Duisburg. Das Lehmbruck-Museum möchte die Reihe „Sculpture 21st“ von Nevin Aladağ trotz Einschränkungen sichtbar machen. Und zwar mit „riesiger Vitrine“.

Für die Bedingungen des gesellschaftlichen Zusammenseins sensibilisieren die Werke der Bildhauerin und Performancekünstlerin Nevin Aladağ. Sie sollte eigentlich schon vor einem Jahr im Rahmen der Reihe „Sculpture 21st“ im Lehmbruckmuseum ausstellen. Der Lockdown verhinderte das.

Zur Zeit ist es vor allem die coronabedingte Bundes-Notbremse, die die Grenzen des gesellschaftlichen und kulturellen Zusammenseins definiert und eng und enger zieht. Dennoch verspricht der Museumspressesprecher Andreas Benedict jetzt allen Interessierten: „Sie werden die Skulpturen sehen und auch hören.“

Lehmbruck-Museum in Duisburg öffnet „riesige Vitrine“

Möglich wird das für die Besucher des Kant-Parks, die an der „riesigen Vitrine“ vorbeischlendern. So nennt Museumsdirektorin Söke Dinkla stolz die komplett verglaste Nordhalle, die das Museum zum Park und zur Stadt hin öffnet. Dort sieht man die beiden Klangskulpturen „Resonator Percussion“ und „Resonator Wind“.

Der Aufbau aus unterschiedlichen Rhythmusinstrumenten, beziehungsweise die Zusammenfügung von Mundstücken verschiedener Blasinstrumente in einer spiegelnden Messingkugel ruhen auf dunklen Podesten, die Nevin Aladağ gut gefallen. Sie ist der Pressekonferenz aus Berlin zugeschaltet und sieht die Ausstellung selber auch zum ersten Mal. Vor Ort im Museum geht Ronja Friederichs durch den Ausstellungsraum und stellt die Frage: „Wie klingt eine Skulptur?“

An „Resonator Percussion“ kann ein Musiker in einem kleinen Einspielfilm mit Trommelstöcken den montierten Instrumenten von der Agogo über digitale Trommeln und Metallglocken bis zu einer rasselnden Cabasa verschiedenen Rhythmen entlocken. Aber die große Kugel mit den stachelig abstehenden Mundstücken der Blasinstrumente muss leider stumm bleiben. Die Vorstellung verschiedener Musiker die gleichzeitig beim Spielen ihren Atem vermischen und den schönen Vielklang probieren, ist aus Gründen des Infektionsschutzes bis auf weiteres reine Utopie.

Schwingkörper soll in Lehmbruck-Sammlung wandern

Ein Blick in die Ausstellung im Lehmbruck-Museum.
Ein Blick in die Ausstellung im Lehmbruck-Museum. © Unbekannt | Frank Vinken

Für Dinkla sind die beiden neusten Werke Aladağs „Kleine Monumente für die Schönheit und den Reichtum der pluralistischen Gesellschaft“. Sie hofft, mit Hilfe von Outset Germany-Switzerland einen der beiden Resinatoren, sprich Schwingungskörper, für die Lehmbruck-Sammlung ankaufen zu können. Outset ist ein internationaler Verbund von Unternehmern und Kunstkennern, die öffentlichen Sammlungen Kunstkäufe sponsern. 70 Prozent der geförderten Künstler seien Frauen, erklärt die aus Berlin zugeschaltete Geschäftsführerin von Outset Bettina Böhm, dabei habe man aber gar nicht auf Quote geachtet, sondern nur auf die Qualität der geschaffenen Werke.

Ergänzt werden die Klangkörper durch doppelseitige Wandteppiche, die Aladağ wie Mosaike mit bunten Teppichstücken aus aller Welt zusammensetzt. Diese „Social Fabrics“ spiegeln kulturelle Vielfalt und Aladağ enthüllt, dass ihr das Zerschneiden eines schönen Teppichs mitunter schwerfällt und sie sich nachhaltig bemüht, wirklich jedes Stück davon zu verwenden. Auch die Teppichbilder haben Musik zum Thema und spiegeln die Elemente der Skulpturen wider.

Hoffnung auf Erlebnis im Museum

Aladağ ist in der türkischen Stadt Van geboren und in Stuttgart aufgewachsen. Sie hat sich in früheren Werken mit dem Klang der schwäbischen Großstadt beschäftigt, in der sie Orte der Kindheit aufsuchen kann. „Dabei konnte Musik auf die unterschiedlichsten Arten erzählt werden“, fasst sie zusammen.

Was ihre neue Ausstellung erzählt, kann man durchs Schaufenster sehen, über Lautsprecher hören, oder bei der virtuellen Eröffnung der Ausstellung über Youtube verfolgen. Bei sinkenden Infektionszahlen kann man den Schwingungen der Großstadt hoffentlich auch bald wieder im Museum nachspüren.

>>Ausstellung bleibt bis September

  • Die Ausstellung „Sculpture 21st: Nevin Aladağ” erlebt am Donnerstag, dem 6. Mai, um 19 Uhr ihr Silent Opening ohne Publikum aber mit einer Youtube-Premiere auf der Webseite des Lehmbruckmuseums, die man auch später noch anschauen kann.
  • Die von der Kunststiftung der Sparda-Bank und Outset geförderte Ausstellung dauert von Donnerstag, dem 6. Mai bis zum Samstag, den 5. September.