Bottrop. Beim Städteranking des Verbandes Bitkom landet Bottrop weit hinten. In einigen Kategorien zu Recht. Andere Noten kann man auch unfair finden.

Der Digitalverband Bitkom hat zum sechsten Mal den „Smart City Index“ vorgestellt, der die Digitalisierungserfolge der größten deutschen Städte bewerten soll. Bottrop landet weit hinten und verliert noch einen Platz gegenüber dem Vorjahr. Rang 77 unter 82 Städten: Das ist bitter für die Innovation City. Deshalb haben sich die Bottroper Verwaltungsexperten über die Bewertungskriterien gebeugt und die eine oder andere Ungereimtheit entdeckt.

Eins vorweg, weil es in der Kommunikation nicht immer sauber rüberkommt: Der Smart City Index sagt nur zu einem kleinen Teil etwas darüber aus, wie digital eine Stadtverwaltung sich und ihre Stadt aufstellt. Die Verwaltung ist nur eine von vier Kategorien, in der Bottrop sich übrigens um zwölf Plätze auf 60 verbessert hat. Weitere Faktoren für die Gesamtbewertung sind IT und Kommunikation (Bottrop liegt hier auf Platz 54), Energie und Umwelt (66) sowie Mobilität (80).

„Sehr schwach schneidet Bottrop leider im Bereich Mobilität ab. “

Jeanette Kuhn, Stadtsprecherin

Vor allem die letzte Kategorie hat uns richtig runtergezogen, sagt Stadtsprecherin Jeanette Kuhn: „Sehr schwach
schneidet Bottrop leider im Bereich Mobilität ab, mit Platz 80 nochmals einen Platz schlechter als im Vorjahr. Negativ bewertet wurden fehlende smarte Parkleitsysteme, smarter ÖPNV und geringe Sharing-Angebote bzw. multi-modale Nahverkehrsmöglichkeiten.“

Und diese schlechten Noten sind nicht ganz unverdient. Bottrops Busbetreiber Vestische hat nichts Multimodales im Angebot. Bei der Ruhrbahn in Essen und Mülheim dagegen können die Fahrgäste zu günstigen Konditionen umsteigen auf Auto, Rad oder Elektroroller.

Ausbaufähig: digitale Fahrgastinformation wie hier am Busbahnhof ZOB.
Ausbaufähig: digitale Fahrgastinformation wie hier am Busbahnhof ZOB. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Auch bei der digitalen Fahrgastinformation DFI, bei den Stadt- und U-Bahnen der Nachbarstädte Standard seit Jahrzehnten, ist das Angebot bisher auf sieben großen Bushaltestellen beschränkt. Demnächst sollen elf Haltestellen entlang der Linie SB91 nach Oberhausen und Buer nachgerüstet werden.

Auch bei den Parkleitsystemen sieht Bitkom andere Städte deutlich weiter als Bottrop. Jeanette Kuhn: „Beim smarten Park-Angeboten (z.B. Handyparken) haben wir unser Angebot ausgebaut. Trotzdem fallen wir von 50
Punkten (2022) auf 20 (2023) und jetzt auf 0 (2024). Auch das hat uns erstaunt. Die Begründung von Bitkom: Andere Städte hätten da größere Sprünge gemacht.“

Irritationen über die Punkte für die Glasfaserversorgung

Irritiert waren auch die Gigabit-Koordinatoren: Da läuft es in Bottrop endlich flächendeckend mit dem Glasfaserausbau, und Bitkom punktet Bottrop trotzdem runter. Jeanette Kuhn: „Bei Glasfaser sind wir von über 80 Punkten in 2022 und 2023 auf 44 Punkte gefallen. Diese Bepunktung war für uns nicht nachvollziehbar. Es werden private Glasfaser-Anschlüsse gewertet bzw. die Möglichkeit, einen solchen in Anspruch nehmen zu können. Und da sind die Möglichkeiten ja gestiegen, und Muenet und Telekom haben weiter neu verlegt.“

Das hat Bitkom offensichtlich im laufenden Spiel die Regeln geändert. „Wir haben erfahren, dass sich bei Glasfaser gegenüber den Vorjahren die Bewertungssystematik verändert hat. Daher geht Bottrop runter, wie viele andere Städte auch. Es gibt nicht weniger Anschlüsse als in den letzten Jahren, aber die Bepunktung geschieht eben nach anderen Maßstäben. Das kann in der Tat zu Irritationen führen, finden wir.“

Bottrops Verwaltung rechnet mit besseren Noten in den nächsten Jahren

Immerhin sieht die Stadtsprecherin gute Chancen auf bessere Noten in den kommenden Jahren: „Da Telekommunikationsanbieter bei uns aktuell sehr aktiv sind und einen Ausbau der Glasfaser-Infrastruktur in Bottrop forcieren, ist in den nächsten Jahren mit einer deutlichen Verbesserung zu rechnen.“

Diese Verbesserung kann die Verwaltung nur sehr begrenzt steuern. „Ausschließlich private Glasfaseranschlüsse gehen in die Bewertung ein. Telekommunikationsunternehmen müssen bereit sein, Glasfaserleitungen zu Privathaushalten zu verlegen und private Hauseigentümer müssen bereit sein, diese Anschlüsse zu nutzen. Dies ist in Bottrop offensichtlich bislang nicht in dem Maße erfolgt wie in anderen Großstädten.“