Duisburg.. Irmhild Kugel kennt sich seit 50 Jahren aus in einem schwierigen Metier, das immer wiedervon Skandalen erschüttert wird. Sie sagt: Die Verführung ist groß, weil es um viel Geld geht

Die Frage, ob man von einer Kunsthandlung in Duisburg leben könne, kann Irmhild Kugel nicht mehr hören. „Es gibt hier Sammler – vor allem guter Grafik“, sagt die Duisburgerin, die gerade 70 geworden ist. Die Zahl der Ausstellungen, deren Organisation anstrengend ist, hat sie zwar auf zwei pro Jahr reduziert, aber sie widmete sich nach wie vor der Kunst voller Leidenschaft. Ihre Kunden kommen auch aus Mülheim, Köln, vom Niederrhein, aus München und Hamburg. Laufkundschaft gibt’s kaum.

Vieles hat sich geändert in den letzten Jahren. Fuhr sie früher zu Auktionen und ist überhaupt viel gereist, um Interessantes zu finden, bekommt sie heute den ganz überwiegenden Teil sozusagen geliefert. „Die Sammler werden älter und müssen sich trennen oder sterben, und die Kinder wollen’s oft nicht übernehmen“, sagt Irmhild Kugel. Einiges, was ihr angeboten wird, nimmt sie in Kommission; manche Anbieter schickt sie weiter zum passenden Gutachter oder Auktionshaus. „Vieles ist auch nicht mehr zu verkaufen“, sagt Irmhild Kugel, die sich auf dem Markt und bei Preisen auskennt. Die Städte-Radierung Rothenburg ob der Tauber aus den 20er Jahren oder der bärtige Mann mit der Pfeife sind schlichtweg nicht gefragt. Dann wieder bekommt sie Arbeiten, „die ich schon vor 30, 40 Jahren verkauft habe – mit meiner Expertise“.

Fälschen könne sie erkennen

Daneben schaut sie aber nach wie vor in Auktionskatalogen nach Stücken, die in ihr Angebot mit dem Schwerpunkt klassische Moderne passen. „Und Lehmbruck muss man haben“, sagt sie mit Blick auf ihren Standort. „Manchmal werden leider Werke auch ganz schnell verkauft“, bedauert sie.

Fälschungen könne sie erkennen, kommen ihr aber nicht oft unter. „Fälschen lohnt sich erst ab einer bestimmten Summe.“ Aber vorsichtig sein müsse man immer. Bekannt ist etwa, dass viel Dubioses unterwegs ist von Salvador Dali. „Wenn ich es nicht weiß, dann sage ich es.“ Dass das andere Händler nicht so eng sehen, führe zunehmend zu Skandalen. „Die Verführung ist groß auch bei den Experten, die viel Geld mit Expertisen verdienen“, sagt Irmhild Kugel. Kunstkäufer, die sich nicht auskennen und auf Berater setzen, sind häufig die Opfer. „Das kann so nicht weiter gehen.“

Picasso auf einem Flohmarkt entdeckt

„Spannend“ sei da die Geschichte des Kunstfälschers Wolfgang Beltracci, „auf den alle Auktionshäuser reingefallen sind“. Irmhild Kugel: „Ich finde es unglaublich, dass jemand so gut fälschen kann.“ Für sie ist eine Wurzel der Entwicklung: „Alle wollen haben, haben, haben.“

Dass sich die Preise auf dem Kunstmarkt ständig verändern, zum Teil in astronomische Höhen schießen, kann sie auch nicht erklären. Zur Zeit gehe es jedenfalls mit der Abstrakte ab- und der Figuration aufwärts.

Tatsächlich ist Irmhild Kugel einmal gelungen, wovon jeder Kunstfreund träumt: Auf einem Flohmarkt in Brüssel hat sie einen Teller entdeckt, den sie für 50 Mark erstand. „Ein früher Picasso.“ Den hat sie behalten – auch weil Picasso für sie der Größte ist.

Gelernte Buchhändlerin

Irmhild Kugel ist Buchhändlerin. Gelernt hat sie den Beruf in der ehemaligen Buchhandlung Atlantis, deren Ruf bis heute nachhallt. Literatur, aber auch Kunst gehörte zum Angebot. Hier lernte Irmhild Kugel Drucke von Rembrandt und Dürer, Kunst der klassischen Moderne, Künstlerbücher und bibliophile Ausgaben kennen – und zu unterscheiden. „Das war eine tolle Ausbildung, und ich war mit Leidenschaft dabei.“ Dazu gehörte auch, mit dem Chef zu Auktionen etwa nach Paris zu fahren.

1986 machte sie sich in Moers selbstständig mit einem Buch-Antiquariat und Kunst. Nach zehn Jahren kehrte sie nach Duisburg zurück und machte an der Friedrich-Wilhelm-Straße – auf der gegenüber liegenden Seite des heutigen Geschäfts – ein Kunsthandlung auf, in der sie mit Ulrike Thelen (Geschenke und Rahmen) und Constanze Thelen (Künstlerbedarf) zusammen arbeitete.

Seit acht Jahren haben Ulrike Thelen und Irmhild Kugel ihre Geschäfte nebeneinander.