Duisburg. Ulrich Scharfenort fordert ein Halteverbot auf der Duisburger Heerstraße, um Radfahrer besser zu schützen. Was der ADFC und die Stadt dazu sagen.
Autos halten am Straßenrand, Lkw drängen sich durch den dichten Verkehr, Fußgänger versuchen die Fahrbahn zu überqueren: Die Situation auf der Heerstraße ist unübersichtlich, vor allem zu Hauptverkehrszeiten. Wer dort mit dem Fahrrad unterwegs ist, begibt sich nach Einschätzung von Ulrich Scharfenort auf gefährliches Terrain. „Man kann hier als Radfahrer eigentlich nicht sicher entlangfahren“, findet der Duisburger Umweltaktivist.
Heerstraße in Duisburg: gefährliche Situationen durch parkende Autos
Vor allem der Abschnitt zwischen Bungertstraße und Zirkelstraße bereitet Scharfenort große Sorgen. „Ich fahre seit Beginn der Pandemie öfter mit dem Fahrrad dort entlang“, berichtet er. Dabei sei es schon häufiger zu gefährlichen Situationen gekommen. Das Problem: Parkende Autos blockieren den rechten Fahrstreifen, sodass Radfahrer auf die linke Spur ausweichen müssen. „Dadurch ist Überholen mit ausreichend Seitenabstand nicht mehr möglich“, so Scharfenort. Drängelnde Autofahrer und riskante Überholmanöver seien oftmals die Folge.
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Scharfenorts Lösungsvorschlag: ein Halteverbot auf dem rechten Fahrstreifen, damit in Zukunft wieder beide Spuren befahrbar sind. So könnten Radfahrer künftig die rechte Spur nutzen und gefahrlos überholt werden. Alternativ wäre für den Umweltaktivisten auch ein Wegfall der rechten Spur denkbar, sodass dort ein Schutzstreifen für Radfahrer entstehen kann. „Die rechte Spur kann man aktuell wegen der parkenden Autos sowieso nicht nutzen“, meint Scharfenort.
Ulrich Scharfenort: „Es gibt kein Grundrecht auf Parken.“
Die Umwandlung in einen Schutzstreifen wäre daher seiner Ansicht nach die beste Lösung. „Es gibt kein Grundrecht auf Parken, aber eines auf körperliche Unversehrtheit“, so der Umweltaktivist. Die anhaltende Gefährdung von Radfahrern sei für ihn nicht länger hinnehmbar. Scharfenort hat deswegen einen Antrag an die Stadt gestellt, in dem er zunächst die Einführung eines durchgehenden Halteverbots auf weiten Teilen der Heerstraße fordert.
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Das zuständige Amt für Stadtentwicklung und Projektmanagement gab an, die Strecke zwischen Bungertstraße und Zirkelstraße prüfen zu wollen - bisher allerdings ohne Ergebnis. „Ich arbeite selbst in einer Verwaltung. Da kann ,prüfen’ auch heißen, wir legen es erstmal zur Seite und lassen es dann drei Jahre liegen“, meint Scharfenort verärgert.
Die Stadt Duisburg weist indes darauf hin, dass die Einrichtung eines Halteverbots nur an bestimmten Orten zulässig ist - beispielsweise dort, wo „es die Verkehrssicherheit, der Verkehrsfluss oder der öffentliche Personennahverkehr erfordert“. Aus diesem Grund müsse jede neue Halteverbotszone zunächst umfassend geprüft werden. Man wolle die Anregungen von Ulrich Scharfenort aber in die weitere Verkehrsplanung miteinbeziehen.
Falls sein Antrag abgelehnt wird: Scharfenort erwägt, Stadt zu verklagen
Für Scharfenort ist das nicht genug. Er überlegt derzeit, eine Verpflichtungsklage gegen die Stadt einzureichen, um das Halteverbot auf juristischem Wege durchzusetzen. „Was bei der Prüfung der Stadt herauskommt, das weiß man nie“, so der Umweltaktivist. Sollte das Amt für Stadtentwicklung seinen Antrag ablehnen, wäre der Gang vor Gericht für ihn die logische Konsequenz.
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Unterstützung erhält Scharfenort vom Duisburger Ortsverband des Fahrradclubs ADFC. „Duisburg gibt sich als Fahrradstadt aus, unternimmt aber zu wenig für den Radverkehr“, findet dessen Vorstandssprecher Herbert Fürmann. „Für Radfahrer wird nur dann etwas getan, wenn man auch etwas für Autofahrer tut.“ Das Problem: Im städtischen Haushalt gibt es keinen eigenen Posten für Radverkehr. Daher würden die Interessen von Radfahrern oft nicht ausreichend berücksichtigt, meint Fürmann.
Bisher keine Unfälle mit Radfahrern auf der Heerstraße
Wie sich die Verkehrssituation auf der Heerstraße entwickelt, ist heute noch nicht absehbar. Die Duisburger Polizei teilt auf Nachfrage mit, dass es an der betroffenen Stelle in diesem Jahr noch keine Unfälle mit Beteiligung von Radfahrern gegeben habe. Für Ulrich Scharfenort ist dies jedoch kein Argument gegen die Einrichtung eines Halteverbots. „Was Stadt und Polizei hier machen, ist Reaktion und nicht Prävention“, so der Umweltaktivist. „Man sollte sich eher fragen, was hier passieren kann, und nicht, was schon passiert ist.“
>> 385 Unfälle mit Radfahrern im vergangenen Jahr
• Im Jahr 2020 gab es in Duisburg 385 Verkehrsunfälle, an denen Radfahrer beteiligt waren. Statistisch gesehen war somit jeden Tag mindestens ein Radfahrer in einen Unfall verwickelt.
• Auch wenn die Zahl im Vergleich zu den Vorjahren leicht zurückgegangen ist, gibt es im Bereich der Prävention noch viel zu tun. Die Duisburger Polizei nutzt dafür unter anderem Virtual-Reality-Brillen, um die Gefahren des Straßenverkehrs zu simulieren.