Duisburg-Hochheide. Andreas Lorenz und Harald Arns von der Polizei Duisburg arbeiten als Bezirksbeamte in Hochheide. Warum es für sie keinen schöneren Beruf gibt.

Na, das passt ja. Jedes Vorurteil über die Gegend um den Marktplatz in Hochheide wird bedient, als zwei Bezirksbeamte ihre Arbeit vorstellen. Ein gigantischer Müllberg am Rande zum Hochhaus „ziert“ mal wieder den Marktplatz. Ein Mann sieht die beiden Polizisten, schießt aufgeregt und schuldbewusst auf sie zu, hält seinen Personalausweis mit ausgestrecktem Arm hin und beteuert: „Ich wollte Ihnen schon sagen, ich bin umgezogen. Hier ist meine neue Adresse. Sie waren ja vorgestern bei meiner Freundin und haben sich erkundigt, wo ich jetzt stecke.“ Ein zufälliges Treffen von alten Bekannten.

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Mit Augenmaß und viel Erfahrung machen sie ihren Job. Und das richtig gerne. Die beiden Homberger Polizisten haben den Bezirksdienst in Hochheide. Andreas Lorenz im Norden, Harald Arns im Süden. „Wir sind wie ein altes Ehepaar“, scherzen die beiden 60-Jährigen. Denn sie kennen sich schon unglaublich lange. Waren zusammen in einer Hundertschaft, haben beide über 30 Jahre Schichtdienst auf dem Buckel. Aber, was Schöneres, als durch ihren Bezirk zu streifen, können sie sich nicht vorstellen.

Polizist über Hochheide: „Es gibt eine gewisse Klientel“

Die beiden sind echte Ruhrpottkinder und in ihrem Gefilde auch geblieben. Schönfärberei in ihrem Beruf liegt ihnen fern, und ein bisschen an der Wahrheit drehen, wenn man Probleme benennen soll, ist auch nicht ihr Ding. „Es gibt da schon eine gewisse Klientel“, sagt Lorenz, der auch immer den Marktplatz in Hochheide im Blick hat. Sein Revier.

Auf Streife in Duisburg-Hochheide: Die beiden Bezirksbeamten der Polizei Duisburg kennen die Gegend und die Probleme.
Auf Streife in Duisburg-Hochheide: Die beiden Bezirksbeamten der Polizei Duisburg kennen die Gegend und die Probleme. © Funke Foto-Services | Rüdiger Bechhaus

Die Sorgen und täglichen Ärgernisse der Bevölkerung sind ihm bestens bekannt. Und er kann sie verstehen. Angsträume, Lärm, Müll und Jugendliche, die bedrohlich wirken, weil sie immer in größeren Gruppen auftreten – auch das ist Lebenswirklichkeit in Hochheide. Die Stadt möchte das Gebiet erneuern, es lebenswerter machen und hat Pläne für die Zukunft. Es soll ein großer Park entstehen, mindestens ein gigantisches Hochhaus wird ja noch dem Erdboden gleich gemacht, aber nicht alle Vorhaben stoßen auf ungeteilte Zustimmung.

Polizisten in Hochheide haben ein offenes Ohr für die Menschen

„Die Leute hier sind oft schlicht, aber ehrlich, freundlich, man kennt und respektiert sich. Mit Ausnahmen natürlich“, beschreiben Lorenz und Arns ihre berufliche Wirklichkeit fast liebevoll. Sie kennen ihre „Pappenheimer“ so gut wie die Bürger und Bürgerinnen ihre Polizisten. „Wir möchten nirgendwo anders arbeiten“, bekennen sie einmütig. Lorenz streift oft über den Wochenmarkt, hat ein offenes Ohr für die Sorgen der Menschen, genauso wie Arns. Die beiden sind zwei bis drei Stunden pro Tag zu Fuß unterwegs, halten Ohren und Augen auf. Und gehören im Straßenbild zum Viertel.

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„Zum Glück“, sagen die Bürger und wollen unbedingt, dass die Polizei an ihrer Seite bleibt. Gerade dann, wenn die zentrale Wache nach Ruhrort verlegt wird. „Sie werden auch dort bleiben“, verspricht Jacqueline Gral, Polizeipressesprecherin. Zwar wird die alte Wache an der Viktoriastraße 8 auf Dauer komplett leergezogen, weil sie den Anforderungen überhaupt nicht mehr entspricht. Aber die Bezirksbeamten bleiben vor Ort wie in den vergangenen Jahren. Nur ihr Büro werden sie später an der Moerser Straße haben.

Polizeiarbeit in Duisburg: Diese Aufgaben gehören dazu

Trotz der Nähe, die die beiden zur Bevölkerung haben, bleiben sie dennoch immer Polizisten. Und die müssen auch unangenehme Aufgaben übernehmen. Zum Beispiel von Zeit zu Zeit Personen überprüfen, die einen kleinen Waffenschein haben. Der wurde häufig beantragt, als so viele Flüchtlinge 2015/2016 ins Land kamen. Auch wenn Vorführ- oder Haftbefehle vorliegen, werden Bezirksbeamte tätig und müssen die Bürger aufsuchen. Oft geht es um Geldstrafen, die nicht rechtzeitig bezahlt worden. Auch solches Verhalten ruft die Beamten auf den Plan.

Immer ein offenes Ohr: Bei ihrer täglichen Arbeiten kommen die Bezirksbeamten Harald Arns und Andreas Lorenz mit den Bürgerinnen und Bürgern in Duisburg-Hochheide ins Gespräch. Hier im Foto Celena Butzer mit Hund Mayey und Reber Bewari.
Immer ein offenes Ohr: Bei ihrer täglichen Arbeiten kommen die Bezirksbeamten Harald Arns und Andreas Lorenz mit den Bürgerinnen und Bürgern in Duisburg-Hochheide ins Gespräch. Hier im Foto Celena Butzer mit Hund Mayey und Reber Bewari. © Funke Foto-Services | Rüdiger Bechhaus

Bei häuslicher Gewalt sind Harald Arns und Andreas Lorenz ebenso gefragt. Sie sprechen meistens ein zehntägiges Rückkehrverbot aus und überprüfen das auch. Spontan und ohne Voranmeldung. Was natürlich unumgänglich ist, ist die Büroarbeit, die nach ihren „Streifzügen“ durchs Revier auf die Beamten wartet.

Polizei über Hochheide: „40 verschiedene Nationen leben hier“

Vieles ist stadtplanerisch und politisch schlecht gelaufen. Der Bau der Hochhäuser, die anfangs sehr begehrt waren, aber dann immer mehr runtergewirtschaftet wurden. „40 verschiedene Nationen leben hier und müssen miteinander klarkommen. Logisch, dass das nicht einfach ist“, sagt Andreas Lorenz deutlich. Während die Südländer das pralle Leben gerne in den Abendstunden genießen, lautstark feiern oder sich unterhalten, wollen viele Deutsche, dass abends Ruhe einkehrt. Lebensauffassungen, die aufeinanderprallen und so einfach nicht zu lösen sind. All’ die Konflikte mit Augenmaß zu begleiten und die Menschen wieder zueinanderzubringen - das erfüllt die beiden Bezirksbeamten.

>>> BEZIRKSBEAMTE BEI DER POLIZEI DUISBURG

  • Es gibt ungefähr 50 Bezirksbeamte in Duisburg. „Man rechnet einen Beamten auf ungefähr 10.000 Einwohner“, erklärt Jacqueline Gral, Pressesprecherin der Duisburger Polizei Jacqueline Gral. Sie sind in den Vierteln von den Bürgerinnen und Bürgern angesehen, es ist immer Zeit, um über die aktuellen Probleme zu sprechen.
  • Die Schwierigkeiten, die sich immer wieder in Hochheide ergeben, haben strukturelle Gründe. Die Bedürfnisse und Eigenheiten der unterschiedlichen Bürgerinnen und Bürger sind schwer auf eine Linie zu bringen. Ein Angstraum ist immer noch der rote Weg, der zwischen den Hochhäusern herführt. Gerade in Hochheide sind die Zukunftsaufgaben gigantisch. Und die Bezirksbeamten von größter Bedeutung.