Duisburg. In Marxloh haben die 28. Theatertage begonnen. Was die Theatertruppe auf die Bühne bringt – und welchen Beitrag Duisburger Schüler leisten.
Aufatmen beim Jugend- und Kulturzentrum Kiebitz, im Herzen von Marxloh: Nach fast dreijähriger Coronapause konnten am Dienstag die 28. Marxloher Theatertage, in Zusammenarbeit mit dem RIZ-Regionalzentrum Nord starten.
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Die Sehnsucht nach dem Neustart, sie ist im Saal des RIZ sowohl den Akteuren auf als auch den Marxloher Schülern vor der Bühne anzumerken. Nach einigen einführenden Worten, unter anderem von Jugendamtsleiter Hinrich Köpcke, Bürgermeisterin Edeltraud Klabuhn und Marijo Terzic vom Kommunalen Integrationszentrum, durfte die integrative Theatergruppe des Kiebitz (KiT) endlich loslegen.
Duisburger Clowns schlagen ihren Lehrer mit seinen eigenen Waffen
Mit „Schule mit Clowns“ gibt die Truppe einen Einblick in ein eigenes Theaterstück, das erst im November 2022 Premiere feiert und dann auf Tour geht. Trotzdem ist auch schon in der Werkschau einiges zu sehen, wenn eine Klasse voller angehender Clowns ihren Lehrer Dr. Sinn mit seinen eigenen Waffen schlägt und ihm auf der Nase herumtanzt.
Nach wildem Spiel mit einem widerspenstigen Ballon gibt die Klassengemeinschaft der Clowns schonmal einen Vorgeschmack darauf, mit welchem Chaos sich Dr. Sinn herumschlagen muss. Schon den Ringelreigen der Nachwuchsclowns kriegt der hektische Lehrer kaum unter Kontrolle, und auch ansonsten sind die Pennäler ihrem Pauker keine große Hilfe – indem sie zum Beispiel jeden seiner Sätze wortwörtlich nehmen.
Als schließlich eine penetrante Putzkraft ungeachtet der Unterrichtssituation durch den Raum fegt, reicht es dem Oberclown – und er zieht sich samt Assistent in die Sicherheit zurück. Apropos Assistent: Mit urkomischer Mimik und tiefer Gelassenheit kommentiert der das chaotische Geschehen – mit nicht mehr als einer gehobenen Augenbraue.
Duisburger Schüler bringen Theater zu Papier
Nach einer Exkursion in die Wildnis inklusive Sprung vom Wasserfall endet die Geschichte mit einem ausgelassenen Tanz – und riesigem Applaus der Publikums. Damit ist der Startschuss der 28. Theatertage gefallen, weiter geht es mit der offiziellen Präsentation des Plakats der diesjährigen Ausgabe. Das ist nicht irgendwie entstanden, sondern aus der Feder von Schülerinnen und Schülern des Elly-Heuss-Knapp-Gymnasiums, in Zusammenarbeit mit dem Grafiker Karl-Heinz Weiner und dem Lehmbruck-Museum.
Die Jugendlichen haben dabei beachtliches zu Papier gebracht. Die zwei berühmten Theatermasken etwa markieren Marxloh auf einer Europakarte als Zentrum des Schauspiels, Augen glubschen aus dem tiefen Blau des abgedunkelten Zuschauerraums auf die Bühne, eine Umarmung mit einem hinterrücks gezückten Dolch illustriert die Intrigen und die Glorie auf den Brettern, die die Welt bedeuten.
Theater in Duisburg: „Sommernachtstraum“ ganz ohne Worte
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Das Rennen um den Platz als offizielles Plakat der Theatertage hat aber die Schöpfung von Hümeyra Özer gemacht. Die Schülerin hat einen Schauspieler auf die Bühne gemalt, der sich verbeugt und zugleich die Hand seines Schattens hält. Was sie sich dabei gedacht hat? „Egal ob vor oder hinter dem Vorhang, man steht trotzdem auf der Bühne, als Teil des Theaters“, erklärt Özer.
Mit Szenen aus dem „Sommernachtstraum“ macht dann wieder die Theatertruppe KiT weiter – allerdings ganz ohne Worte und als Schattenspiel auf vier Paneelen. Ein Produkt des anstrengenden Probenprozesses in der Coronazeit, in der die Schauspieler nur durch Stellwände getrennt proben durften. Den Abschluss des ersten Tages macht dann die Theaterklasse 6a des Max-Planck-Gymnasiums mit dem Krimi-Kammerspiel „Empty Safe“.
Der Theaterzauber und die Magie der Bühne sind endlich zurück in Marxloh – da ist es ohne Frage angebracht, Schillers Werk vom Giebel des Duisburger Stadttheaters zu zitieren, mit dem er das Theater auf den Punkt gebracht hat: „Mit allen seinen Tiefen, seinen Höhen roll ich das Leben ab vor deinem Blick. Wenn du das große Spiel der Welt gesehen, so kehrst du reicher in dich selbst zurück.“
>> DAS IST DAS KiT
- Das „Kiebitz inklusives Theater“ (KiT) ist eine Theatertruppe, in der Menschen mit und ohne Behinderung, mit und ohne Migrationshintergrund und aus allen Altersklassen gemeinsam spielen.
- Die Teilnehmer proben zwei Mal in der Woche unter der Anleitung von jeweils zwei Theaterpädagogen und Choreographen.
- Dabei geht es nicht bloß um Theaterspielen: Mit dazu gehören auch Rollenspiele, Atemübungen, Bewegungsübungen und Improvisation. Mehr Informationen gibt es unter kiebitz.net.