslegen“, sagt Arno Gollner über die derzeit geschlossene Restauration Schumachers im Friemersheimer Dorfkern. Zum „Tag des offenen Denkmals“ führt der Architekt durch das 1827 erstmals urkundlich erwähnte Haus, das er seit 1990 mit Restaurierungsarbeiten ständig betreut.

Im großen Saal im ersten Stockwerk glänzen die langen Eichendielen frisch poliert, und Sonnenlicht strahlt durch die alten, teils von ihm erneuerten Fenster. Man könnte sich gut eine Hochzeitsgesellschaft an diesem Spätsommernachmittag dort vorstellen. Tatsächlich hat sich dort eine größere Gruppe zusammengefunden, allerdings bejubeln die Mitglieder kein Eheversprechen, sie begeben sich stattdessen auf eine kleine Zeitreise des denkmalgeschützten Hauses, das Elemente aus dem Klassizismus beziehungsweise Historismus aufweist, wie der Friemersheimer Gollner mitteilt.

Die Kegelbahn war in den 1920er-Jahren die größte Attraktion des Baudenkmals

Das Interieur ist geprägt vom englischen Landhausstil, kleine Tische mit Stühlen laden zum Sitzen ein. Doch das war nicht immer so. „Hier oben hatte Heinrich Schumacher als Attraktion eine Kegelbahn mit Kegelzimmer in den 1920er-Jahren gebaut“, erläutert Gollner den Besucherinnen und Besuchern. Mit einem Kegel-Jungen, der im Handbetrieb die gefallenen Kegel wieder aufstellte und dann die Kugel ins Kegelzimmer zurückrollte.

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Da im Zweiten Weltkrieg das Hinterhaus fast völlig zerstört war, verlegte man die Kegelbahn vom ersten Stockwerk ins Erdgeschoss, wo sie bis 1990 noch in Betrieb gewesen sein muss. „Das System war dann längst überholt, Schumachers war aber eine beliebte Rentnerkneipe für den Friemersheimer Dorfkern“, erinnert sich Arno Gollner.

Das Friemersheimer Baudenkmal war ursprünglich eine Hausbrauerei

Dabei war Schumachers ursprünglich eine Hausbrauerei. Inhaber waren Ende des 19. Jahrhunderts die Brüder Friedrich und Jakob Großterlinden, die aber schließlich merkten, dass die Kapazität des Stammhauses nicht mehr ausreichte zur Bierversorgung der wachsenden Bevölkerung des späteren Rheinhausens. 1897 zogen sie mit dem Betrieb um zur Rheingold-Brauerei an die Rheingoldstraße und brauten dort das beliebte Alt gleichen Namens.

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„Die Lage am Bahnhof war einfach besser für den Weitertransport des Bieres“, so Gollner. Von der Vergangenheit als Brauhaus zeugen im Schumachers noch große unterirdische Bierkeller, die das Gerstenbräu kühlten und sich heute neben der Schankwirtschaft befinden.

Seit 1917 ein Gastronomiebetrieb mit Gartenwirtschaft

Im Jahr 1917 verkauften die Brüder Großterlinden das heutige Baudenkmal an den Namensgeber Heinrich Schumacher, der das Haus zu einem erfolgreichen Gastronomiebetrieb mit Gartenwirtschaft umbaute – mit der Kegelbahn als Zugpferd.

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Karl-Heinz Schulz wiederum erwarb das 2350 Quadratmeter große Grundstück 1991 und ließ das Restaurant komplett neu aufbauen und kernsanieren durch den Architekten Arno Gollner. Und bis vor wenigen Jahren bekochten Karl-Heinz Schulz und seine Frau Ute Schulz-Töbelmann ihre Gäste auf hohem Niveau in der Fein-Restauration.

Preisverwöhnte Spitzenköche mit bis zu 14 Gault-Millau-Punkten

Ihr Neffe erzählt stolz: „Sie hatten einmal 14 Gault-Millau-Punkte im Restaurantführer erreicht.“ Doch er weiß auch, dass das Restaurant, als sein Onkel es danach an andere Betreiber verpachtete, nicht mehr die Klasse und Konstanz erreichte.

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Den ersten Mieter Tim Lellau 2017 ereilte die Insolvenz, der folgende Pächter Ingo Sperling, der aus Krefeld stammende Betreiber der „Elfrather Mühle“, stellte den Betrieb in Friemersheim aus persönlichen Gründen ein. Auch dessen Nachfolger, Frank Schwarz, gab die Pacht nach einiger Zeit wieder auf. Und Ralf Reich, der 2019 an den Start ging, überstand die Corona-Pause nicht. Dennoch wäre ein neuer Pächter mit einem guten Gastronomiekonzept für das Traditionshaus gern gesehen.