Dortmund. Der Abgang von Ryanair ist ein herber Rückschlag: Wann verlässt der Flughafen Dortmund endlich die Verlustzone? Hoffnung ruht nun besonders auf Wizz Air.
Wie geht es am Flughafen ohne Ryanair weiter? 460.000 Fluggäste jährlich und damit rund 15 Prozent des Passagieraufkommens in Dortmund transportiert die irische Fluggesellschaft, wird dem Standort aber bald den Rücken kehren. Ein herber Rückschlag für Geschäftsführer Ludger van Bebber und sein Team, die mit dem Airport auf Wachstumskurs lagen – und 2025 endlich schwarze Zahlen schreiben wollten.
Ryanair habe die betroffenen Flughäfen vorab nicht informiert, sagt van Bebber. Insofern sei die Entscheidung überraschend gekommen. Aber: „Wir haben immer gewarnt, dass wir die Standortkosten im Auge haben müssen.“ Neben der Luftverkehrssteuer gehören dazu Luftsicherheitsabgaben sowie Flugsicherungsgebühren. Diese staatlichen Gebühren, mit denen Ryanair seinen Rückzug begründet, hätten sich in den vergangenen Jahren verdoppelt: „Nationale Zusatzbelastungen verzerren den Wettbewerb, das ist in einem internationalen Geschäft schwierig“, so der Geschäftsführer.
Ryanair-Aus am Flughafen Dortmund: Wegfall von London-Strecke schmerzt
Mit sieben Strecken ist Ryanair der zweitgrößte Anbieter am Flughafen Dortmund, deutlich hinter Wizz Air und knapp vor Eurowings. Die Ziele London, Krakau und Porto fallen zunächst weg, die Flughäfen Palma de Mallorca, Thessaloniki, Kattowitz und Malaga fliegen auch andere Airlines von hier aus an. „Den Verlust von Krakau sehen wir nicht so kritisch“, sagt van Bebber. Die polnische Stadt liegt nah an Kattowitz – und damit nah an der stärksten Strecke des Flughafens mit jährlich 380.000 Passagieren. Der Wegfall eines attraktiven Reiseziels wie London schmerze dagegen sehr.
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Viel Hoffnung ruht nun auf Wizz Air, der für Dortmund mit Abstand wichtigsten Fluggesellschaft. „Die Wizz Air ist momentan wieder auf einem guten Wachstumspfad, das sehen wir an den Oktoberzahlen“, sagt van Bebber über den ungarischen Anbieter, der in diesem Jahr lange mit Triebwerksproblemen und damit verbundenen Ausfällen zu kämpfen hatte.
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Innerhalb von zwei Jahren will der Flughafen den Ryanair-Rückschlag kompensiert haben: „Spätestens dann wollen wir auf dem Stand sein, auf dem wir jetzt sind.“ Aktuell lautet die Prognose, 2024 erstmals die Schallmauer von drei Millionen Passagieren zu durchbrechen.
Keine Flüge mehr nach München: „Die Strecke hat sich nicht mehr erholt“
„Wir sehen keine existenziellen Fragestellungen“, betont Ludger van Bebber. Gleichwohl verzögert das Ryanair-Aus die Bestrebungen, mit der Flughafen Dortmund GmbH aus dem Minus herauszukommen. Die jährlichen Millionen-Verluste des Unternehmens tragen dessen Gesellschafter: die Dortmunder Stadtwerke DSW21 (74 Prozent) und die Stadt selbst (26 Prozent) – letztlich also der Steuerzahler.
Die Fehlbeträge sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurückgegangen, auf zuletzt gut 3,5 Millionen Euro. 2025 sollte erstmals ein positives Ergebnis her, doch dieses Ziel wurde bereits vor der Ryanair-Entscheidung gekippt. Einen neuen Zeitpunkt will der Geschäftsführer aktuell nicht nennen: „Für uns ist es wichtig, im Trend zu bleiben, das Passagieraufkommen wieder zu steigern und unsere Fehlbeträge weiter zu reduzieren.“
Weniger Sorge mache ihm die bald gestrichene Eurowings-Strecke nach München, sagt van Bebber. Eine solche innerdeutsche Verbindung halte er für einen großen Wirtschaftsstandort wie Dortmund zwar für wichtig. Angesichts der drastisch gesunkenen Zahl der Geschäftsreisen sagt er aber auch: „Man muss erkennen, dass sich die Strecke nach der Pandemie nicht mehr erholt hat. Das gilt für den gesamten innerdeutschen Luftverkehr.“
Istanbul-Strecke ist für Flughafen Dortmund ein großer Gewinn
Mit Wizz Air und Eurowings, aber auch mit anderen Airlines befindet sich das Flughafen-Management laufend im Austausch. Das habe zuletzt auch Früchte getragen, sagt van Bebber mit Blick auf die ergänzenden Condor-Flüge nach Mallorca, vor allem auf das mittlerweile tägliche Pegasus-Angebot nach Istanbul: „Eine Verbindung, für die wir jahrelang gekämpft haben.“
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Der nächste Flugplan dürfte keine allzu großen Überraschungen bereithalten, eine völlig neue Strecke ist laut dem Flughafen-Chef zurzeit nicht in Sicht: „Wir werden vor allem mit der Wizz Air daran arbeiten, das Volumen auf den bestehenden Strecken entsprechend zu verstärken.“ Mittelfristig wünscht sich Ludger van Bebber London als Ziel zurück: „Da gibt es Möglichkeiten, aber das wird nicht sofort gehen.“
>>LUFTVERKEHRSSTEUER STEIGT SEIT 2011
Die Luftverkehrssteuer wurde 2011 in Deutschland eingeführt. Sie war Teil eines Sparpakets der damaligen Bundesregierung und sollte zusätzliche Einnahmen für die Staatskasse generieren. Seitdem wurde die Abgabe mehrfach erhöht.
Im Januar und Mai 2024 stieg die Steuer jeweils erneut, um Milliardenlöcher im Haushalt zu stopfen. Zuvor hatte das Bundesverfassungsgericht den Haushalt der Ampel-Koalition für verfassungswidrig erklärt.