Bottrop. So manche Bottroper nicht nur aus dem Fuhlenbrock wundern sich: Was ist los bei Milke, machen die zu? Das sagt die eingesessene Gastwirtsfamilie.

Was ist los im Gasthof Milke? Diese Frage erreicht nicht nur die Redaktion. Andere Gastronomen in der Stadt wollen von Schließung, Umbau oder völlig neuer Nutzung wissen. Die WAZ fragte bei der Eigentümerfamilie des Traditionshauses nach. Die bestätigt: Die Gaststätte wird geschlossen.

Aber um das gleich vorweg zu sagen: „Die Immobilie bleibt in der Familie, nur nicht mehr als Gaststätte“, sagt Raphaela Milke. Sie selbst hat mit ihrem Mann erst im vergangenen Jahr das König-Eck auf dem Eigen übernommen. Den Gasthof an der Lindhorststraße im Fuhlenbrock, der bis zuletzt den Familiennamen trug, hatten die vergangenen 13 Jahre ihre Schwester und deren Ehemann geführt, davor gut 30 Jahre ihre Eltern. Diese Geschichte ist nun zu Ende.

Gasthof Milke war über Jahrzehnte ein Familienlokal und eine Fuhlenbrocker Institution

Viele Bottroper werden das bedauern. Milke war nämlich nicht nur ein Familienrestaurant, in dem Geburtstage, Erstkommunionen bis hin zu Beerdigungen begangen wurden. Auch Vereine oder Kegelclubs wie die „Holzfäller“ gehörten zu den Stammgästen. Das Haus war Veranstaltungsort für Vorträge, selbst Geocacher, die modernen Schatzsucher, hatten lange dort einen Stammtisch. Und selbstredend gehörte Milke zu den Zielen, wenn die Historische Gesellschaft zu ihren Kneipentouren eingeladen hat.

„Selbst Johannes Rau ist schon bei meinen Eltern im Lokal gewesen“, erinnert sich Raphaela Milke. Angesichts dieser Geschichte des Familienbetriebes habe es sie und ihre Schwester Martina schon etwas geschockt, als auf einmal Gerüchte über Nachfolgenutzungen wie Pilze aus dem Boden geschossen sind. Einmal habe es sogar geheißen, aus Gasthof Milke würde nun eine Moschee, ein anderes Mal, ein schwerreicher Essener Unternehmer würde da etwas planen.

Die Fuhlenbrocker Immobilie bleibt in Familienhand – Folgenutzung noch nicht geklärt

„Alles Unsinn“, so Raphaela Milke. Das Haus bleibe in der Familie, auch wenn ihre Schwester und Schwager demnächst Bottrop verlassen. Es werde umgebaut, wie die Räume genutzt werden, stehe noch nicht endgültig fest. Nur eben nicht mehr als Gastronomie.

Damit verliert Bottrop und vor allem der Fuhlenbrock ein weiteres bürgerliches Lokal, das für den Stadtteil und vor allem die Menschen dort zur Identität und Nachbarschaft gehörte. Den Anfang hatte bereits Haus Jakobsmeier Ecke Lindhorststraße / Im Fuhlenbrock gemacht. Dann strichen wenige Jahre später die Nachfolger von Familie End in Haus Lindemann ebenfalls die Segel. Seither ist auch dieses Gasthaus geschlossen.

Jetzt hält noch das Keglereck an der Wilhelm-Busch-Straße im Fuhlenbrock die bürgerliche Fahne hoch – nicht nur gastronomisch, sondern auch, wie der Name schon sagt, für die Kegelclubs aus der Nachbarschaft. Respekt, wer in der Speisegastronomie, aber auch in der Hotellerie, heute noch durchhält. Personalmangel, ein Berg von Regelungen und Vorschriften, aber auch die zuletzt wieder auf 19 Prozent angehobene Mehrwertsteuer lassen viele in der Branche kopfschüttelnd zurück.