Duisburg. Elektrokabel, Kunststoffteile, Dämmstoffe – in Duisburg sind Baustoffe Mangelware. So schätzen Händler, Handwerker, Bauträger die Situation ein.
Seit dem Frühjahr ist der Rohstoffmarkt extrem angespannt. Wie ist die Lage inzwischen? Das sagen in Duisburg der Baustoffhändler, die Kreishandwerkerschaft, ein Bauträger und ein Handwerker.
Das sagt der Baustoffhändler in Duisburg:
Gian-Luca Angile ist Chef der vier Duisburger Niederlassungen des Baustoffhändlers Bauen + Leben. Den Mangel sieht er täglich im eigenen Lager, „angespannt“ sei die Lage. Teilweise würden die Hersteller sogar Kontingente für ihre Produkte vergeben, den Bedarf könne man damit aber nicht decken. Eine Entspannung erwartet Angile nicht vor Sommer 2022.
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Mangel herrsche vor allem bei Dämmstoffplatten, „da sind wir auf Null gelaufen“. Knapp ist auch alles, was aus Polysterol gemacht wird: Kunststoff-Rohre etwa. Sogar Vliese, wie Garten- und Landschaftsbauer sie verwenden, waren zuletzt kaum verfügbar, „das Material steckt in den Masken“.
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Lediglich Holz sei wieder verfügbar, sogar eine leichte Preis-Entspannung kann Angile feststellen. Sie bleiben allerdings auf hohem Niveau, denn zuvor waren sie auf das Vierfache explodiert. Bei anderen Materialien wie Baustahl seien Preise mindestens verdoppelt worden. „Es wird noch weitere Preiserhöhungen geben. An eine Rückkehr zum Ursprungspreis glaube ich nicht“, sagt der Branchenkenner. „Bauen wird teurer“, auch wenn Baumaterialien nur einen Bruchteil der Baukosten ausmachen.
Bauen + Leben gehört zu den großen Baumarktketten im Ruhrgebiet. „Wir sind sehr gewerbelastig, über 70 Prozent sind Profikunden“, sagt Angile. Umso wichtiger sei es, dass Waren verfügbar sind.
Ähnlich beobachtet ein Mitarbeiter des Händlers Creative Baustoffe den Markt: „Holz, Stahl, bekommt man alles, aber zu höheren Preisen und mit teils langen Wartezeiten.“
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Das sagt der Kreishandwerksmeister:
Lothar Hellmann, Seniorchef von Elektro Venn und Kreishandwerksmeister, hat auf seiner Wunschliste gerade 500-Meter-Trommeln Erdkabel, „die sind schwer zu kriegen“. Kunststoffklemmen für Verteilerkästen fehlen, Entwässerungsrohre für Bodenplatten, selbst Eimer für die Farbe seien Mangelware.
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Auch die Preise steigen weiter. Kabel etwa, die zum 11. Juni um 20 Prozent teurer geworden seien, sind seit dem 1. September noch mal 25 Prozent teurer. Auch die Preise für Stahlblech seien schon zwei mal gestiegen. Die Stimmung unter den 4186 Mitgliedern der Kreishandwerkerschaft sei je nach Branche gemischt: „Viele haben Probleme.“ Insolvenzen gebe es wegen des Rohstoffmangels bislang aber nicht.
Hellmann fordert, dass die Öffentliche Hand bei Bauprojekten mit gutem Beispiel vorangeht. Wenn Gewerke wegen des Mangels nicht pünktlich fertig werden, dürften keine Vertragsstrafen fällig werden. Schließlich argumentiere die Industrie bei Lieferengpässen auch mit „höherer Gewalt“.
Die größte Lücke reißen Chips, wie sie etwa in Bewegungsmeldern verbaut werden. „Nicht lieferbar“, bedauert Hellmann. Da es keine Alternativen gebe, hofft er auf das Versprechen von Wirtschaftsminister Peter Altmeier, in Deutschland Chips herzustellen.
Das sagt der Maler und Anstreicher:
Danny Kelm vom Malerbetrieb Kelm und Janz hat rechtzeitig vorgesorgt, seine Lager sind seit Jahresbeginn voll und damit kommt er auch noch eine ganze Weile über die Runden. Zum Glück, sonst hätten auch ihn die Probleme beim Thema Kunststoffeimer erwischt. Die Preise für das Holz hätten sich allerdings verdrei - bis vervierfacht. Vor den nächsten nötigen Bestellungen habe er deshalb gehörigen Respekt.
Das sagt der Bauträger:
Michael Locht klopft auf Holz. Erstens weil der Inhaber des Unternehmens Stilo Bauträger tatsächlich noch welches hat. Und zweitens weil seine Projekte vom Baustoffmangel bislang nicht betroffen waren.
Ob es Glück ist, dass seine Projekte nicht in Verzug sind? Er weiß es nicht. Aktuell baut Locht ein Zwölf-Familienhaus in Duisburg-Serm. Und egal, ob Bauholz, Kalksandstein, die Lieferung sei kein Problem gewesen. „Aber die Preise explodieren.“ Er als Bauträger muss Fertigstellungstermine einhalten, „das ist das Risiko des Unternehmertums.“ Hohe Vertragsstrafen könnten fällig werden, wenn er in Verzug gerät, auch wenn er es nicht zu verantworten hat, „aber die Käufer müssen ja eine Sicherheit haben.“
Locht mutmaßt, dass es sich um eine künstliche Verknappung von Rohstoffen handelt, die Spekulationen an der Börse geschuldet seien. „Und der private Bauherr ist der Gelackmeierte.“
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