Duisburg-Friemersheim. . Spitzenkoch Tim Lellau hat Insolvenz angemeldet. Die Besitzer der Friemersheimer Fein-Restauration suchen nun einen neuen Pächter.
„Dauerhaft geschlossen“ steht nüchtern auf der Internetseite des Friemersheimer Edelrestaurants. Und bei Karlheinz Schulz und seiner Frau Ute klingelt das Telefon im Akkord. Gäste rufen an und fragen: Was ist los im Schumachers? Das vorläufige Aus des Traditionslokals kam auch für seine Besitzer unerwartet. Pächter und Küchenchef Tim Lellau, über Duisburgs Grenzen als Spitzenkoch bekannt, musste Insolvenz anmelden. Gerade hat sein Team die letzte Hochzeitsfeier bewirtet. Seit September sind die Türen geschlossen. Jetzt wird ein neuer Pächter gesucht.
Das Ende des beliebten Restaurants ist ein Widerspruch in sich. In wenigen Wochen beginnt die Zeit der Gänseessen und Weihnachtsfeiern – das Schumachers ist bereits so gut wie ausgebucht, bis Jahresende sind die Auftragsbücher voll.
An diesem Vormittag sitzen Karlheinz und Ute Schulz selbst im eingedeckten Speisesaal, der mit seinem feinen Holzboden und den hohen Fenstern mit Blick ins Grüne genauso schön aussieht wie immer. 75 Gäste finden hier Platz, im Obergeschoss liegt ein Saal für Privatfeiern, nochmal für 80 Personen. Das Ehepaar Schulz kann das Geschäft selbst nicht aufrecht erhalten. Die beiden haben sich bereits vor Jahren zurückgezogen. Aber sie sind optimistisch, dass sich ein neuer Pächter findet, zumal der sich „ins gemachte Netz setzen kann“. Der künftige Betreiber muss allerdings ins Schumachers passen, also die Kunst einer guten deutschen Küche beherrschen, sich außerdem mit mediterranen Einflüssen auskennen - da hat Karlheinz Schulz konkrete Vorstellungen. Einige Bewerber haben sich schon vorgestellt. Mit weiteren wird er diese Woche sprechen.
Doch zunächst bereitet ihm die Kapitulation seines Küchenchefs Probleme. Da sind nicht nur finanzielle Einbußen wie offene Zahlungen. Er und seine Frau müssen Gästen absagen, die sie schätzen und erklären, dass die Situation nichts damit zu tun hat, dass der Laden plötzlich nicht mehr liefe. Außerdem tut es ihnen für die Mitarbeiter leid: Viele haben schon im Schumachers mit angepackt, als die beiden es noch selbst betrieben.
1991 hat Karlheinz Schulz das stilvolle alte Bauernhaus anno 1830 gekauft, kernsaniert und um einen Anbau erweitert. Auch ein Biergarten mit alten Kastanienbäumen gehört heute dazu. Ute Schulz war 22 Jahre lang Küchenchefin, briet und brutzelte sich bis an die Spitze der Zunft, bis zur 13 Punkte-Bewertung im Gault-Millau.
2012 kam der Generationenwechsel. Schulz verpachtete an den jungen Tim Lellau, zunächst für fünf Jahre. Ihm gelang es, die Küche um noch einen Punkt zu steigern. Gäste kommen aus Moers, Krefeld, Meerbusch, Düsseldorf und Mülheim. Der Verlängerung des Vertrages im Herbst stand nichts im Wege, man war sich einig, ärgert sich Schulz. Und dann kam alles anders.
„Ich mochte die Gäste nicht enttäuschen“
Im Mai eröffnete Tim Lellau einen eigenen gastronomischen Betrieb in Neukirchen-Vluyn, das „Little John´s“. Ein Projekt, das mit der Renovierung seines Hauses verbunden war. Dass er sich damit finanziell überhoben hat, will Lellau nicht bestätigen. Aber ein „Baustau“, hohe Kosten und insgesamt zwei Betriebe müssen ihm am Ende über den Kopf gewachsen sein. Er bekam Zahlungsschwierigkeiten, konnte die Pacht in Friemersheim nicht verlängern. Bis zuletzt habe er den Betrieb mit Mitarbeitern aufrecht erhalten, die er eigentlich am neuen Standort benötigt habe, sagt Lellau. „Ich mochte die Gäste nicht enttäuschen.“ Das Little John`s, betont er, „will ich unbedingt aufrecht erhalten.“
Karlheinz und Ute Schulz wollen sich bei der Suche nach einem Nachfolger Zeit lassen. Er muss die Gäste „wie bisher verwöhnen können“, sagen sie. Sollte sich dieser Wunsch nicht erfüllen, sind sie bereit, an einen Investor zu verkaufen, der das Haus auch erweitern und anders nutzen könnte. Dann wäre eines von Duisburgs Spitzenrestaurants Geschichte.
Kontakt: www.restaurant-schumachers.de