Düsseldorf. . Händels späte Oper wird an der Düsseldorfer Rheinoper zur knallbunten Karikatur. Das Publikum behielt bis zum letzten Takt des dreieinhalbstündigen Arien-Konzerts seine gute Laune - auch wenn die Musik selbst oft in den Hintergrund rückt.

Eine Augenweide in barocker Opulenz und ein Füllhorn an Fantasie, eingebunden in ein musikalisches Gewand von sensationellem Format: Die Fortsetzung des nicht immer gelungenen Barock-Zyklus‘ der Deutschen Oper am Rhein mit Händels später Oper „Xerxes“ hat viel zu bieten.

Ein dreieinhalbstündiges Arien-Konzert, bei dem das Publikum bis zum letzten Takt seine gute Laune behält, das kommt nicht oft vor. Die musikalische Leitung war bei dem Genre-erfahrenen Spezialisten Konrad Junghänel und seinem fulminanten Ensemble bestens aufgehoben. Und wenn dazu noch ein Regie-Star wie Stefan Herheim am Werke ist, kann eigentlich nichts schief gehen. Schließlich ist dieses Konzept schon an der kooperierenden Komischen Oper Berlin aufgegangen.

Regisseur drängt Musik brutal in zweite Reihe

Doch worauf basiert dieses Erfolgskonzept? Herheim sieht im „Xerxes“ die Grenzen zwischen Komödie und Tragödie aufgebrochen, setzt dabei jedoch ein Stemmeisen an, mit dem er das Stück zur Karikatur verformt. Damit verfällt er in den Regie-Stil der 80er-Jahre. Die Musik drängt Herheim brutal in die zweite Reihe.

Dass in diesem verwickelten Ränkespiel um Liebe und Macht nicht nur Narren, sondern auch Menschen aus Fleisch und Blut leiden, schmachten und hoffen, das spielt Herheim viel zu selten aus. Ärgerlich angesichts der immensen Begabung des Regisseurs. Ärgerlich auch angesichts der Dekorationen in bestem und kostbarstem Barock-Ambiente auf heiß laufender Drehbühne (Heike Scheele). Ein Augenschmaus, auch in den fantastischen Kostümen von Gesine Völlm.

Ensemble dreht zu Höchstleistungen auf

Noch ärgerlicher angesichts der hochwertigen Besetzung, die sich von Konrad Junghänel mit der vorzüglichen „Neuen Düsseldorfer Hofmusik“ zu Höchstleistungen moti vieren lässt. Das ungleiche Brüderpaar Xerxes/Arsamenes ist mit den wohltönenden wie technisch perfekten Countertenören Valer Barna-Sabadus und Terry Wey kongenial vertreten.

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Romilda, dem Objekt der allgemeinen Begierde, bleibt Heidi Elisabeth Meier nichts an virtuos-sinnlicher Perfektion schuldig. Katarina Bradić als verlassene Verlobte Amastris verbindet Bühnenpräsenz mit einem balsamisch warmen Mezzo und Anke Krabbe fühlt sich als quirlige Atalanta pudelwohl. Hagen Matzeit darf sich als Diener Elviro durch die Partie poltern und Torben Jürgens bleibt als Ariodates eher im Hintergrund.

Ein großer Publikumserfolg mit einigen Fragezeichen. Passend zur Karnevalszeit, wenn auch ohne Pappnas‘ und Kamelle.