Bottrop. Eine Bottroper Patchwork-Familie feiert Silvester, da beginnen Jugendliche, sie mit Raketen zu beschießen und zu prügeln. Das sind die Vorwürfe.
Neujahrs-Alptraum auf der Hochstraße: Vor der eigenen Haustür sind drei Bottroper in der Neujahrsnacht zuerst mit Raketen und Schreckschusswaffen beschossen und dann brutal geschlagen und getreten worden.
Gegen eine vorbeifahrende Streifenwagenbesatzung der Polizei erheben die drei Prügelopfer einen schweren Vorwurf: Sie sei den Opfern nicht zur Hilfe gekommen. „Die Polizei ist einfach weitergefahren“, sagen Danny Mondry (20) und seine Mutter Anna. Wenige Minuten später sei die Polizei aber mit starken Kräften eingetroffen, sagt Polizeisprecherin Ramona Hörst.
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Thorsten Nüsgen und seine Lebensgefährtin Anna bilden eine große Patchwork-Familie mit jeweils drei Kindern im Alter von 11 bis 20 Jahren. Gemeinsam hatten sie in ihrer Wohnung an der Hochstraße auf das neue Jahr angestoßen und waren dann gegen 0.15 Uhr auf die Straße gegangen, um dort weiterzufeiern.
„Als ich dort hinging, wurde sofort auf mich eingeprügelt“
Doch dazu kam es nicht. Eine Gruppe von zunächst zehn Jugendlichen stand auf der anderen Straßenseite und hat die Familie sofort ins Visier genommen: Raketen flogen in den Hausflur. „Die Türscheibe war eingeschlagen, und es hat auch mehrere Schüsse gegeben“, sagt Nüsgen. Die Schüsse kamen vermutlich aus Schreckschusswaffen. „Meine Tochter ist elf. Die hat am ganzen Körper gezittert“, sagt Anna Mondry.
„Als ich dort hinging, um zu sprechen, wurde sofort auf mich eingeprügelt“, erinnert sich Nüsgen. Er stürzte und erlitt dabei einen komplizierten Bruch des Handgelenkes, der nächste Woche operiert werden muss. „Auch danach haben die weiter geschlagen und getreten.“ Die Gruppe der vermutlich ausländischen Angreifer sei blitzschnell auf bis zu 40 angewachsen, sagt Anna Mondry: „Ich habe keine Ahnung, wo die alle so schnell herkamen.“
Opfer wehrt sich nach Kräften: „Dann kam auch schon die erste Faust“
Ihr Sohn Danny (20), aktiver Kampfsportler, berichtet: „Als die erste Rakete meine Mutter traf, bin ich sofort dazwischengegangen. Ich hatte nur den einzigen Gedanken, meine Familie zu schützen. Dann kam auch schon die erste Faust.“ Den ersten Schlägen habe er noch ausweichen und selbst welche austeilen können. „Aber dann hat mir einer die Beine weggetreten, und dann haben 15 Leute auf mich eingetreten.“ Seine Mutter warf sich auf ihn, um ihn vor den Tritten zu schützen. „Hat leider nicht funktioniert“, sagt sie mit Blick auf die Platzwunde im Gesicht ihres Sohnes.
Ungefähr zu dieser Zeit, erinnern sich die Opfer, sei aus Richtung Schützenstraße der Streifenwagen die Hochstraße entlanggefahren. „Mein Sohn hat noch an die Scheibe geklopft, um die Polizisten zu alarmieren. Doch die Polizei ist einfach weitergefahren.“
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Stimmt das? Können wir im Moment noch nicht sagen, sagt Polizeisprecherin Ramona Hörst. „Über die Situation beim ersten Eintreffen müssen wir erst mit den eingesetzten Kolleginnen und Kollegen sprechen.“ Im Einsatzbericht steht: Verstärkung wurde angefordert.
„Und mehrere Fahrzeuge sind binnen weniger Minuten eingetroffen. Wir hatten in der Neujahrsnacht in Bottrop ja starke Kräfte vor Ort und konnten die Kräfte schnell an die Einsatzstelle schicken.“ Als die Verstärkung eintrifft, verschwinden die Angreifer blitzartig. „Die Polizisten sind denen auch nicht hinterher, um wenigstens einige noch festzunehmen“, sagt Danny Mondry kopfschüttelnd.
Thorsten Nüsgen kam mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus. Die Polizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung, und Nüsgen sucht auf Facebook nach Zeugen der Prügelattacke. „Ich bin in keinster Weise ausländerfeindlich“, sagt er. „Aber das ging gar nicht.“