Bottrop. Reinhard Wieczorek gehört zu den bekanntesten Bottroper Malern. Nach längerer Pause sind seine Bilder in einer großen Einzelausstellung zu sehen.
Tiere, nicht nur die großen, spielen im Laufe vieler Jahre immer wieder ein Rolle in den Arbeiten von Reinhard Wieczorek. „Hühnerstall“ heißt eine Serie mit Großformaten. Aber auch „Schlachthof“ oder „Der Rabe“ kommen vor. Seine berühmten Elefanten, von denen einer sogar den Weg ins Rathaus gefunden hat, sind dieses Mal zwar ebenso wenig dabei wie seine Industriebilder des Reviers. Dennoch gibt die kontrastreich gehängte Schau in der B12 des Kulturzentrums einen guten Überblick der letzten 40 Jahre – bis neulich, sozusagen.
Die Halle B12 ist geradezu prädestiniert für die großen Bilder. „Tolles Licht, viel Platz. Außerdem kenne ich den Raum seit den frühen 70er Jahren“, sagt der Maler und grinst. Wo gerade seine Bilder hängen, hat er als Schüler des alten Jungengymnasiums (Abi-Jahrgang 1972) schon mal gesessen. „Ungefähr mit dem Blick in die Richtung wo gerade der ,Hühnerstall‘ hängt, hier standen damals nämlich Schulpavillons, die Penne platzte aus allen Nähten.“
Hübsche Anekdoten: Aber die Bilder des Bottroper Kulturpreisträgers „funktionieren“ vor allem aus sich
Aber auch anhand der zahlreichen großen und kleineren Formate, die Eingang in diese Schau gefunden haben, ließen sich biografische Stationen erzählen. Natürlich führt die Serie „Hühnerstall“ in die Kindheit, zum Haus der Großeltern. Zuweilen entdeckt man Federvieh in den zarten Linien und kräftigen Farben. Dann scheinen auf einmal nur Federknäuel über die Leinwand zu schwirren. Die Aufregung im Stall überträgt sich sofort.
Ein großformatiger Bilderbogen an der Stirnwand wirkt dagegen wie ein Kaleidoskop von kleinen Szenen, gemalten Geschichten. „Ist es auch“, sagt der Künstler und erzählt von Episoden bei Aufenthalten im Allgäuer Feriendomizil eines Freundes.
Anderes, wie „Rote Bete, Pfui!“ führt wieder in die Kindheit. „Wer mag da schon rote Bete, das kommt erst später“, sagt Reinhard Wieczorek aus eigener Erfahrung und zeigt auf die violetten Knollen inmitten eines roten Farbstrudels. Farbe: üppig, satt, grell, oft von Linien strukturiert oder mit Schriftfragmenten durchsetzt, wirkt sie wie ein übergeordnetes großes Thema. In seiner jüngsten Serie, kleinen Mittelmeerlandschaften, verstärkt ein Speziallack, der sich schimmernd über die Acrylfarbe legt, noch einmal deren Intensität. Die Rinderviertel aus seiner frühen Serie „Schlachthof“ erinnern dagegen eher an die dunklen und cremigen Grundtöne, wie man sie auch von seine großen Elefanten kennt.
Von der brutalen frühen Serie „Schlachthof“ blieben nach dem Brand im Atelier nur zwei Arbeiten übrig
„Schlachthof“, die älteste der gezeigten Arbeiten aus den 80er Jahren, entstand noch im alten Atelier neben der Lohnhalle der ehemaligen Zeche Arenberg Fortsetzung. „Das wurde damals abgefackelt, von der Serie sind daher nur zwei Bilder übrig geblieben, darunter die Rinderviertel“, erinnert sich Reinhard Wieczorek.
Als er 1995 als erster Maler den Bottroper Kulturpreis erhält, ist er bereits bekannt – und gut im Geschäft. Zwölf Jahre zuvor hatte er mit 30 Jahren den ersten Kunstpreis der Stadt Lingen erhalten. „Verbunden mit Ankäufen, das hat natürlich früh Rückenwind gegeben“, so der Maler, der kurz zuvor sein Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie abgeschlossen hat. Dort war er Meisterschüler des Bildhauers Professor Karl Bobek. Eine kleine Clown-Skulptur in der Ausstellung erinnert übrigens an dieses biografische Künstlerdetail.
„Doch, ich habe immer von meiner Kunst leben können“, sagt Reinhard Wieczorek. „Es gehört sicher auch etwas Glück dazu, wie der frühe Preis, einige Stipendien, aber auch eine gute Galerie, wie die Galerie Ernst in der alten Spickenbaums Mühle, die hatten gute Kontakte, das hat ebenfalls geholfen“, erinnert sich der Künstler mit dem nicht nur in Bottrop bekannten Beinamen „Malerfürst“.
- Feuerwehr: 100.000 Euro Schaden bei Wohnungsbrand
- Glasfaser-Ausbau: Jetzt folgen Boy, Welheim und Ebel
- Projektstart: Wie Kirchhellen klimafreundlicher werden kann
- Neuer Streit flammt auf um Bottrops dritte Gesamtschule
„Der Name ist ganz alt, stammt noch aus der Studentenzeit in Düsseldorf. Ein anderer Professor hat mich damals etwas angeranzt, irgendetwas passte ihm nicht und der sagte: Du gebärdest dich wie ein Malerfürst. Der Name blieb hängen.“ Bis hin zur aktuellen Homepage: malerfuerst.com. Was jenseits aller Anekdoten hängen bleibt und nun in gut gehängter Auswahl zu sehen ist: Konsequent durchkomponierte und zugleich sinnliche Bilder, die nicht nur gekonnt „funktionieren“, sondern vor allem zeitlos faszinieren, zuweilen sogar Spaß machen.
Eröffnet wird die Ausstellung „Painting matters“ am Samstag, 25. Januar, 11 Uhr von Bürgermeisterin Monika Budke in der Halle B12, Böckenhoffstraße 12. Die Einführung hält Dr. Alexander Christian. Zu sehen bis 22. März. Am 8. Februar und 1. März, 11 Uhr, führt Reinhard Wieczorek selbst durch die Schau.