Duisburg. Der Duisburger Musikpreisträger Valer Sabadus gastiert mit „Spark - die klassische Band“ im Kammerkonzert. Wie der Countertenor überraschen kann.
Vor zwei Wochen erst wurde Valer Sabadus mit dem Duisburger Musikpreis ausgezeichnet, nun war er als Sänger im vierten Kammerkonzert der Saison in der Mercatorhalle zu erleben. Gemeinsam mit „Spark – die klassische Band“ bewies der Countertenor seine stilistische Vielseitigkeit mit einem Programm voller Überraschungen.
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Hinter dem Motto „Closer to Paradise“ verbergen sich vor allem sehnsüchtige Gesänge und virtuose Kammermusiken. „Spark“ eröffnet das Konzert mit einer eigenen Bearbeitung der „Ankunft der Königin von Saba“ von Georg Friedrich Händel. Flötistin Andrea Ritter betont in ihrem Arrangement besonders die minimalistischen Züge des Werkes. Gemeinsam mit Flöten-Kollege Daniel Koschitzki sorgt sie für zwitschernde Holzbläser, während Cellist Victor Plumettaz bohrende Basstöne beisteuert. Stefan Blazsovics spielt seine Violine sehr geräuschhaft, und Christian Fritz traktiert den Flügel wie ein Schlaginstrument.
In der Duisburger Mercatorhalle lässt Valer Sabadus Töne aufleuchten
Mit einer Imitation von Vogelstimmen leiten die gestochen scharf artikulierenden Blockflöten über zur Arie „Augelletti, che cantate“ aus Händels Oper „Rinaldo“. Valer Sabadus’ Stimme greift die Melodie der Vogelstimmen auf, ist anfangs selbst bloß ein weiteres Instrument, bevor der Gesang der Arie zu strahlen beginnt. Trotz der schwindelerregenden Höhen wirkt Sabadus’ Stimme nie eng oder verkrampft. Besonders beeindruckt ist der Hörer, wenn einzelne Töne noch einen zusätzlichen Atemschub erhalten und aufleuchten.
Neue Klassik-Alben- Herzwärmendes in kalten Tagen Im Verlauf des zweistündigen Abends ist man immer wieder überrascht, wie sicher der Sänger und „Spark“ sich die unterschiedlichsten Stücke und Stile aneignen, schließlich stammen die meisten Arrangements aus der Feder der fünf Musiker. So stimmt der Countertenor stilsicher Erik Saties Lied „Les Anges“ an, nur von Christian Fritz am Klavier begleitet, und in „Youkali“ von Kurt Weill tänzeln Stimme und Instrumente in einem eleganten Chanson dahin, der auch in die TV-Serie „Babylon Berlin“ passen würde.
Das einzige Lied des Abends, in dem das Arrangement mit der Stimme kollidiert, ist Robert Schumanns „In der Fremde“. Hier schwirren die Instrumente so wild bewegt umher, dass Sabadus’ Stimme manchmal sogar überdeckt wird. Das Volkslied „Ich haben die Nacht geträumet“ besticht dann aber durch seine Schlichtheit: Zu Klavierbegleitung setzen die anderen Instrumente schöne farbliche Akzente.
Von „Rammstein“ bis Barry Manilow
In ungewöhnliche Gefilde begeben sich die Musiker mit „Seemann“ von „Rammstein“. Im Arrangement von Cellist Plumettaz wähnt man sich zunächst in einer Komposition von Helmut Lachenmann: Die Streicher produzieren nur Geräusche, das Klavier poltert in der Tiefe. Erst als Valer Sabadus mit weit ausholender Stimme den dunkel-melancholischen Text anstimmt, beginnt das Cello mit dem Bass-Riff, der das Stück trägt und vorantreibt.
Im finalen Teil versuchen sich Spark mit „Scotch Club“ an einer kammermusikalischen Sicht auf Techno-Musik, und Sabadus stimmt mit „One Caress“ von „Depeche Mode“ eine wuchtige Trauerballade an. Beim Kammermusik-Publikum kommen diese Stücke, aus denen Sabadus kleine Pop-Opern macht, besonders gut an. Als Zugabe gibt es „Could it be magic“ von Barry Manilow. Da schwebt die Stimme von Sabadus in Disco-Sphären empor, und die „Spark“-Band tanzt musikalisch dazu.
>> Ein Star unter den Countertenören
- Schon vor dem Abschluss seines Gesangsstudiums im Jahr 2013 hatte Valer Sabadus 2012 seinen internationalen Durchbruch in konzertanten Aufführungen der Oper „Artaserse“ von Leonardo Vinci. 2013, 2015 und 2019 wurde er im Düsseldorfer Haus der Deutschen Oper am Rhein in der Titelrolle von Georg Friedrich Händels „Xerxes“ umjubelt.
- Leider wurde diese Aufführung trotz des großen Erfolgs nicht nach Duisburg übernommen. Dafür war Valer Sabadus 2017 und 2019 in der Reihe der Duisburger Kammerkonzerte mit barocken Programmen zu erleben.