Duisburg. Der Duisburger Benjamin Reiners tritt seine erste Stelle als Generalmusikdirektor in Kiel an. Und verpflichtet gleich einen Weltstar aus Duisburg.
Sie sind in Duisburg geboren oder leben in Duisburg – und sind an Theatern inner- und außerhalb Deutschlands aktiv. Diese Redaktion hat die Duisburger Künstler, die in der Theater- und Opernwelt unterwegs sind, in den letzten Jahren regelmäßig begleitet. Hier ein Überblick auf die Aktivitäten von acht Künstlern in der Spielzeit 2019/20.
Benjamin Reiners beginnt als Generalmusikdirektor in Kiel
Der Duisburger Dirigent Benjamin Reiners, der von 2003 bis 2009 das Jugendorchester leitete, wird mit Beginn der neuen Theatersaison Generalmusikdirektor in Kiel. Reiners eröffnet seine Amtszeit mit Giuseppe Verdis „Aida“, die vom 24. August bis zum 1. September als Sommer-Open-Air-Produktion auf dem Kieler Rathausplatz gespielt wird.
Als weitere Opernproduktionen liegen Korngolds „Die tote Stadt“ und Mozarts „Die Gärtnerin aus Liebe“ in Reiners Händen. Der verrät: „Mozarts Jugendwerk ist schon lange ein Wunschstück. Gerne denke ich an die Loy-Inszenierung der Deutschen Oper am Rhein zurück, die ich oft gesehen und in bester und lebendiger Erinnerung habe. Seitdem schwirrte diese Oper immer im Hinterkopf mit und nun habe ich die Gelegenheit, den Spielplan aktiv mitzugestalten und mir dieses Stück zu wünschen.“
Der Duisburger Weltstar Frank Peter Zimmermann spielt Alban Berg
Nicht nur bei den Philharmonischen Konzerten im Kieler Schloss, sondern auch bei vielen anderen Formaten vom Krabbelkonzert für die ganz Kleinen über ein After-Work-Konzert in einer Brauerei bis hin zu einem Konzert für Menschen mit Demenz wird sich der Duisburger seinem Kieler Publikum vorstellen.
Für Alban Bergs Violinkonzert hat sich Reiners einen anderen Duisburger nach Kiel eingeladen: „Ein ganz großer persönlicher Wunsch für meine erste Kieler Spielzeit war es, Frank Peter Zimmermann als Solisten zu verpflichten. Schließlich ist er auch Duisburger und ein echter Weltstar. Für mich der beste Geiger der Welt. Er war der erste Geigensolist, den ich im Sinfoniekonzert in Duisburg als Jugendlicher live erlebt habe.“
Konzert am Tag der Deutschen Einheit
Eine ganz besondere Aufgabe wartet am 3. Oktober auf Benjamin Reiners: Dann findet in Kiel nämlich die Feier zum „Tag der Deutschen Einheit“ statt. Als GMD darf Reiners mit den Kieler Philharmonikern den Festakt, der im Fernsehen übertragen wird, musikalisch gestalten. Neben Gastdirigaten bei den Orchestern in Mannheim, Weimar und Neubrandenburg leitet Reiners an der Frankfurter Oper eine konzertante Aufführung von Amboise Thomas Oper „Mignon“ (17. April 2020) und ist auch an der hiesigen Deutschen Oper am Rhein zu erleben: In Düsseldorf übernimmt er die Premiere der „Fledermaus“ (25. Januar 2020) sowie Vorstellungen von „La Traviata“ und „Madama Butterfly“. Im Duisburger Theater leitet er am 4. Januar 2020 „Figaros Hochzeit“.
Regisseur Ludger Engels inszeniert in Bern „König Roger“
Regisseur Ludger Engels ist seit 2015 Studiengangsleiter im Fach Regie an der Hochschule für Darstellende Kunst in Mannheim. Daneben findet der in Meiderich aufgewachsene Künstler aber auch noch Zeit für eigene Inszenierungen. In Bern bringt er die Oper „König Roger“ von Karol Szymanowski (1. Dezember 2019) heraus. Diese Oper wird in Deutschland eher selten gespielt, aber Engels berichtet: „Bei den Duisburger Akzenten habe ich die Oper vor vielen Jahren als Gastspiel aus Warschau gesehen. Seitdem bin ich von dem Stück fasziniert.“
Am Schauspiel Bonn inszeniert Engels „Apeiron“ von Anja Hilling als Uraufführung (24. Januar 2020). Engels verrät: „Anhand von drei Biografien bekannter Persönlichkeiten aus Industrie, Politik und Film werden Fallbeispiele für Machtverlust erzählt. Dabei geht es um die Fragen, inwieweit wir selbstbestimmt mit unserem Bild in der Öffentlichkeit umgehen können, oder ob dies von der nicht greifbaren Macht der öffentlichen Meinung bestimmt wird. Wie gehen wir mit Social Media um?“ Außerdem führt Engels in Aachen bei der Barockoper „La Callisto“ von Francesco Cavalli Regie. Premiere ist am 24. Mai 2020.
Regisseurin Mizgin Bilmen widmet sich Kafkas „Verwandlung“
Mizgin Bilmen, die ihr Abitur an der Gesamtschule-Süd machte, wurde 2017 mit dem Götz-Friedrich-Preis für junge Regisseure ausgezeichnet. In der nächsten Saison bringt sie in Karlsruhe Franz Kafkas Erzählung „Die Verwandlung“ (10. Mai 2020) auf die Schauspielbühne.
Regisseurin Gabriele Rech beschäftig sich wieder mit „Madama Butterfly“
Gabriele Rech, die im Marienhospital geboren wurde und heute in Düsseldorf lebt, inszeniert am Gelsenkirchener Musiktheater im Revier Puccinis „Madama Butterfly“ (28. März 2020). Ungewöhnlich an diesem Projekt ist, dass Rech diese Oper am gleichen Haus bereits 1994 inszenierte. Dieses Stück war damals das Operndebüt der Künstlerin, die heute eine Regieprofessur an der Kölner Musikhochschule innehat.
Regisseur Robert Gerloff bringt in Wien Brecht-Stück heraus
Vielfältig sind die Aufgaben, die auf den im Hochfelder Bethesda-Krankenhaus geborenen Robert Gerloff warten: Am Volkstheater Wien bringt der Regisseur am 12. Oktober seine Sicht auf Bertolt Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“ heraus.
Danach folgen zwei Inszenierungen am Düsseldorfer Schauspielhaus: Als Familienstück zur Weihnachtszeit zeigt er Erich Kästners „Das doppelte Lottchen“ (17. November 2019) und mit Ferdinand von Schirachs „Gott“ (25. April 2020) bringt Gerloff ein Stück zur Uraufführung, auf das die Theaterwelt besonders gespannt ist, schließlich hat Schirach mit „Terror“ das erfolgreichste Schauspiel der letzten Jahre geschrieben.
Komponist Hauke Berheide schreibt ein Mitmach-Musiktheater
Komponist Hauke Berheide, dessen Cello-Konzert im letzten Philharmonischen Konzert uraufgeführt wurde, arbeitet schon an neuen Werken: Für das Theater Trier schreibt er ein Mitmach-Musiktheater, ein Liederzyklus nach Hölderlin-Texten entsteht für den Stuttgarter Hugo-Wolf-Gesangswettbewerb. Berheides größtes und langfristiges Projekt ist aber ein neues Musiktheaterwerk für die Oper Frankfurt.
Sängerin Inga-Britt Andersson singt auch in Macao und Taiwan
Abwechslungsreiche Aufgaben warten auf die Rheinhausener Sopranistin Inga-Britt Andersson: Mit dem Theater Heidelberg gastiert sie zum Saisonbeginn als erste Dame in Mozarts „Zauberflöte“ im schweizerischen Winterthur. Die gleiche Partie singt sie im Oktober beim Gastspiel der Komischen Oper Berlin im chinesischen Macao und in Taiwan. Gespielt wird Barrie Koskys berühmte Inszenierung, die auch an der Rheinoper gezeigt wird.
Für zwei konzertante Aufführungen mit dem Orchester der Universität Regensburg singt sie die Gretel in Humperdincks „Hänsel und Gretel“. Am Theater Magdeburg verkörpert Inga-Britt Andersson schließlich die Jenny in Kurt Weills „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“. Premiere ist am 14. März 2020. Bei so vielen Reisen bekennt die Sopranistin: „Es ist immer spannend zu sehen, wie unglaublich anders das Publikum in den verschiedenen Teilen der Erde reagiert!“
Choreographin Kati Farkas ist in Deutschland viel unterwegs
Die in Huckingen lebende Choreographin Kati Farkas ist in der nächsten Spielzeit viel unterwegs. Am Staatstheater Mainz betreut sie Mel Brooks Nazi-Parodie-Musical „The Producers“ choreographisch. Premiere ist am 28. September 2019. Aus Anlass des 200. Geburtstags von Jacques Offenbach übernimmt die Volksoper Wien am 23. November die bereits für Hannover erarbeitete Inszenierung der Operette „König Karotte“, an der Farkas mitgearbeitet hat.
Außerdem ist Farkas für die Choreografien der Operetten „Die Piraten von Pensanze“ am Staatstheater Nürnberg (7. März 2020) und „Das weiße Rössl“ bei den Heidelberger Schlossfestspielen (20. Juni 2020) verantwortlich. Die Künstlerin, die im Frühjahr bei „Jesus Christ Superstar“ im Theater am Marientor die Tanzszenen choreografierte, bedauert, dass sie in der nächsten Spielzeit keine Produktionen im Ruhrgebiet betreut: „Ich hatte zwar ein paar interessante Angebote aus der Region, aber die überschnitten sich immer mit meinen auswärtigen Engagements – schade!“