Bottrop. In der Neujahrsnacht hat es an der Hochstraße eine Massenprügelei gegeben. Die Polizei wehrt sich gegen den Vorwurf, sie habe nicht eingegriffen.

Die Polizei verwahrt sich gegen den Vorwurf, in der Neujahrsnacht sei eine Streifenwagenbesatzung nicht bei einer Massenschlägerei auf der Hochstraße eingeschritten. „Niemand hat sich bemerkbar gemacht bei den eingesetzten Kolleginnen und Kollegen“, sagt Polizeisprecherin Ramona Hörst nach der intensiven Befragung der eingesetzten Beamten und der Auswertung der Einsatzprotokolle.

Unstreitig ist: Gegen 0.15 Uhr hat es in der Neujahrsnacht auf dem Durchgang der Hochstraße zur Schützenstraße eine Massenschlägerei gegeben. Dabei erlitt Anwohner Thorsten Nüsgen (47) einen komplizierten Handgelenksbruch und sein Stiefsohn Danny Mondry (20) Verletzungen unter anderem im Gesicht. Nach dieser Schlägerei ermittelt die Polizei wegen gefährlicher Körperverletzung, sagt Polizeisprecherin Ramona Hörst.

Strafverschärfend als gefährliche Körperverletzung wird ein Angriff angesehen, wenn Waffen ins Spiel kommen oder wenn wie in diesem Fall mehrere Täter gemeinschaftlich ihre Opfer attackieren. Der Paragraf 224 des Strafgesetzbuches sieht dafür eine Haftstrafe von bis zu zehn Jahren vor.

Vorwurf der Bottroper Opfer: Streifenwagen sei „einfach weitergefahren“

Was ist dann passiert? Die Prügelopfer erheben einen schweren Vorwurf gegen die Polizei. Während der Schlägerei sei aus Richtung Schützenstraße ein Streifenwagen gekommen. Dessen Besatzung habe aber nicht eingegriffen, sondern sei „einfach weitergefahren“, sagen Danny Mondry und seine Mutter Anna.

 

„Niemand hat sich bemerkbar gemacht, auch nicht durch Klopfen an die Scheibe.“

Ramona Hörst
Pressesprecherin der Polizei Recklinghausen

„Wir haben eine völlig andere Sicht auf die Dinge in diesen zehn Minuten“, sagt Polizeisprecherin Ramona Hörst. In der Bottroper Einsatzdokumentation ist für die Hochstraße um 0.17 Uhr ein Alarm wegen einer Schlägerei mit mehreren Beteiligten verzeichnet. Einer von mehreren in der Bottroper Innenstadt stationierten Streifenwagen sei tatsächlich von der Schützenstraße aus in die Hochstraße gefahren.

„Dort haben die Kollegen aber nichts mehr festgestellt“, sagt die Polizeisprecherin. „Auch der Kommunale Ordnungsdienst (KOD), der ebenfalls dort eingesetzt war, hatte keine Feststellungen. Niemand hat sich bemerkbar gemacht, auch nicht durch Klopfen an die Scheibe.“ Auf diese Weise, sagt Danny Mondry, habe er die Streifenwagenbesatzung auf sich aufmerksam machen wollen.

Zeugenbefragung ergab: „Die Täter sind schon weg“

In den nächsten Minuten seien mehrere Streifenwagen rund um den Kirchplatz in der Fußgängerzone unterwegs gewesen auf der Suche nach weiteren Auseinandersetzungen oder Tätergruppen. Eine Streifenwagenbesatzung habe am Tatort Hochstraße wenige Minuten später mögliche Zeugen auf der Straße befragt und zur Antwort bekommen: „Die Täter sind nicht mehr da.“ Einer der Beteiligten der Auseinandersetzung sei jetzt nicht mehr vor Ort. Auf mehrfache Anfrage habe niemand der Anwesenden eine Anzeige erstatten wollen. 

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Gegen 0.25 Uhr sei am Rathaus erneut eine Schlägerei gemeldet worden, berichtet die Polizeisprecherin. Das war nicht der letzte Alarm in jener Nacht. Fast gleichzeitig sei der Anruf des geschädigten Vaters eingelaufen, der eine leichte Verletzung gemeldet hat. Die Streifenwagenbesatzung hat den Sachverhalt und die Anzeige aufgenommen. Das Ausmaß der Handverletzung wurde erst im Krankenhaus festgestellt, nachdem er mit dem Rettungswagen dorthin gebracht worden war.

Danny und seine Mutter Anna Mondry sowie Thorsten Nüsel bleiben auch gegenüber der Polizei bei ihrer Darstellung. Ein Video, knapp 53 Sekunden lang, zeigt auf diesem Stück Hochstraße eine Menge Gerenne, Geschiebe und auch Schubsereien, aber keinen Streifenwagen. Ramona Hörst legt Wert auf die Feststellung: „Wir haben in dieser Nacht nicht weggeschaut. Ganz im Gegenteil.“