Bottrop. Das Bottroper Orgel-Plus-Festival ist mit einem Posaunen-Konzert zu Ende gegangen. Das hat die Besucher am meisten begeistert.

Mit acht Trompeten eröffnete das diesjährige Festival „Orgel Plus“, mit vier Posaunen endete es nicht minder festlich in der vollbesetzten Liebfrauenkirche. Und prominent dazu, denn gemeinsam mit Domorganist Ansgar Schlei aus Wesel gastierte nicht zum ersten Mal in Bottrop das „Posaunenquartett op. 4“ des Leipziger Gewandhausorchesters.

Und wieder erfreuten Jörg Richter, Dirk Lehmann, Michael Peuker und Wolfram Kuhnt mit Alt-, Tenor- und Bassposaunen durch ihre exzellente Blaskunst im Querfeldein durch die Musikepochen von der Renaissance bis in die Gegenwart. Richard Strauss neben J. S. Bach und Mendelssohn Bartholdy in einem Atemzug mit George Gershwin: Da haben die Leipziger keinerlei Berührungsängste und nahmen dem Organisten mal eben die Arbeit ab, indem sie die bekannte Toccata und Fuge BWV 565 als Posaunenquartett arrangierten.

Ein virtuoser Husarenritt so ganz gegen die Hörgewohnheiten, mit flink genommenen Sechzehntelfiguren und elanvoller Fahrt durch das Stimmendickicht – so transparent, wie es die Kirchenakustik zuließ. Witzig, toll!

Abschlusskonzert Festival Orgel Plus.
Posaunenquartett (Jörg Richter, Dirk Lehmann, Michael Peuker u. Wolfram Kuhnt vom Leipziger Gewandhausorchester und Ansgar Schlei (Orgel).
12.01.2025 in Bottrop
Ansgar Schlei an der Orgel. © FUNKE Foto Services | Daniel Attia

Noch ein Jahrhundert zurück ging’s an die Schwelle zum Frühbarock, nicht nur zu dem üppig-gerundeten Wohlklang eines Biagio Marini oder Palestrinas geschmackvollem dialogischen Wechselspiel zwischen Orgel und Bläsern, sondern auch zu Heinrich Schütz, den der Sänger vielleicht besser kennt aus der „Geistlichen Chormusik“, die aber Posaunisten genauso trefflich in ihrer meditativen Ruhe zu verströmen wissen. Und Giovanni Gabrielis venezianische Mehrchörigkeit entfaltete auch in der Liebfrauenkirche ihren raumgreifenden Reiz.

Abschlusskonzert von Orgel Plus macht Vorfreude auf das nächste Jahr

Ansgar Schlei seinerseits brachte solistisch die Seifert-Orgel mit Bachs Fantasie BWV 572 zwischen figurativem Rankenwerk und akkordischer Pracht zum Klingen, um ihr in Variationen über „In dulci jubilo“ auf verwegenen harmonischen Pfaden farbdifferenzierte und wirkmächtige Gestalt zu verleihen.

Der „Feierliche Einzug“ für Orgel und vier Posaunen mag nicht so spektakulär daherkommen wie „Salome“ und der „Rosenkavalier“, und doch adelte das Quartett Straussens Auftragswerk für eine Zeremonie des Johanniter-Ordens mit samtweichem Ton und Würde.

Der Kontrast zu Gershwin hätte nicht größer sein können: wiegender Swing und Blues statt Pathos, ein launiges Broadway-Potpourri im schmelzenden Posaunensound von „Rhapsody“ und „I Got Rhythm“. So originell hört man den Jazz-Sinfoniker nicht alle Tage. Begeisterung daher auch bei den vielen Festival-Besuchern. Und wer das Außergewöhnliche liebt, darf sich schon vorfreuen: zum Beispiel auf Tschaikowskys monumentale 6. Sinfonie für Orgelduo im nächsten Jahr.