Bottrop. Erst bestreitet er die Taten, dann wird einem Bottroper Angeklagten ein Video zum Verhängnis: Er soll mehrfach seine Kollegin vergewaltigt haben.

Das haben die Richter wahrscheinlich auch noch nicht erlebt: In einem Vergewaltigungsprozess gegen einen Mann aus Bottrop hat sich der Angeklagte am Montag – versehentlich – selbst überführt.

Der 39-Jährige hatte rund zwei Stunden lang seine Unschuld beteuert. Er habe seiner ehemaligen Arbeitskollegin keine sexuelle Gewalt angetan, alles sei einvernehmlich gewesen. So seine Worte. Außerdem könne man der 33-Jährigen ohnehin nicht glauben, weil es auch nach dem angeblichen Ende der Beziehung weitere Sex-Treffen gegeben habe.

Bottroper Angeklagter hat Vergewaltigungsvideo auf dem Tablet

Zum Beweis holte er schließlich ein Tablet hervor, das er den Richtern am Essener Landgericht präsentierte. Darauf war allerdings auch ein Video abgespeichert, das eine Szene zeigte, die wohl jeder als Vergewaltigung bezeichnen würde. Auf dem Film ist auch die Stimme der 33-Jährigen zu hören, die offenbar Schmerzen hat.

Kurz danach nahm der Prozess am Essener Landgericht eine entscheidende Wende. Nach Rücksprache mit seinem Verteidiger gab der Angeklagte sein Bestreiten auf und legte doch noch ein Geständnis ab. 

Der Bottroper hatte die 33-Jährige auf der Arbeit kennengelernt. Beide waren in einer festen Beziehung, kamen sich aber immer näher. Persönliche Schicksalsschläge hatten dafür offenbar den Weg bereitet. Er litt unter dem Tod seiner Mutter, sie soll eine Fehlgeburt erlitten haben.

„Er bot ihr seine Hilfe an“, heißt es in der Anklage. „Weil er merkte, dass es ihr nicht gut ging.“ Doch dabei sollte es nicht bleiben. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass es bereits beim ersten privaten Treffen zu einer ersten Vergewaltigung gekommen ist. Die einzigen Worte, die die Frau herausbrachte, sollen diese gewesen sein: „Hör‘ auf!“

Prozess vor dem Landgericht: Opfer hat sich weiter mit ihrem Vergewaltiger getroffen

Vorbei waren die Treffen danach aber nicht. Der 39-Jährige soll seiner Arbeitskollegin anschließend immer wieder vermittelt haben, dass sie etwas ganz Besonderes für ihn sei. „Ich habe sie gerngehabt“, sagte er auch den Richtern am Essener Landgericht.

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Über ein Jahr lang will er sich mit der 33-Jährigen heimlich verabredet und getroffen haben. „Es war aber immer alles einvernehmlich“, hatte er zum Prozessauftakt noch erklärt. Von Zwang und Gewalt könne keine Rede sein.

Nach dem Vorspielen des Videos sieht das nun allerdings anders aus. Insgesamt geht es im Prozess um vier Vergewaltigungen. Die Tatorte sollen unter anderem die Wohnung seiner Eltern und die Rückbank seines Autos gewesen sein. Es soll aber auch einvernehmliche Treffen gegeben haben.

Bottroper Angeklagte hat Arbeitskollegin als Prostituierte angeboten

Dass nicht immer alles gut war, wollte der Bottroper allerdings nicht bestreiten. „Ich habe mich veräppelt gefühlt“, sagte er den Richtern. „Sie hat mir immer gesagt, dass sie ihren Freund verlassen will, hat das aber nie gemacht.“

Am Ende hatte er auf WhatsApp sogar zwei hässliche Posts veröffentlicht. Darunter war auch ein Oben-ohne-Foto seiner Arbeitskollegin, die er als Prostituierte anbot. Der Kontakt könne bei ihm erfragt werden, so seine Nachricht. Hinzu kamen wüste Beleidigungen.

Für das neu aufgetauchte Video wird der Bottroper nun wahrscheinlich eine weitere Vergewaltigungs-Anklage bekommen. Er selbst ist inzwischen in einer neuen Beziehung. „Ein Kind ist unterwegs“, sagte er den Richtern. Der Prozess wird fortgesetzt.