Bottrop-Kirchhellen. Das Krippencafé in Bottrop-Kirchhellen genießt Kultstatus. Seit mehr als 25 Jahren werden Torten gebacken. Der Café-Besuch dient dem guten Zweck.

Nach 25 Jahren hat Hermine Dohmen, die gemeinsam mit Margret Grob das Krippencafé in St. Johannes ins Leben gerufen hat, den Staffelstab weitergegeben. Sie überlässt das Feld einem vierköpfigen Organisationsteam, das sich aus dem Vorstand des Vereins „Krippencafé Kirchhellen“ gebildet hat.

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Dazu gehören neben Ursula Dickmann auch Hermine Dohmens Tochter Julika Klingenmeier sowie Claudia Marzinek und Maria Kahnert an, sodass die Neuen eigentlich alte Hasen sind. Denn sie arbeiten schon seit Jahren im Krippencafé mit.

Und wie hat die Premiere am Freitag geklappt? „Wir hatten einen enormen Ansturm“, berichtet Ursula Dickmann. „Es waren gut doppelt so viele Gäste hier wie sonst an einem Eröffnungstag.“ Das habe vermutlich am guten Wetter gelegen und natürlich an der hervorragenden Qualität des Kuchenangebotes, schmunzelt die 62-Jährige. „Wenn der Andrang groß ist, gehen schon mal bis zu 60 Torten über die Theke. Alle selbstgemacht. Wer es herzhaft liebt, wird auch mit Schnittchen versorgt“, sagt sie stolz.

„Es waren gut doppelt so viele Gäste hier wie sonst an einem Eröffnungstag.“

Ursula Dickmann vom Krippencafé

Bis auf ein paar positive Veränderungen in Richtung Barrierefreiheit haben sich die Routinen und organisatorischen Abläufe des Cafés in den vergangenen 25 Jahren kaum verändert. Die ehrenamtlichen Helferteams bilden insgesamt 14 Gruppen. Pro Tag werden bis zu drei Gruppen eingesetzt.

Den Start macht meist das Team der katholischen Frauengemeinschaft KFD, die von der Gründung an mit dabei ist, aber auch Mitglieder der Kolpingfamilie sind seit jeher aktiv.

Das Team des Krippencafés in Kirchhellen.
Das Team des Krippencafés in Kirchhellen. © FUNKE Foto Services | Daniel Attia

Auch die Preise sind moderat geblieben. „Unser Ziel ist es, neben dem Sammeln von Spenden für Projekte, die uns am Herzen liegen, ein familien- und seniorenfreundliches Angebot zu machen, da müssen sich die Preise auch in einem vernünftigen Rahmen bewegen“, ist Ursula Dickmann überzeugt.

Der Erfolg gibt ihr Recht. Alle vier Pfarrräume mit insgesamt 184 Sitzplätzen sind am Samstag zur besten Kaffee- und Kuchenzeit besetzt. Die meisten sind Kirchhellener, aber viele Gäste kommen auch aus den umliegenden Orten. „Es schmeckt einfach traumhaft“, schwärmt Ursula Zantow (82) aus Gladbeck. Sie ist dem Krippencafé von Beginn an treu. Dieses Mal wird sie von ihrer Freundin Monika begleitet. Die ging als Kind in Kirchhellen zur Schule und freut sich, wieder einmal in der alten Heimat zu sein.

Fast alle Gäste verbinden den Cafébesuch auch mit einem Gang durch die Krippenlandschaft in der Pfarrkirche. Die dreijährige Marla hat sich mit einem Kakao gestärkt, bevor sie zur Kirche aufgebrochen ist. Dort angekommen schaut sie sich in der Krippenlandschaft suchend zwischen Handwerksleuten in ihrer traditionellen Zunftkleidung und den vielen Tieren – da gibt es Schafe, Hühner, einen Fuchs – um: „Wo ist denn das Jesuskind“, will sie wissen.

Ihr Opa hilft ihr, sich vorsichtig auf den Rand der Krippenlandschaft zu stellen, und dann sieht sie es: Den Stall, die winzige Figur in der Krippe, Maria und Josef, Ochse und Esel. Sie schaut genau hin und meint dann nachdenklich, dass ihr kleiner Bruder, der auch noch ein Baby ist, schon um einiges größer ist als das Jesuskind.

Marla macht sich Sorgen, weil der Stall keine Tür hat. „Wer passt denn nachts auf das Baby auf?“ überlegt sie. Vermutlich, so die Annahme des Opas, übernehmen das die beiden Spieler des VfB 1920, die – stilecht im blau-weißen Trikot – direkt vorm Eingang des Stalls in Stellung gegangen sind.