Dortmund.. An einem Adventssamstag erschüttert ein Knall die Thier-Galerie. Weil sie Böller gezündet haben sollen, stehen nun zehn Jugendliche vor Gericht.

Zweieinhalb Jahre nach dem Zünden eines oder mehrerer so genannter Polenböller in der gut besuchten Thier-Galerie müssen sich von Donnerstag (12. August) an zehn Jugendliche am Landgericht Dortmund verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen gefährliche Körperverletzung in Tateinheit mit der Störung des öffentlichen Friedens vor. Wegen des Alters der Angeklagten wird der Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Weitere Angaben macht ein Sprecher des Landgerichts daher im Vorfeld nicht. Worum es im Prozess gehen wird, ist auch so hinreichend bekannt.

Jugendliche sollen Polenböller in der Thier-Galerie gezündet haben

Samstag, 15. Dezember 2018, gegen 17.30 Uhr: Die Thier-Galerie ist an diesem Tag kurz vor Weihnachten voller Menschen, als es knallt. Bei vielen Besuchern des Einkaufszentrums macht sich Panik breit. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei werden mindestens 30 Menschen verletzt. Sie berichten später von Knalltraumata, Schockzuständen oder leichten Verletzungen durch das schnelle Verlassen der Mall. Zwei Menschen müssen im Krankenhaus behandelt werden. Schwer verletzt wird zum Glück niemand. Mit einem Großaufgebot an Kräften kann die Polizei die Lage an der Thier-Galerie schließlich beruhigen.

Ein Teil der Angeklagten ist bereits polizeibekannt

Fünf der Jugendlichen fassen die Beamten schon kurz nach dem Vorfall. Gegen ihre vorläufigen Festnahmen sollen sie sich damals so heftig gewehrt haben, dass sie gefesselt werden mussten. Teilweise sind sie wegen Körperverletzungsdelikten bereits polizeibekannt.

Offenbar waren die allesamt aus Dortmund stammenden und zu jenem Zeitpunkt zwischen 14 und 15 Jahren alten Jugendlichen nicht von allein auf die Idee gekommen, Feuerwerkskörper zu zünden. Ein damals 17-Jähriger Youtuber soll sie angestiftet haben, um das anschließende Chaos in der Thier-Galerie zu filmen und das Video danach in seinem Youtube-Kanal zu veröffentlichen. Rund 350.000 Follower hatte der junge Mann zu diesem Zeitpunkt. Er hatte sich auf sogenannte "Prank"-Videos spezialisiert, die derbe Streiche zeigen.

Youtuber hat sich auf "Prank"-Videos spezialisiert

"Offensichtlich sollte es sich auch bei dem Vorfall in der Thier-Galerie um einen solchen Streich handeln, der jedoch gründlich daneben ging", bilanzierte die Polizei damals: "Dümmer und fehlgeleiteter kann ein Streich wohl kaum sein", hieß es weiter.

Der Youtuber war für den Dreh eigens mit einem Bekannten aus Wolfsburg angereist. Den Jugendlichen aus Dortmund soll er eine geringe Menge Geld versprochen haben. Die beiden Wolfsburger  waren bereits vor zwei Jahren vom Amtsgericht in ihrer Heimatstadt verurteilt worden. Der Youtuber musste einen Dauerarrest von zwei Wochen antreten und 120 "Sozialstunden" leisten, sein Komplize wurde zu vier Tagen Kurzarrest und 80 "Sozialstunden“ verurteilt.

Nach dem Auftakt am Donnerstag sind am Dortmunder Landgericht bis Mitte Oktober noch acht weitere Verhandlungstage gegen die zehn jungen Dortmunder angesetzt.