Bottrop. Das Fachgeschäft Timpe berät beim Tornisterkauf. Der preisliche Spitzenreiter kostet inzwischen 380 Euro. Was ihn so besonders machen soll.
Bernhard Timpe führt das Geschäft „Timpe Trend & Co.“ in der Bottroper Stadtmitte. Der 67-Jährige verkauft in seinem Laden Tornister von vier verschiedenen Marken, hauptsächlich „Step by Step“. Nach wie vor im Trend sind die Magnetbildchen, die sich die Kinder an die Ranzen heften können, um ihre Tasche „individueller und abwechslungsreicher“ gestalten zu können. Passend dazu gelte auf einige Modelle vier Jahre Garantie: solange das Kind in die Grundschule geht. Mit der Wandelbarkeit des Designs und der verlängerten Garantie sollen Eltern nur einmal in die Tasche greifen müssen – dafür aber tief, denn Tornister kosten inzwischen locker bis zu 300 Euro.
Tornister im Schulalltag: Viel Gewicht auf dem Rücken
Rund 19 Liter Fassungsvermögen bieten die meisten Tornister. Das ist viel Platz, der aber auch viel Gepäck zulässt. Oft werde bei Tornistern, die rund ein Kilo wiegen, auf jedes Gramm geachtet, der Inhalt werde aber gerne vergessen. Trinkflaschen und Brotboxen aus Edelstahl würden mehr Gewicht ausmachen als ein um 100 Gramm schwereres Modell, das vielleicht sogar besser am Rücken sitze, findet Timpe.
In der Droste-Hülshoff-Grundschule lagern die Schüler deshalb Bücher, Hefte und Schnellhefter in Ablagen unter den Tischen, „damit weniger geschleppt wird“, sagt Schulleiter Christoph Mewes. Für Kunstmaterialien gebe es Eigentumsfächer, damit die Schulkinder nur „Tagesaktuelles“ in die Schultasche packen müssen. Für ein ähnliches Konzept spricht sich Timpe aus: Er lobt die „Schulkiste“, eine Box aus Pappe, in der die Kinder ihre Materialien einlagern können.
Damit der Tornister am Ende angenehm am Rücken sitzt, ist es wichtig, die Gurte richtig einzustellen. Dafür gibt es mittlerweile Modelle, die sich über einen Drehgriff im Inneren an die Rückenlänge es Kindes anpassen lassen. „Im Optimalfall setzt man dem Kind einfach den Ranzen auf und dreht so lange, bis er gerade am Rücken sitzt.“ Was Kinderärzte beim Tornisterkauf raten, lesen Sie hier.
Mewes, der die Droste-Hülshoff-Grundschule leitet, sagt: „Ich würde Eltern immer empfehlen, in ein Fachgeschäft zu gehen und den Tornister nicht im Internet zu kaufen. Da guckt dann nochmal ein Experte drauf.“ Er wirbt dafür, der Langlebigkeit halber auf Qualität zu achten. Ein weiteres Anliegen: „Den Kindern Werkzeug statt Spielzeug kaufen.“ Damit meint Mewes zum Beispiel Stifte mit Bommeln. „Das erschwert die Handhabung für die Kinder und lenkt ab.“
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Die Resonanz in der Kundschaft: Der Service ist den Mamas wichtig
Jessica Schmidt ist mit ihren beiden Söhnen Louis (4) und Sam (7) hier. Die junge Mutter ist auf Empfehlung extra aus Gelsenkirchen gekommen, um einen Tornister bei Timpe zu kaufen – vor anderthalb Jahren. Denn als vor kurzem ein Gurt riss, erinnerte sie sich an die Garantie und ließ über Timpe den Ranzen für die Reparatur einschicken. „Der Service ist super“, sagt sie beschwingt.
Eine andere Mutter antwortet auf die Frage, wieso sie den Tornister für ihre Tochter nicht online einkauft: „Ich muss doch gucken, ob der passt. Man muss ja auch vernünftig beraten werden.“ Die Kundin hatte sich vorher auf der Tornister-Party von Timpe im Autohaus Bellendorf umgesehen. „Da war gegen Ende aber schon einiges weg“, sagt sie. Bereits zuvor habe sie sich informiert, worauf man achten muss. Das würden die meisten so machen, berichtet Bernhard Timpe.
Trend „Tornister-Party“: Timpe will über Schulranzen informieren
Auf seinen Tornister-Partys will Timpe in erster Linie informieren und präsentieren. Ende Februar plant er voraussichtlich wieder eine in Kirchhellen. Mit Details hält sich Bernhard Timpe jedoch noch bedeckt. „Wir werden darüber informieren“, sagt er und verweist auf sein Fachgeschäft, in dem er im Stundentakt Beratungstermine anbietet: „Hier feiern wir jeden Tag Tornister-Party!“
Wenn die Kinder dann in den Laden kommen, „ist es bei den Jungs oft Liebe auf den ersten Blick. Die kommen rein, gucken, und wissen schon, ob es ein Polizei- oder Feuerwehrauto oder ein Trecker auf der Tasche sein soll. Ob die dann rot oder blau ist, ist meistens egal.“ Die Mädchen stünden oft länger vor dem Regal und könnten sich schwerer entscheiden.
„ Viele, die heute die Tornister für ihre Kinder kaufen, haben schon den eigenen Tornister bei meinem Vater bekommen.“
Leuchtdioden, die im Ranzen oder den Deko-Magneten verbaut sind, sollen sowohl den Schulweg sicherer machen als auch ein Hingucker sein. Wer passend zum neuen Ranzen noch eine Schultüte möchte, kann bei einigen Modellen Schultüten aus dem gleichen Stoff erwerben, die dann um die 20 Euro kosten. „Manche wollen alles aus einem Guss“, erzählt Timpe.
Timpe in Bottrop: Tornisterkauf ist „Vertrauenssache“
Die Generation, die jetzt für ihren Nachwuchs Tornister braucht, shoppt eigentlich gerne online. Dennoch bemerkt Bernhard Timpe eine gewisse Kundentreue: „Viele, die heute die Tornister für ihre Kinder kaufen, haben schon den eigenen Tornister bei meinem Vater bekommen. Die Menschen möchten einen Ansprechpartner, das ist eine Vertrauenssache. Der Kunde muss wissen, dass er gut aufgehoben ist. Wenn der Tornister angepasst wurde, die Kinder und Eltern zufrieden sind, dann kommen die Kunden wieder und kaufen auch anderen Schulbedarf“, berichtet der Einzelhändler. Hinzu komme, dass viele Marken auch online eine Preisbindung hätten: „Wer sich nicht daran hält, wird nicht mehr beliefert.“
Mehrere hundert Euro für die Schultasche: Darum sind Tornister so teuer
Der günstigste Tornister in Timpes Laden kostet 89 Euro, doch dieses Modell sei nicht höhenverstellbar, was inzwischen eigentlich Standard in der Branche ist. Für viele zahle man 250 bis 300 Euro. Warum die Ranzen so kostspielig sind? „Da müssen sie die Hersteller fragen. Ich wunder mich auch“, sagt Timpe.
Er sagt, Markentornister seien schon immer teuer gewesen. „Aber dass wir über 300 Euro gekommen sind, das hatten wir dieses Jahr zum ersten Mal.“ Er könne sich vorstellen, dass das Preisniveau inflationsbereinigt einigermaßen stabil geblieben ist. Inzwischen sei auch Zubehör inklusive, zum Beispiel Gurte, die früher extra gekostet hätten.
Recycling im Tornistergeschäft: Wie funktioniert das?
Recycelbare Tornister: Das klingt erstmal ganz gut. Timpe stellt ein Modell vor, das laut Hersteller „Step by Step“ bis auf die Leuchtstreifen „kreislauffähig“ ist, insgesamt zu 97 Prozent. Der Haken: Für diese Varianten müssen Kunden gerne mal 100 Euro mehr bezahlen. In diesem Fall sind es fast 380 Euro. Timpe hat allerdings noch eine kostengünstigere Variante für 200 Euro im Angebot.
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Wenn der Tornister dann ausgedient hat, darf er nicht einfach in die gelbe Tonne, sondern muss über den Fachhandel zurückgeschickt werden. Timpes Bilanz in seinem Geschäft: „Das fruchtet noch nicht so.“