Bottrop-Kirchhellen. Starke Motoren, schwere Bäume, zahlreiche Besucher: Das Baumstammwettziehen „Treck de Bomstamm“ in Kirchhellen ist ein voller Erfolg.

Kirchhellen hat einen seiner skurrilen Wettbewerbe zurück. Nach sechs Jahren coronabedingter Pause hieß es ab Samstag endlich wieder „Treck de Bomstamm.“ Einfach gesagt geht es darum, einen gewaltigen Baumstamm mit dem Trecker 100 Meter zu ziehen. Gemessen wird die zurückgelegte Strecke; wer die hundert Meter schafft, erreicht den Full Pull. Schauplatz: ein Feld an der Hackfurthstraße beim Hof Maaßen, leicht bergauf, mit Markierungstafeln alle zehn Meter.

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Sebastian Hecker, Sprecher des Veranstalters Trecker-Treck-Team Kirchhellen, freute sich zu Beginn der zweitägigen Veranstaltung schon über etwa 100 Anmeldungen aus dem gesamten Umkreis, rechnete aber mit weiteren spontanen Teilnehmern. Zu Recht. Das sonnige Wetter am Samstag belohnte das 17-köpfige Team zumindest schon einmal für die monatelange Planung und Vorbereitung. 

Mächtige Baumstämme mit Ketten - bis 800 Kilo schwer - warteten auf die Starter in 13 Klassen, abhängig von den Pferdestärken der Fahrzeuge in 25 PS Schritten bis zur freien Klasse über 300 PS. Zusätzlich wurde in der Gespannklasse mit bis zu drei angekoppelten Treckern und in der schweren Geländewagenklasse gestartet. Die drei Bestplatzierten jeder Klasse erhielten einen Pokal. Nach jeder Fahrt mussten die Baumstämme von großen Schleppern wieder an den Start zurückgebracht werden, andere Fahrzeuge glätteten die Strecke wieder, um gleiche Bedingungen zu erhalten.

Nach jeder Fahrt wurde die Bahn auf dem Feld wieder glatt gezogen. So herrschte für alle Teilnehmer Chancengleichheit.
Nach jeder Fahrt wurde die Bahn auf dem Feld wieder glatt gezogen. So herrschte für alle Teilnehmer Chancengleichheit. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Im „Fahrerlager“ wurden vor dem „Trecken“ jeweils die letzten Einstellungen vorgenommen, insbesondere wurde der Reifendruck gemindert, um eine größere Auflagefläche und damit mehr Traktion zu haben. Die gesamten Vorbereitungen haben bei den meisten Fahrern schon Wochen vorher begonnen, schließlich müssen die Fahrzeuge fit, das heißt vor allem schneller und schwerer gemacht werden. Es gibt auch unbestätigte Gerüchte, manche Traktoren hätten zudem Wasser in den Reifen.

Nicht alle Fahrzeuge schafften den Parcours, manche mussten abbrechen

Am Samstagnachmittag zogen die ersten Traktoren breite Furchen in die Erde, nicht alle Fahrzeuge schafften den Parcours. Bei den meisten ging es an die oberste Grenze, bei einigen stiegen schon nach einigen Metern die Vorderräder hoch. Die rote Fahne des Streckenpersonals zeigte an, wenn es keinen Zentimeter mehr vorwärtsging.

In der Klasse bis 75 PS schafften im ersten Anlauf gleich vier Teilnehmer den Full Pull, sodass ein Stechen mit verschärften Bedingungen den Sieger ermitteln musste. Im Wettkampf um Streckenlänge und Zeit setzte sich Frank Vennemann vor Martin Underberg und Dirk Fockenberg durch. Der Sieger aus Gahlen war „aus Spaß an der Freud“ schon bei allen bisherigen Events dabei. Weil sein Trecker zu wenig Power hatte, hatte Vennemann vorher nie eine Siegeschance. Jetzt habe er sich extra für diesen Wettkampf ein neues, kraftvolleres Gefährt zugelegt - und gewonnen. Neben dem richtigen Reifenprofil sei für den Erfolg auch die Wahl des richtigen Ganges entscheidend und „gleichmäßig auf Zug halten“.

Sogar Trecker aus den Fünfzigern wurden präsentiert

Die ehrgeizigen Teilnehmer sahen auch den Wettbewerb, aber die meisten waren wohl eher mit dem „olympischen Gedanken“ dabei. Pascal aus Gladbeck hat sich einen 120 PS starken Claas-Trecker geliehen, weil „ich Bock habe, ich will das einfach mal machen“. Landwirt-Azubi Justus Tubes hatte die Idee zur Teilnahme und durfte mit dem 150 PS starken Traktor den Hof Bertlich vertreten.

Etwas exotischer wirkte der dem Unimog ähnliche Cramer Allrad U 540 von 1958, mit dem Lucas Amft aus Gladbeck antrat und erwartungsgemäß auf halber Strecke kapitulieren musste. „Für so kleine Reifen ist er allerdings weit gekommen“, lobte der Streckenkommentator. Vater Jörg Amft war mit seinem 12 PS starken Hanomag 2-Takter Diesel von 1956 nur als Begleitung dabei, ebenso wie andere Mitglieder des Traktor Veteranen Clubs, die es sich nicht nehmen lassen, ihr Hobby bei solchen Gelegenheiten zu präsentieren.

Einige Zuschauer bringen sogar eigene Sitzmöglichkeiten mit zum Baumstammwettziehen an der Hackfurthstraße.
Einige Zuschauer bringen sogar eigene Sitzmöglichkeiten mit zum Baumstammwettziehen an der Hackfurthstraße. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Zuschauer bringen eigene Tribüne mit zum Event

Viele Zuschauer säumten die abgegrenzte Strecke, einige hatten sich sogar die eigene Tribüne mitgebracht. Die Kirchhellener Fahrschulfamilie Kamphuis machte es sich auf ihrem mit Sitzgelegenheiten, Sonnenschirm und Kaltgetränken ausgestatteten Anhänger gemütlich. Es sei doch Ehrensache, hier dabei zu sein, erzählt Mutter Kira „schließlich haben viele der jungen Traktorfahrer den Führerschein bei uns gemacht“. Und außerdem sind die drei Männer der Familie - Vater Bernd und die Söhne Fabian und Daniel - ebenfalls als Teilnehmer am Sonntag dabei.

Auch außerhalb der Strecke war für das Wesentliche gesorgt, der Bierstand wurde beim sonnigen Wetter gewohnt umlagert, für die richtige Verpflegung sorgten die Landfleischerei und der Eisstand, während die Kleinen die Hüpfburg eroberten oder sich begeistert durch den angeschütteten Sandhügel buddelten.