Bottrop. Der Verein Sternenzelt und die Hospizgruppe Bottrop starten ein Angebot für Kinder, die eine wichtige Bezugsperson durch Tod verloren haben.
Der Vater der jungen Familie stirbt. Die Mutter muss neben ihrer Trauer von jetzt auf gleich etliche Herausforderungen lösen. Das Kind spürt die Belastung, zieht sich vielleicht mit seiner Trauer zurück. Hört womöglich noch von anderen: „Du musst jetzt für deine Mama stark sein.“ Raum für die eigenen Gefühle, für die vielen Fragen zum Tod will die neue Trauergruppe für Kinder bieten, die die Ambulante Hospizgruppe Bottrop zusammen mit dem Verein Sternenzelt im September startet.
„Kinder trauern so intensiv wie Erwachsene - aber auf eine andere Art“
Trauern Kinder denn anders als Erwachsene? „Das kommt sehr auf das Alter an“, sagt Anja Lenzyk, Koordinatorin der Hospizgruppe. „Kinder trauern so intensiv und lange wie Erwachsene. Aber oft auf eine andere Art.“
„Kinder trauern sprunghaft“, ergänzt Karin Bucksteeg, Trauerbegleiterin und Kunsttherapeutin. Je jünger sie sind, desto weniger können sie die Endlichkeit begreifen. Die wird ihnen dann erst nach und nach bewusst. Sie nennt ein Beispiel. „Der Vater eines vierjährigen Kindes ist gestorben. Das Kind scheint das verarbeitet zu haben. Bei der Einschulung aber merkt es, dass alle anderen Väter dabei haben.“ Mit ganzer Wucht kann die Trauer in solchen und ähnlichen Situationen zurückkehren.
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Zudem finden sich Kinder, deren Vater oder Mutter verstorben ist, in einer Sonderrolle wieder. Der Tod von Menschen im mittleren Alter kommt eher selten vor, ist etwas ganz anderes, als wenn hoch betagte Menschen ans Ende ihres Lebensweges kommen. Es sei dann gut für die Kinder zu erleben, dass es auch andere Jungen und Mädchen in der gleichen Situation gebe, sagt Anja Lenzyk. Dass sie sich austauschen können. Und auch erleben: „Trauer ist normal. Man kann einen Umgang damit finden.“ Zu dem im Übrigen gehört, dass in der Gruppe auch gemeinsam gelacht wird.
Kinder können alle Fragen zu Tod und Beerdigung stellen, die ihnen auf der Seele brennen
„Hier können die Kinder so sein, wie sie sind“, betont Anja Lenzyk. Können - und sollen! - über ihre Gefühle reden, die auch Angst, Verzweiflung, Wut, Schuldgefühle gar umfassen mögen, ohne Rücksicht zu nehmen. Können ihr Empfinden alternativ kreativ ausdrücken oder im Spiel. Und alle Fragen zu Tod und Beerdigung stellen, die ihnen auf der Seele brennen.
Karin Bucksteeg und Anja Lenzyk plädieren für einen offenen Umgang mit allen Gefühlen und Fragen. Auch dafür zum Beispiel, Kindern die begleitete Möglichkeit zu eröffnen, vom Verstorbenen Abschied zu nehmen. Und den Tod als solchen auch deutlich zu benennen: „Man kann es nicht beschönigen“, sagt die Koordinatorin.
Die Idee, eine Trauergruppe für Kinder zu installieren, gibt es bei der Ambulanten Hospizgruppe schon länger. Zunächst wollte man jedoch dem Verein Sternenzelt mit seinen Angeboten in diesem Bereich keine Konkurrenz machen. Dann sei aber Nicole Peters-Bokelmann von Sternenzelt auf die Hospizgruppe zugekommen: „Der Bedarf ist so groß, dass der Verein ihn nicht mehr alleine abdecken kann“, berichtet Anja Lenzyk. Also entschloss man sich zur Kooperation.
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Die kostenlose Trauergruppe soll im September starten, aber fortlaufend offen für weitere junge Trauernde sein. Geplant sind monatliche Treffen. Wie lange die Jungen und Mädchen dabei bleiben, ist ganz individuell. Erklärtes Ziel ist es, trauernde Kinder mit ihren Familien zu unterstützen, um eine gute Verarbeitung zu ermöglichen. Fachkräfte und ausgebildete Ehrenamtliche begleiten die Gruppe.
Näheres gibt es bei einer Infoveranstaltung am Montag, 19. August, ab 18 Uhr in den Räumen der Ambulanten Hospizgruppe, Gladbecker Straße 20. Kontakt/Anmeldung: 02041 763812, kontakt@hospizgruppe-bottrop.de