Duisburg. . Zum Abschluss unserer Serie „Duisburg-Panorama“ erklimmen wir Duisburgs höchsten Fernsicht-Punkt: die Aussichtsplattform des Stadtwerketurms. Aus rund 180 Metern Höhe erscheint nicht nur die Innenstadt wie eine Spielzeuglandschaft. Der Blick in die Ferne reicht an klaren Tagen bis zu 70 Kilometer weit.

Alles im Leben ist vergänglich. Sogar die mit Abstand schönste Fernsicht der Stadt. Zu finden ist sie hier – hoch oben über den Dächern Duisburgs: auf der Besucherplattform des Stadtwerketurms.

Seit 2010 dürfen aber leider keine Gäste mehr den höchsten Punkt der bekannten Landmarke erobern. „Aus Sicherheitsgründen“, sagt Peter Felwor, der Betriebsdirektor für Strom- und Fernwärmeerzeugung bei den Stadtwerken. Nun kommen nur noch einige Mitarbeiter bei Wartungs- oder Kontrollgängen in den Genuss dieses beeindruckenden Rundumblicks. 2014 ist auch damit Schluss. Dann wird das 200-Meter-Bauwerk abgerissen. Die WAZ durfte für die letzte Folge der Serie „Duisburg-Panorama“ noch einmal mit aufsteigen. Ein im wahrsten Sinne des Wortes krönender Abschluss.

Aussichtsplattform auf 180 Meter

Vor der „Himmelfahrt“ per Aufzug liefert Diplom-Ingenieur Peter Felwor am Boden wichtigste Basisfakten: Ältestes Kraftwerk auf dem Areal an der Bungertstraße ist das HKW II/A – erbaut 1955, stillgelegt im Jahr 2000. Der Stadtwerketurm wurde in den Jahren 1966/67 zeitgleich mit dem Kraftwerk HKW II/B errichtet. Aus den drei Schornsteinröhren, die jeweils über einen Durchmesser von drei Metern verfügen, dringen bis zu zwei Millionen Kubikmeter Abgase ins Freie. Pro Stunde, wohlgemerkt.

Dieses üppige Abgasvolumen wird spätestens ab Ende des Jahres nicht mehr benötigt, wenn das HKW II/B endgültig abgeschaltet wird. Für das letzte dort noch verbleibende Kraftwerk wäre der Dreifach-Schornstein viel zu groß. „Wir bauen deshalb einen neuen“, sagt Felwor. Der wird zwar nur 80 Meter hoch. „Aber für uns ist das die wirtschaftlichere und betriebssichere Lösung.“

Genug der Theorie. Wir wollen den Turm nun an Haut und Haaren erfahren. Also hinein in den engen Aufzug, der maximal sieben Personen fasst. Fahrzeit: eine Minute. Dann ist sie erreicht – die Aussichtsplattform. Höhenniveau: 180 Meter. Die ersten Eindrücke lassen sich am besten in einem Wort zusammenfassen: Gigantisch! Winzig klein wirken hingegen die vertrauten Gebäude, die da unten zu unseren Füßen liegen. Ob Rathaus, Landesarchiv, Salvatorkirche oder der Innenhafen: Von hier oben sieht alles wie die Landschaft einer Spielzeugeisenbahn aus. Selbst der sonst so mächtig gen Himmel thronende Gasometer in Oberhausen schrumpft von hier aus betrachtet auf die Ausmaße einer Konservendose. Größen-Relationen verschieben sich.

Sogar den Kölner Dom sieht man von hier oben

Die WAZ-Serie im Überblick

Folgende 13 markanten Fernsichtpunkte haben wir in den vergangenen Monaten vorgestellt:

  1. Schnabelhuck (Aussichtsplattform auf dem Kaiserberg in Duissern)
  2. Wedauer Aussichtsturm auf dem Wolfsberg an der Sechs-Seen-Platte
  3. Rockelsberghalde in Rheinhausen
  4. Hoist-Hochhaus in der Innenstadt
  5. Hochfelder Wasserturm
  6. Hochofen 5 im Landschaftspark Nord in Meiderich
  7. Turm der Salvatorkirche in der Altstadt
  8. Alsumer Berg (Halde am Rheinufer in Marxloh)
  9. Essenberger Halde in Homberg
  10. Tiger & Turtle (Heinrich-Hildebrand-Höhe in Wanheim-Angerhausen)
  11. Friedrich-Ebert-Brücke zwischen Homberg und Ruhrort
  12. Universitätsgebäude LE in Neudorf
  13. Der Stadtwerketurm

Alle bisher veröffentlichten Geschichten und alle Fotostrecken zur Serie „Duisburg-Panorama“ finden Sie auf unserer Serien-Seite Das ist Duisburg

Wir wenden uns gen Süden. „Sehen Sie das da hinten am Horizont?“, fragt Stadtwerke-Sprecher Thomas Nordiek und zeigt auf einen dunklen Fleck, der am Rande einer Erhebung erkennbar auffällt. „Das ist der Kölner Dom!“ Wie jetzt, Köln? Das liegt doch 70 Kilometer von Duisburg entfernt. „Das weiß ich“, sagt Nordiek. „Man sieht es trotzdem von hier oben.“ Das Staunen paart sich endgültig mit totaler Verblüffung. Kein Wunder, dass bei solch unfassbaren Weiten die tatsächlichen Nachbarn wie Düsseldorf, Essen, Mülheim oder der Niederrhein nur noch wie kleine Vororte von Duisburg wirken. Alles eine Frage der Perspektive.

Früher durften sich auf der Plattform regelmäßig Stadtwerke-Besucher auf Augenhöhe mit den Wolken wähnen. Zwischen 1991 und 2010 waren es rund 30.000. Die Turmtour war stets fester Bestandteil der Kraftwerksbesichtigungen. „Weil es aber keine Treppe als alternativen Fluchtweg gab, hat die Plattform nicht mehr die geforderten Sicherheitsbedingungen erfüllt“, erklärt Betriebsdirektor Felwor. Das Aus für die öffentliche Nutzung war kurz darauf beschlossene Sache.

50 Dampfbirnen beleuchten den Stadtwerketurm nachts

Und wie bringen die Stadtwerke die zum Abriss geweihte Landmarke nachts so wunderschön zum Glühen in Grün? „Das erledigen unsere mit Dampfbirnen bestückten Scheinwerfer“, erklärt Nordiek und zeigt auf jene, die sich auf der Plattform befinden. 50 Exemplare mit je 250 Watt sind es, die dem Turm nach Einbruch der Dunkelheit seinen leuchtenden Schlafanzug überstreifen. Zu besonderen Anlässen lässt sich die Farbe verändern. Nach dem letzten Aufstieg des MSV in die Bundesliga erstrahlte der Schornstein in Blau statt Grün. „Vielleicht bekommen wir das im nächsten Jahr ja noch einmal hin“, sagt Felwor und lacht. Wobei der Aufstieg für die Zebras nach dem 1:4 zum Saisonauftakt gegen Aalen erstmal eines ist.

In weiter Ferne. . .

Der Stadtwerke-Turm in Duisburg

Er ist das weithin sichtbare  Wahrzeichen Duisburgs schlechthin...
Er ist das weithin sichtbare Wahrzeichen Duisburgs schlechthin... © WAZ FotoPool
Der 200 Meter in den Himmel ragende Stadtwerketurm in Hochfeld.
Der 200 Meter in den Himmel ragende Stadtwerketurm in Hochfeld. © WAZ FotoPool
...vor allem nachts, wenn er grün angestrahlt ist, weist er den Weg.
...vor allem nachts, wenn er grün angestrahlt ist, weist er den Weg. © WAZ FotoPool
Doch die Tage des „Langen“ sind gezählt.
Doch die Tage des „Langen“ sind gezählt. © NRZ
Mit dem Abschalten eines Kraftwerksblocks Ende 2012...
Mit dem Abschalten eines Kraftwerksblocks Ende 2012... © WAZ
...steht nach langer Diskussion nun fest...
...steht nach langer Diskussion nun fest... © NRZ
...dass der Turm fallen soll.
...dass der Turm fallen soll. © WAZ
Dies Entscheidung traf der Vorstand. Es war eine Kostenfrage.
Dies Entscheidung traf der Vorstand. Es war eine Kostenfrage. © WAZ
Mehr als acht Millionen Euro hätte es gekostet, den Turm zu erhalten.
Mehr als acht Millionen Euro hätte es gekostet, den Turm zu erhalten. © NRZ
Seit 1967...
Seit 1967... © NRZ
...bläst der Stadtwerketurm aus drei Röhren die Abgase in die Luft...
...bläst der Stadtwerketurm aus drei Röhren die Abgase in die Luft... © NRZ
...die knapp 200 Meter tiefer in den Heizkraftwerken beim Verbrennen vornehmlich der Kohle aber auch von Klärschlamm oder Hozplettels entstehen.
...die knapp 200 Meter tiefer in den Heizkraftwerken beim Verbrennen vornehmlich der Kohle aber auch von Klärschlamm oder Hozplettels entstehen. © WAZ FotoPool
Der Heizkraftwerksblock IIb schafft als „Kind“ der 60er Jahre nicht mehr die ab 2013 geltenden strengeren Emissionsgrenzen.
Der Heizkraftwerksblock IIb schafft als „Kind“ der 60er Jahre nicht mehr die ab 2013 geltenden strengeren Emissionsgrenzen. © WAZ
Eine Nachrüstung ist zu teuer, so dass der Block abgeschaltet wird. Dann wird auch der Turm aus technischer Sicht nicht mehr benötigt.
Eine Nachrüstung ist zu teuer, so dass der Block abgeschaltet wird. Dann wird auch der Turm aus technischer Sicht nicht mehr benötigt. © WAZ FotoPool
Seit November 1999 wird der Turm bei Dunkelheit ...
Seit November 1999 wird der Turm bei Dunkelheit ... © Hans Blossey
...aus 50 je 250 Watt starken Lichtquellen angestrahlt.
...aus 50 je 250 Watt starken Lichtquellen angestrahlt. © Hans Blossey
Normalerweise begrüßt er Besucher mit einem satten Grün...
Normalerweise begrüßt er Besucher mit einem satten Grün... © WAZ
...der Farbe, in der sich die Stadtwerke präsentieren. Hier in Komination mit dem weihnachtlich geschmückten Theater am Marientor.
...der Farbe, in der sich die Stadtwerke präsentieren. Hier in Komination mit dem weihnachtlich geschmückten Theater am Marientor. © A.Mangen / waz
Zu besonderen Anlässen erstrahlt die 700 Tonnen schwerer Fachwerk-Konstruktion aber auch in anderen Farben.
Zu besonderen Anlässen erstrahlt die 700 Tonnen schwerer Fachwerk-Konstruktion aber auch in anderen Farben. © NRZ
Etwa während der Worldgames...
Etwa während der Worldgames... © WAZ
...als diese im Sommer 2005 in Duisburg ausgetragen wurden.
...als diese im Sommer 2005 in Duisburg ausgetragen wurden. © WAZ
Mit einem Aufzug konnte auch Besucher auf eine der Aussichtsplattformen fahren, wie hier bei einer Leseraktion.
Mit einem Aufzug konnte auch Besucher auf eine der Aussichtsplattformen fahren, wie hier bei einer Leseraktion. © NRZ
Denn die Aussicht über die Stadt war einfach herrlich...
Denn die Aussicht über die Stadt war einfach herrlich... © NRZ
...etwa auf den Norden Duisburg und mit dem neuen Kraftwerk Walsum (links), dem Kraftwerk Voerde (dahinter) und dem Werk von ThyssenKrupp Steel (Mitte)....
...etwa auf den Norden Duisburg und mit dem neuen Kraftwerk Walsum (links), dem Kraftwerk Voerde (dahinter) und dem Werk von ThyssenKrupp Steel (Mitte).... © NRZ
...oder in Richtung Innenhafen:vorne quert die Plessingstrasse, links die Zentrale der Polizeitechnischen Dienste (die grauen Kästchen am Wasser ) dann Lehnkering (in weiß) und die Schwanentorbrücke.
...oder in Richtung Innenhafen:vorne quert die Plessingstrasse, links die Zentrale der Polizeitechnischen Dienste (die grauen Kästchen am Wasser ) dann Lehnkering (in weiß) und die Schwanentorbrücke. © NRZ
...weiter zu den Five Boats im Innenhafen, die Treppenpromenade, dahinter die alltours Verwaltung und  (links davon) der
...weiter zu den Five Boats im Innenhafen, die Treppenpromenade, dahinter die alltours Verwaltung und (links davon) der "Looper". Vorne links ist der Yachthafen zu sehen, rechts der Garten der Erinnerung. © NRZ
...die Salvatorkirche und das Rathaus am Burgplatz.
...die Salvatorkirche und das Rathaus am Burgplatz. © NRZ
...die Schwanentorbrücke mit der Weißen Flotte.
...die Schwanentorbrücke mit der Weißen Flotte. © NRZ
...Siemens in Hochfeld...
...Siemens in Hochfeld... © NRZ
...der Brückenzug der Karl-Lehr-Brücke nach Ruhrort...
...der Brückenzug der Karl-Lehr-Brücke nach Ruhrort... © WAZ
und die Innenstadt.
und die Innenstadt. © NRZ
Weil aber ein Fluchtweg fehlte, durften später keine Besucher mehr auf die Aussichts-Plattformen. Fotos: Stephan Eickershoff, Andreas Mangen, Rudolf Holtappel, Matthias Düngelhoff, Hans Blossey
Weil aber ein Fluchtweg fehlte, durften später keine Besucher mehr auf die Aussichts-Plattformen. Fotos: Stephan Eickershoff, Andreas Mangen, Rudolf Holtappel, Matthias Düngelhoff, Hans Blossey © NRZ
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