Duisburg. . Die sportliche Sopranistin arbeitet freiberuflich und ist deswegen viel unterwegs: Von den Fliegenden Hombergern zum fliegenden Holländer.

Wenn eine Opernsängerin in ihrer Biografie klarstellt, dass sie ihren Lebensmittelpunkt in Duisburg hat, muss sie schon überzeugte Lokalpatriotin sein. Das ist die Rheinhausener Sopranistin Inga-Britt Andersson. Nach einigen Wanderjahren an verschiedenen deutschen Opernhäusern lebt sie seit 2009 mit ihrer Familie wieder in ihrer Heimatstadt.

Dass die kleine Inga-Britt einen besonderen Draht zur Musik hatte, merkten die Eltern schon früh: Im evangelischen Gemeindehaus Auf dem Wege bekam sie mit fünf Jahren ihren ersten Blockflöten-Unterricht, später folgten Querflöte und Gitarre sowie musikalische Früherziehung an der Moerser Musikschule am Martinstift. Auch der erste Auftritt ließ nicht lange auf sich warten. „Ich habe im Gemeindehaus die Blitzhexe in ,Peterchens Mondfahrt’ gespielt. Als Kind war ich dann auch noch in anderen Stücken auf die Hexe abonniert.“

Auftritte mit dem Schulchor

„Das Kind singt laut und richtig“, erkannte die Mutter dann auch und schickte es zum privaten Gesangsunterricht nach Krefeld. Am Krupp-Gymnasium folgten diverse Auftritte mit dem Schulchor und in Kinderopern. Ein Opernfan war Inga-Britt Anderson aber noch nicht: „Ich habe meine erste Oper erst während des Studiums an der Essener Folkwang-Hochschule erlebt. Meine Gesangslehrerin Marina Sandel, die mich heute noch coacht, hat mich nach Köln in ,Elektra’ mitgenommen. Gabriele Schnaut hat die Titelrolle gesungen. Das war einfach großartig.“

Nach dem Studium ging es dann 2002 ans Theater Plauen-Zwickau, wo sie auch schon mal 110 Vorstellungen pro Jahr sang. Als der Sohn 2009 dann eingeschult werden sollte, entschied sie sich mit Ehemann Juraj, einem Software-Unternehmer, für die Rückkehr nach Duisburg: „Hier wohnen meine Eltern, meine Schwiegereltern und meine Schwester. Woanders ist es auch schön, aber hier sind wir zu Hause.“

Bei der Nacht der offenen Gotteshäuser im März 2012 hat Inga-Britt Andersson beim Konzert in der Salvatorkirche gesungen.
Bei der Nacht der offenen Gotteshäuser im März 2012 hat Inga-Britt Andersson beim Konzert in der Salvatorkirche gesungen.

Nach der Rückkehr nach Duisburg bekam die Sängerin ein Engagement in Mainz, im folgenden Jahr kamen noch Oldenburg und Gastspiele am Münchener Gärtnerplatztheater hinzu: „Ich habe mir 2009 direkt eine Bahn-Card 100 gekauft und bin so oft in Duisburg gewesen, wie es nur ging. Oft bin ich um kurz nach fünf Uhr morgens aus dem Haus gegangen, um pünktlich um 10 Uhr auf der Probe in Oldenburg zu sein.“ Um Berufs- und Familienleben eigenständiger koordinieren zu können, entschied sich Andersson 2014 für den Schritt in die Freiberuflichkeit.

Regelmäßig bei den „Fliegenden Hombergern“

Der Alltag der Sängerin ist weit entfernt vom Klischee einer Diva. In ihrer Freizeit zeigt sich die Mutter zweier Teenager höchst aktiv: Gemeinsam mit Ehemann und Tochter trainiert sie regelmäßig bei den „Fliegenden Hombergern“: „Saltos und Flic-Flacs überlasse ich aber lieber dem Nachwuchs, da ist mir das Verletzungsrisiko zu groß.“ Fit hält sie sich auch mit Jogging-Touren auf den Rockelsberg und Kletterpartien im Landschaftspark Nord.

Dass die Sopranistin in den vergangenen Jahren auch regelmäßig an der Deutschen Oper am Rhein zu erleben war, wo sie die 1. Dame in Mozarts „Zauberflöte“ und die Gretel in „Hänsel und Gretel“ sang, verdankt sie einem glücklichen Zufall: „Vor einigen Jahren habe ich in Wuppertal ein Benefiz-Konzert geben, und der Pianist war Operndirektor Stephen Harrison. Er hat mir dann gleich zwei Auftritte als Gretel angeboten.“

Mit dem Rad zur Probebühne

Weil sie zu den Opernhäusern immer lange Anreisen mit der Bahn hatte, war die erste Fahrt zur Probebühne in Wanheimerort etwas ganz besonderes: „Obwohl es ein vernieselter Dezembertag war, bin ich mit dem Fahrrad gefahren. Das war für mich ein echter Festtag.“ Bei ihren Auftritten in der Heimat versucht die Sängerin, möglichst viele Freunde ihrer Kinder oder Kollegen aus ihren Sportvereinen in die Oper zu locken: „Das ist mein liebstes Hobby: Leute, die nichts mit der Oper zu tun haben, ins Theater zu holen.“

Zurzeit konzentriert sich Andersson auf die jugendlich-dramatischen Rollen. So gab sie im Sommer 2017 ihr Debüt als Senta im „Fliegenden Holländer“ bei den Opernfestspielen Heidenheim. Danach folgten mehrere Auftritte in der gleichen Partie am Landestheater Detmold, und in der nächsten Spielzeit singt sie die Rolle auch am Staatstheater Braunschweig.

Außerdem muss sie sich auf das nächste Sportereignis vorbereiten: Im nächsten Jahr will sie an dem 18 Kilometer langen Mud-Race in Weeze teilnehmen, bei dem es auch durch Schlammlöcher geht.

Braunschweig, Bonn, Düsseldorf, Duisburg

In unserer neuen Serie stellen wir Theaterleute aus Duisburg vor: Sängerinnen, Regisseure, Dirigenten und Komponisten, die ihre Wurzeln in Duisburg haben, aber in vielen anderen Städten aktiv sind. Den Anfang macht die Sopranistin Inga Britt-Andersson.

Sie ist in der nächsten Saison als Gouvernante in Benjamin Brittens „Turn of the Screw“ in Braunschweig zu erleben, und in Bonn singt sie am 16. Dezember das Sopran-Solo in Beethovens 9. Sinfonie. Im Düsseldorfer Opernhaus ist sie am 25. Dezember noch einmal in „Hänsel und Gretel“ zu sehen.

Außerdem singt sie März 2019 das Sopran-Solo in Benjamin Brittens „War Requiem“ in der Salvatorkirche. Dort war sie bereits im März 2012 in der „Nacht der offenen Gotteshäuser“ zu hören.